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Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616.

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Anhang von Allerhand Eich vnd
Apoteckern einerley Gewicht gefunden vnnd gebraucht/ dann das süsse Wasser
ist vberal einerley.

Churfür-
steus pro-
ceß.

Der ander proceß diß zu practicirn, ist deß Churfürstens/ vnd verhelt
sich also. Erstlich hat er als ein Liebhaber deß Teutschen Vatterlands (in dem
Er gern ein durchgehende gleichheit gestifftet hette im Gewicht/ Elen vnd Maaß)
sich der Lateinischen Wörter Libra vnd pondo abgethan/ vnd dafür gebraucht
das Teutsche Wort Marck/ das lautet ein Gemerck/ oder ein gezeichneter vnd
Was ein
Marck
vnnd sein
thailung.
Was lot
haisse im
Gehalt
oder Kern
caementirter Gewichtstein. Vnnd weil vnser brauch in Teutschland ist/ die
Marck in 2. 4. 8. 16. zuthailen/ vnnd das 16 thail ein Lot zunennen/ dahe-
ro wir ein jedes Geld vnd Silber so vnnd soviel löttig/ vnnd das fein Gold oder
Silber/ löttig nennen/ verstehe 16 löttig: vnd aber die Apotecker 2 lot für ein
Vntz zehlen: hat ers von der Cubiczahl wegen also sein lassen/ das ein Marck 8
Vntzen habe/ wie die Römische Vntzen hat 8 drachmas: derohalben er
auch 8 Marck Wassers genommen/ damit es (von seines besondern hochwich-
tigen fürhabens wegen) vberal mit 8 zugehe: dise nach dem Apoteckergewicht
abgewegene 8 Marck oder 512 drachmas Wassers hat er in ein hohes winck-
clrechtes gar glat außpolirtes Gefässe gegossen/ vnnd mit grossem fleiß gezeich-
net/ wie hoch es in demselben gestigen. Demnach hat er die lenge oder braitte am
Boden nach der Hand in soviel gleicher thail außgetheilt/ als jhme müglich ge-
weßt/ welches am sicheristen geschicht/ wann man erstlich in 2/ darnach ein je-
des wider in 2/ vnd also fort vnd fort thailet: Mit diser so zugerichten thailung
hat er die höch deß Wassers im Gefesse außgemessen/ Länge Braitte vnd Höhe in
einander multiplicirt, vnd die Cubicwurtzel gesucht: was nun die außgesagt/
dasselbig in ein lenge abgezeichnet/ welche mit grossem fleiß vnd subtilitet in sein
Buch eingezeichnet geweßt/ die hab ich befunden meiner puncten 95 lang.

Erhat auch als ein liebhaber der Geometri, den Mesolabum Platonis
gebraucht/ dardurch zwey modia proportionalia gesucht/ zwischen der
jnneren leng oder braitte am Boden/ vnd zwischen der höch deß Wassers/ vnd be-
funden daß das kleinere medium mit der vorigen lenge eintreffe: damit er ver-
gwist geweßt/ daß er weder zuvor im rechnen/ noch jetzo im handgriff/ nirgend ver-
stossen. Es ist noch nicht genug gewest/ er hat mit diser Leng auch ein würffel-
recht Gefesse oder Cubum zurichten lassen/ mit höchstem fleiß; hat die 512 drach-
mas
Wassers drein gegossen/ vnd befunden/ daß es darmit gerad angefüllet wor-
den: das hat nach meiner thailung halten müssen den Cubum von 95/ das ist
857375. Er aber hat das latus gethailt in 8 gleicher theil/ deren jeder einen
Würffel gibt zu einer draehma Wassers/ dann Radix von 512. ist 8.

Demnach hat er auß Glareano vnd Budaeo den Alt Römischen Schuch
auffgesucht/ welcher soll ein quadrantal gegeben haben zu 96 pfund Wassers
oder 9216 drachmis, davon besser oben. Wann aber 9261 (vnd also vmb
45 mehr) die Cubiczahl ist zu 21/ also solte der 21 thail desselben Römischen
Schuchs den Würffel zu einer Röm. drachma gegeben haben/ so doch/ das de-
ren nicht gar gerad 21/ sondern vmb ein dreissigistes thail weniger seyen; dann
diß ist die Wurtzel von 9216. Er hat aber befunden das sein Würffel zu der
Apotecker drachma, vnnd jener zu der Alt Römischen/ so gar genaw zusamen
treffen/ das seiner 21/ (deren Er 8 gehabt in seim latero) gleich das dreyssigste
thail von einem/ vber solchen Alt Römischen grössern Schuch außgangen.
Darmit abermals offenbar/ das der/ so vor zeiten inn dem grössern quadrantal
96 pfung gewegen/ vnnd jetzo der Apotecker/ so dem Churfürsten das Gewicht
zugestelt/ durchauß einerley drachmas gehabt.

Nicht ohn ist es/ daß der Churfürst hie nicht aller dings mit Villalpando

vnnd

Anhang von Allerhand Eich vnd
Apoteckern einerley Gewicht gefunden vnnd gebraucht/ dann das ſuͤſſe Waſſer
iſt vberal einerley.

Churfuͤr-
ſteus pro-
ceß.

