Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.so gehöret D. Rößlino folgende Antwort: Das vns freilich daß Gesicht bey erkundigung diser grösse nit verlasse/ so wenig vnd weniger als bey erweisung deß vmblauffs der Erden. Dann wir bawen nit den vmbgang deß Erdreichs auff die grosse weitte der Welt/ sondern zum widerspill folgt dise grösse auß der Erden lauff/ vnnd werden bayde samptlich auff die anzeigung deß Gesichts erbawet/ wie in Copernico vnd meo libro de Marte zusehen. Ibid. Sagt D. Rößlin dise erdichte grösse der Welt lobe Gott eben so wenig/ als wenn einer von mehr Welten sagen wolte/ vnangesehen Gott deren wol mehr erschaffen köndte. Antwort. Jch hab auch nit einen sollichen Fechtsprung gethan/ das ich meinen stand (zubeweisen das es nichts vngereimbts) verlassen/ vnd mich hinder den Altar in die Theologiam verkrochen hette/ Jch hab mit anziehung der grossen macht Gottes nit geprediget/ sondern argumentirt vnd angezeigt/ wa der fähl sey/ daß dise grosse Welt D. Rößlino vnd seines gleichen so vngereimet fürkomme: nemblich an dem/ daß wir Menschen so klein seyen/ vnd es nit bedencken. Dann wir nit die Welt für groß/ sondern vns für klein außschreyen solten: sintemal Gott keine grösse nit groß sey. Das hab ich erwisen/ mit bekanten Exemplis. Dann was soll es wunder sein/ das sphaera fixarum soll dreytausentmal höher sein dann Saturnus, ist doch Saturnus zwölfftausent mall höher dann die Erdkugel/ das weiß man zu allen seitten. Wann Gott ein schöne proportz ersehen/ so ist jhm keine grösse zu groß/ das er nit solte darzu kommen. Wir Menschen aber sehen nit auff solliche proportiones, vnnd entsetzen vns vergeblich ob der vnermeßlichen grösse. Hab also nit argumentiert a posse ad esse,(ward vnvonnöthen) sondern a posse ad absurdum non esse. Vnd hab die proportionem probabilem die ich für daß Ebenbild diser vnermeslichen grösse halte/ hinzu gesetzt/ die Röslinus mit dem wenigsten Wort nit gerührt/ da sie doch daß nötigiste membrum an meinem beweiß ist. Ibid. D. Röslin. Diese vngereimpte lehr von beweglichhait der Erden/ hat auch dem Kepplero sein gantze Physicam zerstört/ das er der Erden zuschreibet principatum Actionum coelestium. so gehöret D. Rößlino folgende Antwort: Das vns freilich daß Gesicht bey erkundigung diser grösse nit verlasse/ so wenig vnd weniger als bey erweisung deß vmblauffs der Erden. Dann wir bawen nit den vmbgang deß Erdreichs auff die grosse weitte der Welt/ sondern zum widerspill folgt dise grösse auß der Erden lauff/ vnnd werden bayde samptlich auff die anzeigung deß Gesichts erbawet/ wie in Copernico vnd meo libro de Marte zusehen. Ibid. Sagt D. Rößlin dise erdichte grösse der Welt lobe Gott eben so wenig/ als wenn einer von mehr Welten sagen wolte/ vnangesehen Gott deren wol mehr erschaffen köndte. Antwort. Jch hab auch nit einen sollichen Fechtsprung gethan/ das ich meinen stand (zubeweisen das es nichts vngereimbts) verlassen/ vnd mich hinder den Altar in die Theologiam verkrochen hette/ Jch hab mit anziehung der grossen macht Gottes nit geprediget/ sondern argumentirt vnd angezeigt/ wa der fähl sey/ daß dise grosse Welt D. Rößlino vnd seines gleichen so vngereimet fürkomme: nemblich an dem/ daß wir Menschen so klein seyen/ vnd es nit bedencken. Dann wir nit die Welt für groß/ sondern vns für klein außschreyen solten: sintemal Gott keine grösse nit groß sey. Das hab ich erwisen/ mit bekanten Exemplis. Dann was soll es wunder sein/ das sphaera fixarum soll dreytausentmal höher sein dann Saturnus, ist doch Saturnus zwölfftausent mall höher dann die Erdkugel/ das weiß man zu allen seitten. Wann Gott ein schöne proportz ersehen/ so ist jhm keine grösse zu groß/ das er nit solte darzu kommen. Wir Menschen aber sehen nit auff solliche proportiones, vnnd entsetzen vns vergeblich ob der vnermeßlichen grösse. Hab also nit argumentiert à posse ad esse,(ward vnvonnöthen) sondern à posse ad absurdum non esse. Vnd hab die proportionem probabilem die ich für daß Ebenbild diser vnermeslichen grösse halte/ hinzu gesetzt/ die Röslinus mit dem wenigsten Wort nit gerührt/ da sie doch daß nötigiste membrum an meinem beweiß ist. Ibid. D. Röslin. Diese vngereimpte lehr von beweglichhait der Erden/ hat auch dem Kepplero sein gantze Physicam zerstört/ das er der Erden zuschreibet principatum Actionum coelestium. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="[13]"/> so gehöret D. Rößlino folgende Antwort: Das vns freilich daß Gesicht bey erkundigung diser grösse nit verlasse/ so wenig vnd weniger als bey erweisung deß vmblauffs der Erden. Dann wir bawen nit den vmbgang deß Erdreichs auff die grosse weitte der Welt/ sondern zum widerspill folgt dise grösse auß der Erden lauff/ vnnd werden bayde samptlich auff die anzeigung deß Gesichts erbawet/ wie in <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Copernico</foreign></hi> vnd <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">meo libro de Marte</foreign></hi> zusehen. </p> <p><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Ibid.