Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.Aristarchus vor 2000 Jahren/ wie Archimedes das bezeuget. Ob sie nu wol Essentia vom Himmel gescheiden/ so ist sie aber nit tota Essentia von der Sonnen vnd andern Planeten geschaiden/ sondern participirt mit jhnen virtutem magneticam/ sonderlich mit dem Mond. Hiervon lautet mein Buch de Martedurch vnd durch. Ibid. Soll Kepler ein lautter sophisma physicum begehen/ in dem er anzeigt/ es seye nit zuverwundern/ das der grösseste vmgang Saturni so klein sein sol gegen der Obristen Bine der vnzalbaren fix Sternen/ wie klein jhne Copernicus durch einführung des vmbgangs der Erden machet: Dann das Lebendig Seurlin in der Hand sey auch gar klein gegen der grossen Meerschlangen/ die 120 Schuh lang gewest/ vnd sey doch so wol ein Thier als die Schlang: Item, Ein Mensch seye auch gar klein gegen der Erdenkugel/ vnnd sey doch im Menschen ein kleine Welt. Vnd solle man vil mehr Gott loben der so grosse dinge machen könd. Hierauff sagt Er 1. auff die gleichnussen/ Es sey ein sophisma physicum damit es aber nit außgericht. 2. sagt er (das ichs zusamen ziehe summarischer weise) wann ers zuvor sehe/ alßdann habe er vrsach Gott drüber zu loben: Man müß ims zuvor zeigen/ oder müß jhm sonst etwas zeigen (Fol. iiij) daran ers mercken könde/ das ein solliche weitte sey zwischen den Planeten vnd Saturno. Antwort. Copernicus vnd ich beweisen auß etlichen sichtbaren zaichen/ das die Erd vmb die Sonne herumb gehe. Wie wir diß beweisen/ das findet man in Copernici libris Revolutionum vnd in meinem buch de Marte. Wann dann war/ das die Erd also vmblauffe/ so folgt (wie D. Rößlin selber zugeben muß) das ein vnermessliche weitte sey zwischen den Planeten vnd zwischen den Fixsternen. Dis ist der Proceß in diser argumentation. Hie kommen nun die physici, objicirn vnd sagen: Es sey ein vnglaubliche sach/ das die Erde vmblauffen sol/ vnd weil sie vnser Astronomische beweiß nit verstehen/ vil weniger vmbstossen könden/ so machen sie sich an das jenige/ was darauß folget/ vnd sagen: Es sey vnglaublich vnd vngereimbt/ das ein solliche unermeßliche weitte Aristarchus vor 2000 Jahren/ wie Archimedes das bezeuget. Ob sie nu wol Essentia vom Himmel gescheiden/ so ist sie aber nit totâ Essentia von der Sonnen vnd andern Planeten geschaiden/ sondern participirt mit jhnen virtutem magneticam/ sonderlich mit dem Mond. Hiervon lautet mein Buch de Martedurch vnd durch. Ibid. Soll Kepler ein lautter sophisma physicum begehen/ in dem er anzeigt/ es seye nit zuverwundern/ das der grösseste vmgang Saturni so klein sein sol gegen der Obristen Bine der vnzalbaren fix Sternen/ wie klein jhne Copernicus durch einführung des vmbgangs der Erden machet: Dann das Lebendig Seurlin in der Hand sey auch gar klein gegen der grossen Meerschlangen/ die 120 Schuh lang gewest/ vnd sey doch so wol ein Thier als die Schlang: Item, Ein Mensch seye auch gar klein gegen der Erdenkugel/ vnnd sey doch im Menschen ein kleine Welt. Vnd solle man vil mehr Gott loben der so grosse dinge machen könd. Hierauff sagt Er 1. auff die gleichnussen/ Es sey ein sophisma physicum damit es aber nit außgericht. 2. sagt er (das ichs zusamen ziehe summarischer weise) wann ers zuvor sehe/ alßdann habe er vrsach Gott drüber zu loben: Man müß ims zuvor zeigen/ oder müß jhm sonst etwas zeigen (Fol. iiij) daran ers mercken könde/ das ein solliche weitte sey zwischen den Planeten vnd Saturno. Antwort. Copernicus vnd ich beweisen auß etlichen sichtbaren zaichen/ das die Erd vmb die Sonne herumb gehe. Wie wir diß beweisen/ das findet man in Copernici libris Revolutionum vnd in meinem buch de Marte. Wann dann war/ das die Erd also vmblauffe/ so folgt (wie D. Rößlin selber zugeben muß) das ein vnermessliche weitte sey zwischen den Planeten vnd zwischen den Fixsternen. Dis ist der Proceß in diser argumentation. Hie kommen nun die physici, objicirn vnd sagen: Es sey ein vnglaubliche sach/ das die Erde vmblauffen sol/ vnd weil sie vnser Astronomische beweiß nit verstehen/ vil weniger vmbstossen könden/ so machen sie sich an das jenige/ was darauß folget/ vnd sagen: Es sey vnglaublich vnd vngereimbt/ das ein solliche unermeßliche weitte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="[11]"/><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Aristarchus</foreign></hi> vor 2000 Jahren/ wie <hi rendition="#aq">Archimedes</hi> das bezeuget. </p> <p>Ob sie nu wol <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Essentia</foreign></hi> vom Himmel gescheiden/ so ist sie aber nit <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">totâ Essentia</foreign></hi> von der Sonnen vnd andern <hi rendition="#aq">Planeten</hi> geschaiden/ sondern <hi rendition="#aq">participirt</hi> mit jhnen <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">virtutem magneticam</foreign></hi>/ sonderlich mit dem Mond. Hiervon lautet mein Buch <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">de Marte</foreign></hi>durch vnd durch. </p> <p><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Ibid.