Der ander proceß diß zu practicirn, iſt deß Churfuͤrſtens/ vnd verhelt
ſich alſo. Erſtlich hat er als ein Liebhaber deß Teutſchen Vatterlands (in dem
Er gern ein durchgehende gleichheit geſtifftet hette im Gewicht/ Elen vñ Maaß)
ſich der Lateiniſchen Woͤrter Libra vnd pondo abgethan/ vnd dafuͤr gebraucht
das Teutſche Wort Marck/ das lautet ein Gemerck/ oder ein gezeichneter vnd
Was ein
Marck
vnnd ſein
thailung.
Was lot
haiſſe im
Gehalt
oder Kern
cæmentirter Gewichtſtein. Vnnd weil vnſer brauch in Teutſchland iſt/ die
Marck in 2. 4. 8. 16. zuthailen/ vnnd das 16 thail ein Lot zunennen/ dahe-
ro wir ein jedes Geld vnd Silber ſo vnnd ſoviel loͤttig/ vnnd das fein Gold oder
Silber/ loͤttig nennen/ verſtehe 16 loͤttig: vnd aber die Apotecker 2 lot fuͤr ein
Vntz zehlen: hat ers von der Cubiczahl wegen alſo ſein laſſen/ das ein Marck 8
Vntzen habe/ wie die Roͤmiſche Vntzen hat 8 drachmas: derohalben er
auch 8 Marck Waſſers genommen/ damit es (von ſeines beſondern hochwich-
tigen fuͤrhabens wegen) vberal mit 8 zugehe: diſe nach dem Apoteckergewicht
abgewegene 8 Marck oder 512 drachmas Waſſers hat er in ein hohes winck-
clrechtes gar glat außpolirtes Gefaͤſſe gegoſſen/ vnnd mit groſſem fleiß gezeich-
net/ wie hoch es in demſelben geſtigen. Demnach hat er die lenge oder braitte am
Boden nach der Hand in ſoviel gleicher thail außgetheilt/ als jhme muͤglich ge-
weßt/ welches am ſicheriſten geſchicht/ wann man erſtlich in 2/ darnach ein je-
des wider in 2/ vnd alſo fort vnd fort thailet: Mit diſer ſo zugerichten thailung
hat er die hoͤch deß Waſſers im Gefeſſe außgemeſſen/ Laͤnge Braitte vñ Hoͤhe in
einander multiplicirt, vnd die Cubicwurtzel geſucht: was nun die außgeſagt/
dasſelbig in ein lenge abgezeichnet/ welche mit groſſem fleiß vnd ſubtilitet in ſein
Buch eingezeichnet geweßt/ die hab ich befunden meiner puncten 95 lang.

Erhat auch als ein liebhaber der Geometri, den Meſolabum Platonis
gebraucht/ dardurch zwey modia proportionalia geſucht/ zwiſchen der
jnneren leng oder braitte am Boden/ vnd zwiſchen der hoͤch deß Waſſers/ vnd be-
funden daß das kleinere medium mit der vorigen lenge eintreffe: damit er ver-
gwiſt geweßt/ daß er weder zuvor im rechnen/ noch jetzo im handgriff/ nirgend ver-
ſtoſſen. Es iſt noch nicht genug geweſt/ er hat mit diſer Leng auch ein wuͤrffel-
recht Gefeſſe oder Cubum zurichtẽ laſſen/ mit hoͤchſtem fleiß; hat die 512 drach-
mas
Waſſers drein gegoſſen/ vnd befunden/ daß es darmit gerad angefuͤllet wor-
den: das hat nach meiner thailung halten muͤſſen den Cubum von 95/ das iſt
857375. Er aber hat das latus gethailt in 8 gleicher theil/ deren jeder einen
Wuͤrffel gibt zu einer draehma Waſſers/ dann Radix von 512. iſt 8.

Demnach hat er auß Glareano vnd Budæo den Alt Roͤmiſchen Schuch
auffgeſucht/ welcher ſoll ein quadrantal gegeben haben zu 96 pfund Waſſers
oder 9216 drachmis, davon beſſer oben. Wann aber 9261 (vnd alſo vmb
45 mehr) die Cubiczahl iſt zu 21/ alſo ſolte der 21 thail deſſelben Roͤmiſchen
Schuchs den Wuͤrffel zu einer Roͤm. drachma gegeben haben/ ſo doch/ das de-
ren nicht gar gerad 21/ ſondern vmb ein dreiſſigiſtes thail weniger ſeyen; dann
diß iſt die Wurtzel von 9216. Er hat aber befunden das ſein Wuͤrffel zu der
Apotecker drachma, vnnd jener zu der Alt Roͤmiſchen/ ſo gar genaw zuſamen
treffen/ das ſeiner 21/ (deren Er 8 gehabt in ſeim latero) gleich das dreyſſigſte
thail von einem/ vber ſolchen Alt Roͤmiſchen groͤſſern Schuch außgangen.
Darmit abermals offenbar/ das der/ ſo vor zeiten inn dem groͤſſern quadrantal
96 pfung gewegen/ vnnd jetzo der Apotecker/ ſo dem Churfuͤrſten das Gewicht
zugeſtelt/ durchauß einerley drachmas gehabt.

Nicht ohn iſt es/ daß der Churfuͤrſt hie nicht aller dings mit Villalpando

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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616/102>, abgerufen am 21.11.2024.