</foreign></hi> Sagt D. Rößlin dise erdichte grösse der Welt lobe Gott eben so wenig/ als wenn einer von mehr Welten sagen wolte/ vnangesehen Gott deren wol mehr erschaffen köndte. Antwort. Jch hab auch nit einen sollichen Fechtsprung gethan/ das ich meinen stand (zubeweisen das es nichts vngereimbts) verlassen/ vnd mich hinder den Altar in die <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Theologiam</foreign></hi> verkrochen hette/ Jch hab mit anziehung der grossen macht Gottes nit geprediget/ sondern <hi rendition="#aq">argumentirt</hi> vnd angezeigt/ wa der fähl sey/ daß dise grosse Welt D. Rößlino vnd seines gleichen so vngereimet fürkomme: nemblich an dem/ daß wir Menschen so klein seyen/ vnd es nit bedencken. Dann wir nit die Welt für groß/ sondern vns für klein außschreyen solten: sintemal Gott keine grösse nit groß sey. Das hab ich erwisen/ mit bekanten <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Exemplis.</foreign></hi> Dann was soll es wunder sein/ das <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">sphaera fixarum</foreign></hi> soll dreytausentmal höher sein dann <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Saturnus</foreign></hi>, ist doch <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Saturnus</foreign></hi> zwölfftausent mall höher dann die Erdkugel/ das weiß man zu allen seitten. Wann Gott ein schöne proportz ersehen/ so ist jhm keine grösse zu groß/ das er nit solte darzu kommen. Wir Menschen aber sehen nit auff solliche <hi rendition="#aq">proportiones</hi>, vnnd entsetzen vns vergeblich ob der vnermeßlichen grösse. Hab also nit <hi rendition="#aq">argumentiert à posse ad esse,</hi>(ward vnvonnöthen) sondern <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">à posse ad absurdum non esse</foreign></hi>. Vnd hab die <hi rendition="#aq">proportionem probabilem</hi> die ich für daß Ebenbild diser vnermeslichen grösse halte/ hinzu gesetzt/ die Röslinus mit dem wenigsten Wort nit gerührt/ da sie doch daß nötigiste <hi rendition="#aq">membrum</hi> an meinem beweiß ist. </p> <p><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Ibid.</foreign></hi> D. Röslin. Diese vngereimpte lehr von beweglichhait der Erden/ hat auch dem Kepplero sein gantze <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Physicam</foreign></hi> zerstört/ das er der Erden zuschreibet <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">principatum Actionum coelestium.</foreign></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [[13]/0015]
so gehöret D. Rößlino folgende Antwort: Das vns freilich daß Gesicht bey erkundigung diser grösse nit verlasse/ so wenig vnd weniger als bey erweisung deß vmblauffs der Erden. Dann wir bawen nit den vmbgang deß Erdreichs auff die grosse weitte der Welt/ sondern zum widerspill folgt dise grösse auß der Erden lauff/ vnnd werden bayde samptlich auff die anzeigung deß Gesichts erbawet/ wie in Copernico vnd meo libro de Marte zusehen.
Ibid. Sagt D. Rößlin dise erdichte grösse der Welt lobe Gott eben so wenig/ als wenn einer von mehr Welten sagen wolte/ vnangesehen Gott deren wol mehr erschaffen köndte. Antwort. Jch hab auch nit einen sollichen Fechtsprung gethan/ das ich meinen stand (zubeweisen das es nichts vngereimbts) verlassen/ vnd mich hinder den Altar in die Theologiam verkrochen hette/ Jch hab mit anziehung der grossen macht Gottes nit geprediget/ sondern argumentirt vnd angezeigt/ wa der fähl sey/ daß dise grosse Welt D. Rößlino vnd seines gleichen so vngereimet fürkomme: nemblich an dem/ daß wir Menschen so klein seyen/ vnd es nit bedencken. Dann wir nit die Welt für groß/ sondern vns für klein außschreyen solten: sintemal Gott keine grösse nit groß sey. Das hab ich erwisen/ mit bekanten Exemplis. Dann was soll es wunder sein/ das sphaera fixarum soll dreytausentmal höher sein dann Saturnus, ist doch Saturnus zwölfftausent mall höher dann die Erdkugel/ das weiß man zu allen seitten. Wann Gott ein schöne proportz ersehen/ so ist jhm keine grösse zu groß/ das er nit solte darzu kommen. Wir Menschen aber sehen nit auff solliche proportiones, vnnd entsetzen vns vergeblich ob der vnermeßlichen grösse. Hab also nit argumentiert à posse ad esse,(ward vnvonnöthen) sondern à posse ad absurdum non esse. Vnd hab die proportionem probabilem die ich für daß Ebenbild diser vnermeslichen grösse halte/ hinzu gesetzt/ die Röslinus mit dem wenigsten Wort nit gerührt/ da sie doch daß nötigiste membrum an meinem beweiß ist.
Ibid. D. Röslin. Diese vngereimpte lehr von beweglichhait der Erden/ hat auch dem Kepplero sein gantze Physicam zerstört/ das er der Erden zuschreibet principatum Actionum coelestium.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-25T20:48:33Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-12-10T13:26:34Z)
Weitere Informationen:Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135) Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135). Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |