Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von den Werkzeugen der Sprache.
alle starke Bewegungen und Anstrengungen des Kör-
pers Veränderungen in dem Athemholen hervor-
bringen, es bald langsamer bald geschwinder ma-
chen, oft auch eine Zeit lang ganz unterbrechen, ist
eine bekannte Sache. Aber auch die kleinsten Be-
wegungen geben zu Aenderungen Anlaß; etwan die
Augen auf einen andern Gegenstand hinwenden,
eine Hand nach etwas andern ausstrecken, ist oft
schon genug einen periodisch gehenden Athemzug irre
zu machen. Wir werden oft an uns bemerken, daß,
wenn wir eine Beschäftigung, sie sey so klein sie
will, die wir mit einer gleichförmigen Aufmerksam-
keit eine Zeit lang getrieben haben, zu Ende brin-
gen, wir tief athemholen, um uns zu einer an-
dern, die neue Kräfte erfordern wird, vorzuberei-
ten, oder auch nur die Geister, die wir durch un-
sere Anstrengung verloren zu haben glauben, wie-
der zu ersetzen. Wenn wir ruhig schlafen, ist unser
Athmen meist gleichförmig, und durch gleichlange
Zeiträume unterbrochen. Wie wir aber erwachen,
so ist unsere erste Verrichtung sehr tief Athem zu
holen um uns zu Gegenständen, die nun wieder
Thätigkeit erfordern werden, vorzubereiten. Wenn

jemand
E

Von den Werkzeugen der Sprache.
alle ſtarke Bewegungen und Anſtrengungen des Koͤr-
pers Veraͤnderungen in dem Athemholen hervor-
bringen, es bald langſamer bald geſchwinder ma-
chen, oft auch eine Zeit lang ganz unterbrechen, iſt
eine bekannte Sache. Aber auch die kleinſten Be-
wegungen geben zu Aenderungen Anlaß; etwan die
Augen auf einen andern Gegenſtand hinwenden,
eine Hand nach etwas andern ausſtrecken, iſt oft
ſchon genug einen periodiſch gehenden Athemzug irre
zu machen. Wir werden oft an uns bemerken, daß,
wenn wir eine Beſchaͤftigung, ſie ſey ſo klein ſie
will, die wir mit einer gleichfoͤrmigen Aufmerkſam-
keit eine Zeit lang getrieben haben, zu Ende brin-
gen, wir tief athemholen, um uns zu einer an-
dern, die neue Kraͤfte erfordern wird, vorzuberei-
ten, oder auch nur die Geiſter, die wir durch un-
ſere Anſtrengung verloren zu haben glauben, wie-
der zu erſetzen. Wenn wir ruhig ſchlafen, iſt unſer
Athmen meiſt gleichfoͤrmig, und durch gleichlange
Zeitraͤume unterbrochen. Wie wir aber erwachen,
ſo iſt unſere erſte Verrichtung ſehr tief Athem zu
holen um uns zu Gegenſtaͤnden, die nun wieder
Thaͤtigkeit erfordern werden, vorzubereiten. Wenn

jemand
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0093" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Werkzeugen der Sprache</hi>.</fw><lb/>
alle &#x017F;tarke Bewegungen und An&#x017F;trengungen des Ko&#x0364;r-<lb/>
pers Vera&#x0364;nderungen in dem Athemholen hervor-<lb/>
bringen, es bald lang&#x017F;amer bald ge&#x017F;chwinder ma-<lb/>
chen, oft auch eine Zeit lang ganz unterbrechen, i&#x017F;t<lb/>
eine bekannte Sache. Aber auch die klein&#x017F;ten Be-<lb/>
wegungen geben zu Aenderungen Anlaß; etwan die<lb/>
Augen auf einen andern Gegen&#x017F;tand hinwenden,<lb/>
eine Hand nach etwas andern aus&#x017F;trecken, i&#x017F;t oft<lb/>
&#x017F;chon genug einen periodi&#x017F;ch gehenden Athemzug irre<lb/>
zu machen. Wir werden oft an uns bemerken, daß,<lb/>
wenn wir eine Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung, &#x017F;ie &#x017F;ey &#x017F;o klein &#x017F;ie<lb/>
will, die wir mit einer gleichfo&#x0364;rmigen Aufmerk&#x017F;am-<lb/>
keit eine Zeit lang getrieben haben, zu Ende brin-<lb/>
gen, wir tief athemholen, um uns zu einer an-<lb/>
dern, die neue Kra&#x0364;fte erfordern wird, vorzuberei-<lb/>
ten, oder auch nur die Gei&#x017F;ter, die wir durch un-<lb/>
&#x017F;ere An&#x017F;trengung verloren zu haben glauben, wie-<lb/>
der zu er&#x017F;etzen. Wenn wir ruhig &#x017F;chlafen, i&#x017F;t un&#x017F;er<lb/>
Athmen mei&#x017F;t gleichfo&#x0364;rmig, und durch gleichlange<lb/>
Zeitra&#x0364;ume unterbrochen. Wie wir aber erwachen,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t un&#x017F;ere er&#x017F;te Verrichtung &#x017F;ehr tief Athem zu<lb/>
holen um uns zu Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden, die nun wieder<lb/>
Tha&#x0364;tigkeit erfordern werden, vorzubereiten. Wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw> <fw place="bottom" type="catch">jemand</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0093] Von den Werkzeugen der Sprache. alle ſtarke Bewegungen und Anſtrengungen des Koͤr- pers Veraͤnderungen in dem Athemholen hervor- bringen, es bald langſamer bald geſchwinder ma- chen, oft auch eine Zeit lang ganz unterbrechen, iſt eine bekannte Sache. Aber auch die kleinſten Be- wegungen geben zu Aenderungen Anlaß; etwan die Augen auf einen andern Gegenſtand hinwenden, eine Hand nach etwas andern ausſtrecken, iſt oft ſchon genug einen periodiſch gehenden Athemzug irre zu machen. Wir werden oft an uns bemerken, daß, wenn wir eine Beſchaͤftigung, ſie ſey ſo klein ſie will, die wir mit einer gleichfoͤrmigen Aufmerkſam- keit eine Zeit lang getrieben haben, zu Ende brin- gen, wir tief athemholen, um uns zu einer an- dern, die neue Kraͤfte erfordern wird, vorzuberei- ten, oder auch nur die Geiſter, die wir durch un- ſere Anſtrengung verloren zu haben glauben, wie- der zu erſetzen. Wenn wir ruhig ſchlafen, iſt unſer Athmen meiſt gleichfoͤrmig, und durch gleichlange Zeitraͤume unterbrochen. Wie wir aber erwachen, ſo iſt unſere erſte Verrichtung ſehr tief Athem zu holen um uns zu Gegenſtaͤnden, die nun wieder Thaͤtigkeit erfordern werden, vorzubereiten. Wenn jemand E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/93
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/93>, abgerufen am 23.11.2024.