Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.zusammenfalle. Diß gehet aber mir gar wol eyn. D. Feselius sagt/ es sey der Physic zuwider/ Jch sage nein: stehet auff dem Beweiß. D. Feselius wils abermal auß heyliger Schrifft beweisen/ die den Himmel ein Feste heisse. Antwort/ Die Gelehrten in der Hebraischen Spraach geben das Wort Raquia, eine Außdehnung oder Außspannung/ in dem Verstandt/ daß Gott zwischen Wasser vnd Wasser habe auß Wasser ein dünneres durchsichtiges Wesen per attenuationem gemacht/ vnnd die Matery/ so zuvor gar eng vnd nahe beyeinander gewest/ in ein vnermeßlichen Raum oder spacium außgespannen: Wie man ein zusammen gelegt Kleyd von einander thut/ wie im 104. Psalmen steht/ daß der Himmel außgebreittet/ expandirt wie ein Teppich/ vnd oben mit Wasser gewelbet sey/ tecta aquis superiora eius. Dasselbige Wasser zwar mag wol gefroren/ vnd also ein sphaera crystallina vnd warhafftige Feste seyn: Aber die Sterne seynd nicht in deroselben Dicke drinnen/ sondern wie Moses bezeugt/ in dem nidrigern/ vnter diesem Gewölb eyngeschlossenen expanso, oder himmlischen Lufft: Welches expansum Wasser von Wasser scheidet/ das ist/ beyde Wasser vnden vnnd oben berühret/ vnnd von einander theilet/ vnd also von der Erden biß an das eusserste Wasser gehet vnd außgespannen ist/ also daß auch die Vögel drinnen fliehen. Hie führet Feselius auch einen Spruch auß Job eyn/ der zwar viel anderst in meiner Teutschen Bibel/ nemlich nicht vom Himmel/ sondern von Wolcken lautet/ daß sie außgebreyttet/ vnnd fest stehen wie ein gegossener Spiegel: Derohalben es nicht so richtig auff Feselii Seitten mit dem Hebraischen seyn muß. Auch seyndt etliche die es zwar vom Himmel verstehen/ aber darvmb nicht auff eine solche Härtigkeit ziehen/ sondern diß allein zugeben/ daß der Himmel nicht herabfalle/ sondern fest stehe/ anzusehen/ wie ein außgespannene Zelt/ Ja wie ein Spiegel auß Ertz gegossen/ aber darvmb nicht ein hartes Corpus habe wie ein Eysen/ Dann am selbigen Ort nicht die Physica profitirt, sondern allein das jenige angezogen Giijv
zusammenfalle. Diß gehet aber mir gar wol eyn. D. Feselius sagt/ es sey der Physic zuwider/ Jch sage nein: stehet auff dem Beweiß. D. Feselius wils abermal auß heyliger Schrifft beweisen/ die den Himmel ein Feste heisse. Antwort/ Die Gelehrten in der Hebraischen Spraach geben das Wort Raquia, eine Außdehnung oder Außspannung/ in dem Verstandt/ daß Gott zwischen Wasser vnd Wasser habe auß Wasser ein dünneres durchsichtiges Wesen per attenuationem gemacht/ vnnd die Matery/ so zuvor gar eng vnd nahe beyeinander gewest/ in ein vnermeßlichen Raum oder spacium außgespannen: Wie man ein zusammen gelegt Kleyd von einander thut/ wie im 104. Psalmen steht/ daß der Himmel außgebreittet/ expandirt wie ein Teppich/ vnd oben mit Wasser gewelbet sey/ tecta aquis superiora eius. Dasselbige Wasser zwar mag wol gefroren/ vnd also ein sphaera crystallina vnd warhafftige Feste seyn: Aber die Sterne seynd nicht in deroselben Dicke drinnen/ sondern wie Moses bezeugt/ in dem nidrigern/ vnter diesem Gewölb eyngeschlossenen expanso, oder himmlischen Lufft: Welches expansum Wasser von Wasser scheidet/ das ist/ beyde Wasser vnden vnnd oben berühret/ vnnd von einander theilet/ vnd also von der Erden biß an das eusserste Wasser gehet vnd außgespannen ist/ also daß auch die Vögel drinnen fliehen. Hie führet Feselius auch einen Spruch auß Job eyn/ der zwar viel anderst in meiner Teutschen Bibel/ nemlich nicht vom Himmel/ sondern von Wolcken lautet/ daß sie außgebreyttet/ vnnd fest stehen wie ein gegossener Spiegel: Derohalben es nicht so richtig auff Feselii Seitten mit dem Hebraischen seyn muß. Auch seyndt etliche die es zwar vom Himmel verstehen/ aber darvmb nicht auff eine solche Härtigkeit ziehen/ sondern diß allein zugeben/ daß der Himmel nicht herabfalle/ sondern fest stehe/ anzusehen/ wie ein außgespannene Zelt/ Ja wie ein Spiegel auß Ertz gegossen/ aber darvmb nicht ein hartes Corpus habe wie ein Eysen/ Dann am selbigen Ort nicht die Physica profitirt, sondern allein das jenige angezogen Giijv
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Hie führet Feselius auch einen Spruch auß Job eyn/ der zwar viel anderst in meiner Teutschen Bibel/ nemlich nicht vom Himmel/ sondern von Wolcken lautet/ daß sie außgebreyttet/ vnnd fest stehen wie ein gegossener Spiegel: Derohalben es nicht so richtig auff Feselii Seitten mit dem Hebraischen seyn muß. Auch seyndt etliche die es zwar vom Himmel verstehen/ aber darvmb nicht auff eine solche Härtigkeit ziehen/ sondern diß allein zugeben/ daß der Himmel nicht herabfalle/ sondern fest stehe/ anzusehen/ wie ein außgespannene Zelt/ Ja wie ein Spiegel auß Ertz gegossen/ aber darvmb nicht ein hartes Corpus habe wie ein Eysen/ Dann am selbigen Ort nicht die Physica profitirt, sondern allein das jenige angezogen
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(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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