Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

oder nahent darbey? Venerem hat Braheus Anno 1582. in ipsissima coniunctione cum Sole secundum longitudinem gesehen/ da doch Venus zwischen der Sonnen vnd zwischen der Erden gestanden/ da man doch deß Mondts/ der so viel grösser scheinet als Venus, einen Tag oder zween erwarten muß/ bis er von der Sonnen herfür kömpt/ ehe dann man jhn sieht.

Also frage ich auch/ warvmb die Fixsternen nicht verfinstert werden vom Saturno, dann Saturnus, sagt D. Feselius, hat selber kein Liecht/ so folget/ daß er mit dem halben theil von der Sonnen vber sich finster seye/ vnd einen Schatten mache/ welcher wol hundertmal grösser dann der Schatten von dem Erdtboden/ vnnd wann der Saturnus drey scrupula in diametro hette/ so were er nach Copernici Astronomia so groß als die Sonne/ vnnd würde demnach seinen Schatten nicht zu spitzen/ sondern biß an die fixas werffen: wie dann die fixae gleich vber Saturno stehen sollen/ wann Ptolomaeus wahr hat.

Wann aber schon die Sterne all jhr Liecht von der Sonnen hetten/ so würde drumb nicht folgen/ daß solches Liecht in der Planeten Cörpern also vnvermählicht behalten/ vnd in jhren eygenen corporibus nicht tingiret werden solte. Dann der Sonnen Liecht ist hie auff Erden auch einerley: tingiret vnnd färbet sich aber in allen superficiebus, vnd nimbt solche Farben an sich/ wie es die findet/ führet sie auch mit jhme darvon in eines jeden zusehenden Menschen Augen/ vnd an alle superficies luce secunda illustratas.

Ob aber nur allein diß Liecht/ oder auch sonsten ein Ausfluß auß den corporibus stellarum jhre qualitates zu vns hervnter bringe/ darvon ist droben num. 29.

Bleibt also darbey/ daß die Farben vnnd Eygenschafften der Planeten a posteriori gar wol/ die müglichkeit aber a priori gleichsfalls ziemlich erwiesen werden köndte: vnnd mit den Farben die Sach so richtig/ daß man gar wol drauff als ein gewisse Sache/ zu bauwen habe/ so viel darauff zu bauwen ist. Darmit dann der vierdte Theil von D. Feselii Schrifft erleutert ist.



Tiijr

oder nahent darbey? Venerem hat Braheus Anno 1582. in ipsissima coniunctione cum Sole secundum longitudinem gesehen/ da doch Venus zwischen der Sonnen vnd zwischen der Erden gestanden/ da man doch deß Mondts/ der so viel grösser scheinet als Venus, einen Tag oder zween erwarten muß/ bis er von der Sonnen herfür kömpt/ ehe dann man jhn sieht.

Also frage ich auch/ warvmb die Fixsternen nicht verfinstert werden vom Saturno, dann Saturnus, sagt D. Feselius, hat selber kein Liecht/ so folget/ daß er mit dem halben theil von der Sonnen vber sich finster seye/ vnd einen Schatten mache/ welcher wol hundertmal grösser dann der Schatten von dem Erdtboden/ vnnd wann der Saturnus drey scrupula in diametro hette/ so were er nach Copernici Astronomia so groß als die Sonne/ vnnd würde demnach seinen Schatten nicht zu spitzen/ sondern biß an die fixas werffen: wie dann die fixae gleich vber Saturno stehen sollen/ wann Ptolomaeus wahr hat.

Wann aber schon die Sterne all jhr Liecht von der Sonnen hetten/ so würde drumb nicht folgen/ daß solches Liecht in der Planeten Cörpern also vnvermählicht behalten/ vnd in jhren eygenen corporibus nicht tingiret werden solte. Dann der Sonnen Liecht ist hie auff Erden auch einerley: tingiret vnnd färbet sich aber in allen superficiebus, vnd nimbt solche Farben an sich/ wie es die findet/ führet sie auch mit jhme darvon in eines jeden zusehenden Menschen Augen/ vnd an alle superficies luce secunda illustratas.

Ob aber nur allein diß Liecht/ oder auch sonsten ein Ausfluß auß den corporibus stellarum jhre qualitates zu vns hervnter bringe/ darvon ist droben num. 29.

Bleibt also darbey/ daß die Farben vnnd Eygenschafften der Planeten à posteriori gar wol/ die müglichkeit aber à priori gleichsfalls ziemlich erwiesen werden köndte: vnnd mit den Farben die Sach so richtig/ daß man gar wol drauff als ein gewisse Sache/ zu bauwen habe/ so viel darauff zu bauwen ist. Darmit dann der vierdte Theil von D. Feselii Schrifft erleutert ist.