</foreign></hi> Soll Kepler ein lautter <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sophisma physicum</foreign></hi> begehen/ in dem er anzeigt/ es seye nit zuverwundern/ das der grösseste vmgang <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Saturni</foreign></hi> so klein sein sol gegen der Obristen Bine der vnzalbaren <hi rendition="#aq">fix</hi> Sternen/ wie klein jhne <hi rendition="#aq">Copernicus</hi> durch einführung des vmbgangs der Erden machet: Dann das Lebendig Seurlin in der Hand sey auch gar klein gegen der grossen Meerschlangen/ die 120 Schuh lang gewest/ vnd sey doch so wol ein Thier als die Schlang: <hi rendition="#aq">Item</hi>, Ein Mensch seye auch gar klein gegen der Erdenkugel/ vnnd sey doch im Menschen ein kleine Welt. Vnd solle man vil mehr Gott loben der so grosse dinge machen könd.</p> <p>Hierauff sagt Er 1. auff die gleichnussen/ Es sey ein <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sophisma physicum</foreign></hi> damit es aber nit außgericht. 2. sagt er (das ichs zusamen ziehe <hi rendition="#aq">summarischer</hi> weise) wann ers zuvor sehe/ alßdann habe er vrsach Gott drüber zu loben: Man müß ims zuvor zeigen/ oder müß jhm sonst etwas zeigen (<hi rendition="#aq">Fol.</hi> iiij) daran ers mercken könde/ das ein solliche weitte sey zwischen den Planeten vnd <hi rendition="#aq">Saturno.</hi> Antwort. <hi rendition="#aq">Copernicus</hi> vnd ich beweisen auß etlichen sichtbaren zaichen/ das die Erd vmb die Sonne herumb gehe. Wie wir diß beweisen/ das findet man in <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Copernici libris Revolutionum</foreign></hi>vnd in meinem buch <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">de Marte.</foreign></hi> Wann dann war/ das die Erd also vmblauffe/ so folgt (wie D. Rößlin selber zugeben muß) das ein vnermessliche weitte sey zwischen den <hi rendition="#aq">Planeten</hi> vnd zwischen den <hi rendition="#aq">Fix</hi>sternen. Dis ist der Proceß in diser <hi rendition="#aq">argumentation.</hi></p> <p>Hie kommen nun die <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">physici,</foreign> objicirn</hi> vnd sagen: Es sey ein vnglaubliche sach/ das die Erde vmblauffen sol/ vnd weil sie vnser <hi rendition="#aq">Astronomi</hi>sche beweiß nit verstehen/ vil weniger vmbstossen könden/ so machen sie sich an das jenige/ was darauß folget/ vnd sagen: Es sey vnglaublich vnd vngereimbt/ das ein solliche unermeßliche weitte </p> </div> </body> </text> </TEI> [[11]/0013]
Aristarchus vor 2000 Jahren/ wie Archimedes das bezeuget.
Ob sie nu wol Essentia vom Himmel gescheiden/ so ist sie aber nit totâ Essentia von der Sonnen vnd andern Planeten geschaiden/ sondern participirt mit jhnen virtutem magneticam/ sonderlich mit dem Mond. Hiervon lautet mein Buch de Martedurch vnd durch.
Ibid. Soll Kepler ein lautter sophisma physicum begehen/ in dem er anzeigt/ es seye nit zuverwundern/ das der grösseste vmgang Saturni so klein sein sol gegen der Obristen Bine der vnzalbaren fix Sternen/ wie klein jhne Copernicus durch einführung des vmbgangs der Erden machet: Dann das Lebendig Seurlin in der Hand sey auch gar klein gegen der grossen Meerschlangen/ die 120 Schuh lang gewest/ vnd sey doch so wol ein Thier als die Schlang: Item, Ein Mensch seye auch gar klein gegen der Erdenkugel/ vnnd sey doch im Menschen ein kleine Welt. Vnd solle man vil mehr Gott loben der so grosse dinge machen könd.
Hierauff sagt Er 1. auff die gleichnussen/ Es sey ein sophisma physicum damit es aber nit außgericht. 2. sagt er (das ichs zusamen ziehe summarischer weise) wann ers zuvor sehe/ alßdann habe er vrsach Gott drüber zu loben: Man müß ims zuvor zeigen/ oder müß jhm sonst etwas zeigen (Fol. iiij) daran ers mercken könde/ das ein solliche weitte sey zwischen den Planeten vnd Saturno. Antwort. Copernicus vnd ich beweisen auß etlichen sichtbaren zaichen/ das die Erd vmb die Sonne herumb gehe. Wie wir diß beweisen/ das findet man in Copernici libris Revolutionum vnd in meinem buch de Marte. Wann dann war/ das die Erd also vmblauffe/ so folgt (wie D. Rößlin selber zugeben muß) das ein vnermessliche weitte sey zwischen den Planeten vnd zwischen den Fixsternen. Dis ist der Proceß in diser argumentation.
Hie kommen nun die physici, objicirn vnd sagen: Es sey ein vnglaubliche sach/ das die Erde vmblauffen sol/ vnd weil sie vnser Astronomische beweiß nit verstehen/ vil weniger vmbstossen könden/ so machen sie sich an das jenige/ was darauß folget/ vnd sagen: Es sey vnglaublich vnd vngereimbt/ das ein solliche unermeßliche weitte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-12-10T13:26:34Z)
Weitere Informationen:Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135) Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135). Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |