Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.nach dem Göttlichen in die Hertzen eyngebildeten Gesetz auff dieser Welt vmbwandeln soll/ oder aber/ da diß nicht geschehe/ alsdann jhme selber eygnes Fleisses vnd Vnderwindens die wolverdiente Straaff auff den Rücken ziehen müsse: in dem der abfallende böse Gottlose Hauff sich zusammen rottet/ Dieb/ Mörder/ Räuber werden/ räuberische Völcker auffkommen/ welche hernach andere mehr bescheidene in der Furcht halten/ daß sie der Gerechtigkeit anhängig bleiben/ vnd zu Erhaltung deroselben gute Ordnungen auffrichten/ vnd wo sie endtlich auch auß den Schrancken weichen/ vnd zu vbertretten anfahen/ dieselbige durch Verhängnuß Gottes feindlich bedrängen/ vberziehen/ plündern/ in erbärmliche Dienstbarkeit führen: vnd hiermit das menschliche Geschlecht gewitziget/ vnd mit solcher Züchtigung widervmb auff die rechte Baan Göttlicher Gerechtigkeit geleyttet werde: Vnnd in Summa auch der Gottlose/ welcher ein Theil deß menschlichen Geschlechts/ vnnd also auch deß Geschöpffs Gottes ist/ demjenigen guten/ welchen Gott selbst jhme vorgesetzt/ dienstlich seyn müsse. Ob ichs mit dieser Außlegung getroffen/ laß ich/ wie gesagt/ andere vrtheilen: Einmal gebens die exempla in specie, was hie in genere von der Allmächtigen Weißheit/ die Gott in Erschaffung deß menschlichen Geschlechts erwiesen/ fürgegeben wirdt: daß nemlich Gott der Herr allen Fällen/ dardurch sein allerheyligster Fürsatz vnnd Zweck verhindert werden möchte/ so weißlich fürgebauwet/ daß auch der Abfall deß Menschens/ vnnd die sündige Art zu solchem Fürsatz dienstlich seyn muß: ob wol derselbige heylige Fürsatz Gottes ohne die Sünde viel stattlicher/ heyliger vnd ansehnlicher von dem Menschen erreychet hette werden mögen. II. Zum Exempel erjnnere sich der Leser/ daß diß ein Theil von dem Fürsatz Gottes/ bey Erschaffung deß menschlichen Geschlechts gewest/ daß Mann vnnd Weib mit einander Kinder zeugen/ vnd hierdurch das menschliche Geschlecht auch in dieser Welt/ Ar
nach dem Göttlichen in die Hertzen eyngebildeten Gesetz auff dieser Welt vmbwandeln soll/ oder aber/ da diß nicht geschehe/ alsdann jhme selber eygnes Fleisses vnd Vnderwindens die wolverdiente Straaff auff den Rücken ziehen müsse: in dem der abfallende böse Gottlose Hauff sich zusammen rottet/ Dieb/ Mörder/ Räuber werden/ räuberische Völcker auffkommen/ welche hernach andere mehr bescheidene in der Furcht halten/ daß sie der Gerechtigkeit anhängig bleiben/ vnd zu Erhaltung deroselben gute Ordnungen auffrichten/ vnd wo sie endtlich auch auß den Schrancken weichen/ vnd zu vbertretten anfahen/ dieselbige durch Verhängnuß Gottes feindlich bedrängen/ vberziehen/ plündern/ in erbärmliche Dienstbarkeit führen: vnd hiermit das menschliche Geschlecht gewitziget/ vnd mit solcher Züchtigung widervmb auff die rechte Baan Göttlicher Gerechtigkeit geleyttet werde: Vnnd in Summa auch der Gottlose/ welcher ein Theil deß menschlichen Geschlechts/ vnnd also auch deß Geschöpffs Gottes ist/ demjenigen guten/ welchen Gott selbst jhme vorgesetzt/ dienstlich seyn müsse. Ob ichs mit dieser Außlegung getroffen/ laß ich/ wie gesagt/ andere vrtheilen: Einmal gebens die exempla in specie, was hie in genere von der Allmächtigen Weißheit/ die Gott in Erschaffung deß menschlichen Geschlechts erwiesen/ fürgegeben wirdt: daß nemlich Gott der Herr allen Fällen/ dardurch sein allerheyligster Fürsatz vnnd Zweck verhindert werden möchte/ so weißlich fürgebauwet/ daß auch der Abfall deß Menschens/ vnnd die sündige Art zu solchem Fürsatz dienstlich seyn muß: ob wol derselbige heylige Fürsatz Gottes ohne die Sünde viel stattlicher/ heyliger vnd ansehnlicher von dem Menschen erreychet hette werden mögen. II. Zum Exempel erjnnere sich der Leser/ daß diß ein Theil von dem Fürsatz Gottes/ bey Erschaffung deß menschlichen Geschlechts gewest/ daß Mann vnnd Weib mit einander Kinder zeugen/ vnd hierdurch das menschliche Geschlecht auch in dieser Welt/ Ar