Tiijr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0168" n="[Tiijr]"/>
oder nahent darbey? <hi rendition="#aq">Venerem </hi>hat <hi rendition="#aq">Braheus Anno 1582. in ipsissima coniunctione cum Sole secundum
               longitudinem</hi> gesehen/ da doch <hi rendition="#aq">Venus </hi>zwischen der Sonnen
             vnd zwischen der Erden gestanden/ da man doch deß Mondts/ der so viel grösser scheinet
             als <hi rendition="#aq">Venus, </hi>einen Tag oder zween erwarten muß/ bis er von der
             Sonnen herfür kömpt/ ehe dann man jhn sieht. </p>
          <p> Also frage ich auch/ warvmb die <hi rendition="#aq">Fix</hi>sternen nicht verfinstert
             werden vom <hi rendition="#aq">Saturno,</hi> dann <hi rendition="#aq">Saturnus,
             </hi>sagt <hi rendition="#aq">D. Feselius, </hi>hat selber kein Liecht/ so folget/ daß
             er mit dem halben theil von der Sonnen vber sich finster seye/ vnd einen Schatten mache/
             welcher wol hundertmal grösser dann der Schatten von dem Erdtboden/ vnnd wann der <hi rendition="#aq">Saturnus </hi>drey <hi rendition="#aq">scrupula in diametro
             </hi>hette/ so were er nach <hi rendition="#aq">Copernici Astronomia</hi> so groß als
             die Sonne/ vnnd würde demnach seinen Schatten nicht zu spitzen/ sondern biß an die <hi rendition="#aq">fixas </hi>werffen: wie dann die <hi rendition="#aq">fixae </hi>gleich
             vber <hi rendition="#aq">Saturno </hi>stehen sollen/ wann <hi rendition="#aq">Ptolomaeus
             </hi>wahr hat. </p>
          <p> Wann aber schon die Sterne all jhr Liecht von der Sonnen hetten/ so würde drumb nicht
             folgen/ daß solches Liecht in der Planeten Cörpern also vnvermählicht behalten/ vnd in
             jhren eygenen <hi rendition="#aq">corporibus</hi> nicht tingiret werden solte. Dann der
             Sonnen Liecht ist hie auff Erden auch einerley: tingiret vnnd färbet sich aber in allen <hi rendition="#aq">superficiebus,</hi> vnd nimbt solche Farben an sich/ wie es die
             findet/ führet sie auch mit jhme darvon in eines jeden zusehenden Menschen Augen/ vnd an
             alle <hi rendition="#aq">superficies luce secunda illustratas</hi>. </p>
          <p> Ob aber nur allein diß Liecht/ oder auch sonsten ein Ausfluß auß den <hi rendition="#aq">corporibus stellarum </hi>jhre <hi rendition="#aq">qualitates </hi>zu vns
             hervnter bringe/ darvon ist droben <hi rendition="#aq">num.</hi> 29. </p>
          <p> Bleibt also darbey/ daß die Farben vnnd Eygenschafften der Planeten <hi rendition="#aq">à posteriori</hi> gar wol/ die müglichkeit aber <hi rendition="#aq">à
               priori </hi>gleichsfalls ziemlich erwiesen werden köndte: vnnd mit den Farben die Sach
             so richtig/ daß man gar wol drauff als ein gewisse Sache/ zu bauwen habe/ so viel
             darauff zu bauwen ist. Darmit dann der vierdte Theil von <hi rendition="#aq">D.
               Feselii</hi> Schrifft erleutert ist. </p>
        </div><lb/>
      </div><lb/>
      <fw type="sig" place="bottom">Tiijr</fw>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Tiijr]/0168] oder nahent darbey? Venerem hat Braheus Anno 1582. in ipsissima coniunctione cum Sole secundum longitudinem gesehen/ da doch Venus zwischen der Sonnen vnd zwischen der Erden gestanden/ da man doch deß Mondts/ der so viel grösser scheinet als Venus, einen Tag oder zween erwarten muß/ bis er von der Sonnen herfür kömpt/ ehe dann man jhn sieht. Also frage ich auch/ warvmb die Fixsternen nicht verfinstert werden vom Saturno, dann Saturnus, sagt D. Feselius, hat selber kein Liecht/ so folget/ daß er mit dem halben theil von der Sonnen vber sich finster seye/ vnd einen Schatten mache/ welcher wol hundertmal grösser dann der Schatten von dem Erdtboden/ vnnd wann der Saturnus drey scrupula in diametro hette/ so were er nach Copernici Astronomia so groß als die Sonne/ vnnd würde demnach seinen Schatten nicht zu spitzen/ sondern biß an die fixas werffen: wie dann die fixae gleich vber Saturno stehen sollen/ wann Ptolomaeus wahr hat. Wann aber schon die Sterne all jhr Liecht von der Sonnen hetten/ so würde drumb nicht folgen/ daß solches Liecht in der Planeten Cörpern also vnvermählicht behalten/ vnd in jhren eygenen corporibus nicht tingiret werden solte. Dann der Sonnen Liecht ist hie auff Erden auch einerley: tingiret vnnd färbet sich aber in allen superficiebus, vnd nimbt solche Farben an sich/ wie es die findet/ führet sie auch mit jhme darvon in eines jeden zusehenden Menschen Augen/ vnd an alle superficies luce secunda illustratas. Ob aber nur allein diß Liecht/ oder auch sonsten ein Ausfluß auß den corporibus stellarum jhre qualitates zu vns hervnter bringe/ darvon ist droben num. 29. Bleibt also darbey/ daß die Farben vnnd Eygenschafften der Planeten à posteriori gar wol/ die müglichkeit aber à priori gleichsfalls ziemlich erwiesen werden köndte: vnnd mit den Farben die Sach so richtig/ daß man gar wol drauff als ein gewisse Sache/ zu bauwen habe/ so viel darauff zu bauwen ist. Darmit dann der vierdte Theil von D. Feselii Schrifft erleutert ist. Tiijr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/168
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Tiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/168>, abgerufen am 18.05.2024.