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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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Beschlus von der Schul vnd Kunst
laten, vnd andere auch gefolget/ deren etliche daselbsten mit
Namen erzehlet werden. Denn solche gerühmbte
Singkunst/ auch bey den alten Heidnischem Teutschen im
Cornelius Ta-
citus de mor.
germ. Egin-
hard. in vita
Caroli M. Jor-
nandes de Go-
this.
gebrauch gewesen/ wie Cornelis Tacitus vnd andere von jh-
nen melden/ Carmina antiqua unum apud illos Annali-
um & memoriae genus,
das ist/ jhre Historien vnd ge-
dächtnüs würdige dinge/ seind bey jhnen in Reimen oder Lie-
der verfasset. Der Principal Anfänger der Teut-
schen Meister Singerey vnnd dieser Kunst ist gewesen/ Herr
Heinrich ein Thom Herr zu Maintz/ ein Teutscher Poct,
mit dem Zunamen/ Frawen Lob genandt/ dieweil er in
allen seinen Gedichten/ des weiblichen Geschlechts vnd Fra-
wenspersonen gantz ehrlich gedacht/ vnd jhre Tugenden hoch
gerühmet/ vnd herrlich her aus gestrichen hat. Er ist ge-
storben Anno Chri. 1317. am S. Andreae abend/ daselbst zu
D. Rivander
nder Fest-
Chronica
Spangenberg
Maintz/ vnd von den fürnembsten vnd Edelesten Frawen der
Stadt in einer herrlichen proceßion in eine fürnehme Kir-
chen zu Grab getragen/ von allen Frawen hertzlich betraw-
ret/ vnd sein Grab mit dem besten Wein dermassen bespren-
get vnd begossen/ daß die gantze Kirche damit befeuchtet wor-
den. Die Frawen haben auch alle kurtzweil in der Stadt
verboten/ keine Hochzeit halten lassen/ vnnd solcher gestalt
ein gantz halb Jahr vmb jhn getrawret vnnd leid getragen.
Auff dessen grab stehet volgendes Encomion sexus mulie-
bris,
das ist/ Frawen Lob/ an Statt eines Epitaphii oder
Grabschrifft/ welches er selbsten gemachet:

Wer Gottes Ordnung recht erkent/
Ein Weibesbild er gar nicht schendt/
Weil sie Gott auch erschaffen hat/
Aus seinem allein weisen Rath.
Neben

Beſchlus von der Schul vnd Kunſt
laten, vnd andere auch gefolget/ deren etliche daſelbſten mit
Namen erzehlet werden. Denn ſolche geruͤhmbte
Singkunſt/ auch bey den alten Heidniſchem Teutſchen im
Cornelius Ta-
citus de mor.
germ. Egin-
hard. in vita
Caroli M. Jor-
nandes de Go-
this.
gebrauch geweſen/ wie Cornelis Tacitus vnd andere von jh-
nen melden/ Carmina antiqua unum apud illos Annali-
um & memoriæ genus,
das iſt/ jhre Hiſtorien vnd ge-
daͤchtnuͤs wuͤrdige dinge/ ſeind bey jhnen in Reimen oder Lie-
der verfaſſet. Der Principal Anfaͤnger der Teut-
ſchen Meiſter Singerey vnnd dieſer Kunſt iſt geweſen/ Herr
Heinrich ein Thom Herr zu Maintz/ ein Teutſcher Poct,
mit dem Zunamen/ Frawen Lob genandt/ dieweil er in
allen ſeinen Gedichten/ des weiblichen Geſchlechts vnd Fra-
wensperſonen gantz ehrlich gedacht/ vnd jhre Tugenden hoch
geruͤhmet/ vnd herrlich her aus geſtrichen hat. Er iſt ge-
ſtorben Anno Chri. 1317. am S. Andreæ abend/ daſelbſt zu
D. Rivander
nder Feſt-
Chronica
Spangenberg
Maintz/ vnd von den fuͤrnembſten vnd Edeleſten Frawen der
Stadt in einer herrlichen proceßion in eine fuͤrnehme Kir-
chen zu Grab getragen/ von allen Frawen hertzlich betraw-
ret/ vnd ſein Grab mit dem beſten Wein dermaſſen beſpren-
get vnd begoſſen/ daß die gantze Kirche damit befeuchtet wor-
den. Die Frawen haben auch alle kurtzweil in der Stadt
verboten/ keine Hochzeit halten laſſen/ vnnd ſolcher geſtalt
ein gantz halb Jahr vmb jhn getrawret vnnd leid getragen.
Auff deſſen grab ſtehet volgendes Encomion ſexus mulie-
bris,
das iſt/ Frawen Lob/ an Statt eines Epitaphii oder
Grabſchrifft/ welches er ſelbſten gemachet:

Wer Gottes Ordnung recht erkent/
Ein Weibesbild er gar nicht ſchendt/
Weil ſie Gott auch erſchaffen hat/
Aus ſeinem allein weiſen Rath.
Neben
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[248/0260] Beſchlus von der Schul vnd Kunſt laten, vnd andere auch gefolget/ deren etliche daſelbſten mit Namen erzehlet werden. Denn ſolche geruͤhmbte Singkunſt/ auch bey den alten Heidniſchem Teutſchen im gebrauch geweſen/ wie Cornelis Tacitus vnd andere von jh- nen melden/ Carmina antiqua unum apud illos Annali- um & memoriæ genus, das iſt/ jhre Hiſtorien vnd ge- daͤchtnuͤs wuͤrdige dinge/ ſeind bey jhnen in Reimen oder Lie- der verfaſſet. Der Principal Anfaͤnger der Teut- ſchen Meiſter Singerey vnnd dieſer Kunſt iſt geweſen/ Herr Heinrich ein Thom Herr zu Maintz/ ein Teutſcher Poct, mit dem Zunamen/ Frawen Lob genandt/ dieweil er in allen ſeinen Gedichten/ des weiblichen Geſchlechts vnd Fra- wensperſonen gantz ehrlich gedacht/ vnd jhre Tugenden hoch geruͤhmet/ vnd herrlich her aus geſtrichen hat. Er iſt ge- ſtorben Anno Chri. 1317. am S. Andreæ abend/ daſelbſt zu Maintz/ vnd von den fuͤrnembſten vnd Edeleſten Frawen der Stadt in einer herrlichen proceßion in eine fuͤrnehme Kir- chen zu Grab getragen/ von allen Frawen hertzlich betraw- ret/ vnd ſein Grab mit dem beſten Wein dermaſſen beſpren- get vnd begoſſen/ daß die gantze Kirche damit befeuchtet wor- den. Die Frawen haben auch alle kurtzweil in der Stadt verboten/ keine Hochzeit halten laſſen/ vnnd ſolcher geſtalt ein gantz halb Jahr vmb jhn getrawret vnnd leid getragen. Auff deſſen grab ſtehet volgendes Encomion ſexus mulie- bris, das iſt/ Frawen Lob/ an Statt eines Epitaphii oder Grabſchrifft/ welches er ſelbſten gemachet: Cornelius Ta- citus de mor. germ. Egin- hard. in vita Caroli M. Jor- nandes de Go- this. D. Rivander nder Feſt- Chronica Spangenberg Wer Gottes Ordnung recht erkent/ Ein Weibesbild er gar nicht ſchendt/ Weil ſie Gott auch erſchaffen hat/ Aus ſeinem allein weiſen Rath. Neben

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/260>, abgerufen am 24.11.2024.