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="[Ar]"/> nach dem Göttlichen in die Hertzen eyngebildeten Gesetz auff dieser Welt vmbwandeln soll/ oder aber/ da diß nicht geschehe/ alsdann jhme selber eygnes Fleisses vnd Vnderwindens die wolverdiente Straaff auff den Rücken ziehen müsse: in dem der abfallende böse Gottlose Hauff sich zusammen rottet/ Dieb/ Mörder/ Räuber werden/ räuberische Völcker auffkommen/ welche hernach andere mehr bescheidene in der Furcht halten/ daß sie der Gerechtigkeit anhängig bleiben/ vnd zu Erhaltung deroselben gute Ordnungen auffrichten/ vnd wo sie endtlich auch auß den Schrancken weichen/ vnd zu vbertretten anfahen/ dieselbige durch Verhängnuß Gottes feindlich bedrängen/ vberziehen/ plündern/ in erbärmliche Dienstbarkeit führen: vnd hiermit das menschliche Geschlecht gewitziget/ vnd mit solcher Züchtigung widervmb auff die rechte Baan Göttlicher Gerechtigkeit geleyttet werde: Vnnd in Summa auch der Gottlose/ welcher ein Theil deß menschlichen Geschlechts/ vnnd also auch deß Geschöpffs Gottes ist/ demjenigen guten/ welchen Gott selbst jhme vorgesetzt/ dienstlich seyn müsse. </p> <p> Ob ichs mit dieser Außlegung getroffen/ laß ich/ wie gesagt/ andere vrtheilen: Einmal gebens <hi rendition="#aq">die exempla in specie</hi>, was hie in genere von der Allmächtigen Weißheit/ die Gott in Erschaffung deß menschlichen Geschlechts erwiesen/ fürgegeben wirdt: daß nemlich Gott der Herr allen Fällen/ dardurch sein allerheyligster Fürsatz vnnd Zweck verhindert werden möchte/ so weißlich fürgebauwet/ daß auch der Abfall deß Menschens/ vnnd die sündige Art zu solchem Fürsatz dienstlich seyn muß: ob wol derselbige heylige Fürsatz Gottes ohne die Sünde viel stattlicher/ heyliger vnd ansehnlicher von dem Menschen erreychet hette werden mögen. </p> </div><lb/> <div n="2"> <head>II. </head><lb/> <p> Zum Exempel erjnnere sich der Leser/ daß diß ein Theil von dem Fürsatz Gottes/ bey Erschaffung deß menschlichen Geschlechts gewest/ daß Mann vnnd Weib mit einander Kinder zeugen/ vnd hierdurch das menschliche Geschlecht auch in dieser Welt/ <fw type="sig" place="bottom">Ar</fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Ar]/0020]
nach dem Göttlichen in die Hertzen eyngebildeten Gesetz auff dieser Welt vmbwandeln soll/ oder aber/ da diß nicht geschehe/ alsdann jhme selber eygnes Fleisses vnd Vnderwindens die wolverdiente Straaff auff den Rücken ziehen müsse: in dem der abfallende böse Gottlose Hauff sich zusammen rottet/ Dieb/ Mörder/ Räuber werden/ räuberische Völcker auffkommen/ welche hernach andere mehr bescheidene in der Furcht halten/ daß sie der Gerechtigkeit anhängig bleiben/ vnd zu Erhaltung deroselben gute Ordnungen auffrichten/ vnd wo sie endtlich auch auß den Schrancken weichen/ vnd zu vbertretten anfahen/ dieselbige durch Verhängnuß Gottes feindlich bedrängen/ vberziehen/ plündern/ in erbärmliche Dienstbarkeit führen: vnd hiermit das menschliche Geschlecht gewitziget/ vnd mit solcher Züchtigung widervmb auff die rechte Baan Göttlicher Gerechtigkeit geleyttet werde: Vnnd in Summa auch der Gottlose/ welcher ein Theil deß menschlichen Geschlechts/ vnnd also auch deß Geschöpffs Gottes ist/ demjenigen guten/ welchen Gott selbst jhme vorgesetzt/ dienstlich seyn müsse.
Ob ichs mit dieser Außlegung getroffen/ laß ich/ wie gesagt/ andere vrtheilen: Einmal gebens die exempla in specie, was hie in genere von der Allmächtigen Weißheit/ die Gott in Erschaffung deß menschlichen Geschlechts erwiesen/ fürgegeben wirdt: daß nemlich Gott der Herr allen Fällen/ dardurch sein allerheyligster Fürsatz vnnd Zweck verhindert werden möchte/ so weißlich fürgebauwet/ daß auch der Abfall deß Menschens/ vnnd die sündige Art zu solchem Fürsatz dienstlich seyn muß: ob wol derselbige heylige Fürsatz Gottes ohne die Sünde viel stattlicher/ heyliger vnd ansehnlicher von dem Menschen erreychet hette werden mögen.
II.
Zum Exempel erjnnere sich der Leser/ daß diß ein Theil von dem Fürsatz Gottes/ bey Erschaffung deß menschlichen Geschlechts gewest/ daß Mann vnnd Weib mit einander Kinder zeugen/ vnd hierdurch das menschliche Geschlecht auch in dieser Welt/
Ar
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |