Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.Jahr vnsers Herrn Christi/ vnd die sach nit gnuegsam erwogen/ wie an seinem ort soll offenbar werden. Keppler. Jch müste mich sehr in den Polacken/ den ich nie gesehen/ verliebt haben/ wann ich jhme citra rationes gefolgt hette: secundum illud: Si quis amat ranam, ranam putat esse Dianam. Vnd wie were Herr Moestlinus darzu kommen/ wellicher etliche Jahr zuvor eben dise meine mainung/ doch mir vnwissend/ gar weileuffig vnnd stattlich in publicis lectionibus et orationibus defendirt. D. Röslin wöll erinnert sein/ das er zuvor vnd ehe dann er herfür kommet/ Herrn Moestlini rationeszur hand bringe/ vnd wol erwege. D. Röslin. Es were Kepplern zu wünschen/ das er in ermeltem Tractat bey obermelten Epithetis: inconnexi, stulti, et creduli gebliben were/ vnd nit auch falsum begangen hette/ da er die alte Historicos vnrecht allegirt. Keppler. Das ist wol ein schlimmer handel/ das einer also mit der Warheit ins geschrey kommen soll. Muß gleich beichten/ doch mit einer Einred/ das D. Rößlin der sachen in vil weg zuvil thue. Dann er anfangs frembde sachen einführet/ nur Rach zu vben: sintemall dise quaestio jme nichts gibt oder nimbt/ sonsten ich jme wegen der getrewlichen vnnd besserlichen erinnerung wolte danck gesagt haben. Zum Andern/ so ist das nit gnuegsamlich bewisen/ wann einer auff einigerley weiß die Authores vnrecht allegirt, das er darumb falsum begangen. Dann kund/ was in juremit disen Worten gmaint werde. Wöll derohalben D. Rößlin diß falsum begehen wider zu sich nehmen/ vnd mich dessen entladen. Fürs Dritt/ redet er large, die alte Historicos vnrecht allgirn, das ist den ainzigen Cornelium Tacitum. Oder Einen authorem vnrecht allegirn, das ist/ Einen ainzigen locum auß jme. Es hette dann D. Rößlin deren mehr gefunden: so bin ich zufriden/ vnd halt es für eine notturfft/ das ers citra studium obtrectandi, vnnd mit des Lesers nutzen/ an Tag bringe. Hierzwischen will ich berichten/ wie es mir mit diesem einigen ergangen/ der mir selber/ ohne D. Rösßlins anzaigen/ schon lengst bewust gewest. Jahr vnsers Herrn Christi/ vnd die sach nit gnuegsam erwogen/ wie an seinem ort soll offenbar werden. Keppler. Jch müste mich sehr in den Polacken/ den ich nie gesehen/ verliebt haben/ wann ich jhme citra rationes gefolgt hette: secundum illud: Si quis amat ranam, ranam putat esse Dianam. Vnd wie were Herr Moestlinus darzu kommen/ wellicher etliche Jahr zuvor eben dise meine mainung/ doch mir vnwissend/ gar weileuffig vnnd stattlich in publicis lectionibus et orationibus defendirt. D. Röslin wöll erinnert sein/ das er zuvor vnd ehe dann er herfür kommet/ Herrn Moestlini rationeszur hand bringe/ vnd wol erwege. D. Röslin. Es were Kepplern zu wünschen/ das er in ermeltem Tractat bey obermelten Epithetis: inconnexi, stulti, et creduli gebliben were/ vnd nit auch falsum begangen hette/ da er die alte Historicos vnrecht allegirt. Keppler. Das ist wol ein schlimmer handel/ das einer also mit der Warheit ins geschrey kommen soll. Muß gleich beichten/ doch mit einer Einred/ das D. Rößlin der sachen in vil weg zuvil thue. Dann er anfangs frembde sachen einführet/ nur Rach zu vben: sintemall dise quaestio jme nichts gibt oder nimbt/ sonsten ich jme wegen der getrewlichen vnnd besserlichen erinnerung wolte danck gesagt haben. Zum Andern/ so ist das nit gnuegsamlich bewisen/ wann einer auff einigerley weiß die Authores vnrecht allegirt, das er darumb falsum begangen. Dann kund/ was in juremit disen Worten gmaint werde. Wöll derohalben D. Rößlin diß falsum begehen wider zu sich nehmen/ vnd mich dessen entladen. Fürs Dritt/ redet er largè, die alte Historicos vnrecht allgirn, das ist den ainzigen Cornelium Tacitum. Oder Einen authorem vnrecht allegirn, das ist/ Einen ainzigen locum auß jme. Es hette dann D. Rößlin deren mehr gefunden: so bin ich zufriden/ vnd halt es für eine notturfft/ das ers citra studium obtrectandi, vnnd mit des Lesers nutzen/ an Tag bringe. Hierzwischen will ich berichten/ wie es mir mit diesem einigen ergangen/ der mir selber/ ohne D. Rösßlins anzaigen/ schon lengst bewust gewest. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="[44]"/> Jahr vnsers Herrn Christi/ vnd die sach nit gnuegsam erwogen/ wie an seinem ort soll offenbar werden. </p> <p>Keppler. 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Jahr vnsers Herrn Christi/ vnd die sach nit gnuegsam erwogen/ wie an seinem ort soll offenbar werden.
Keppler. Jch müste mich sehr in den Polacken/ den ich nie gesehen/ verliebt haben/ wann ich jhme citra rationes gefolgt hette: secundum illud: Si quis amat ranam, ranam putat esse Dianam. Vnd wie were Herr Moestlinus darzu kommen/ wellicher etliche Jahr zuvor eben dise meine mainung/ doch mir vnwissend/ gar weileuffig vnnd stattlich in publicis lectionibus et orationibus defendirt. D. Röslin wöll erinnert sein/ das er zuvor vnd ehe dann er herfür kommet/ Herrn Moestlini rationeszur hand bringe/ vnd wol erwege.
D. Röslin. Es were Kepplern zu wünschen/ das er in ermeltem Tractat bey obermelten Epithetis: inconnexi, stulti, et creduli gebliben were/ vnd nit auch falsum begangen hette/ da er die alte Historicos vnrecht allegirt.
Keppler. Das ist wol ein schlimmer handel/ das einer also mit der Warheit ins geschrey kommen soll. Muß gleich beichten/ doch mit einer Einred/ das D. Rößlin der sachen in vil weg zuvil thue. Dann er anfangs frembde sachen einführet/ nur Rach zu vben: sintemall dise quaestio jme nichts gibt oder nimbt/ sonsten ich jme wegen der getrewlichen vnnd besserlichen erinnerung wolte danck gesagt haben. Zum Andern/ so ist das nit gnuegsamlich bewisen/ wann einer auff einigerley weiß die Authores vnrecht allegirt, das er darumb falsum begangen. Dann kund/ was in juremit disen Worten gmaint werde. Wöll derohalben D. Rößlin diß falsum begehen wider zu sich nehmen/ vnd mich dessen entladen. Fürs Dritt/ redet er largè, die alte Historicos vnrecht allgirn, das ist den ainzigen Cornelium Tacitum. Oder Einen authorem vnrecht allegirn, das ist/ Einen ainzigen locum auß jme. Es hette dann D. Rößlin deren mehr gefunden: so bin ich zufriden/ vnd halt es für eine notturfft/ das ers citra studium obtrectandi, vnnd mit des Lesers nutzen/ an Tag bringe.
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Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription.
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Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-12-10T13:26:34Z)
Weitere Informationen:Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135) Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135). Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.
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