Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Erden vnd lässet die himmlische Lufft zwischen vns vnd jhr allerdings kalt vnd vngehitzet/ nemlich durch speciem immateriatam, jhres Liechts/ vnd gar nicht durch jhren schnellen Lauff/ dann jhr schneller Lauff rühret vns nicht an/ sondern jhre species immateriata lucis, die rühret vns an/ contactu proprio, also/ daß sie auch wiedervmb von dem Erdtboden angerühret vnd widerschlagen/ auch in durchsichtigen liquoribus oder corporibus gefärbet werden mag. Hieher gehöret der 104. Psalm : Du machest Finsternuß/ daß nacht wirdt: da regen sich alle wilde Thier: Wann aber die Sonn auffgehet/ heben sie sich darvon/ vnd legen sich in jhre Löcher : So gehet dann der Mensch auß an seine Arbeyt/ vnnd an sein Ackerwerck biß an den Abendt. Vnd achte ich Aristoteles in seinem obangezogenen Spruch habe viel hierauff gesehen. Hieher gehöret auch die Wärme von herzunahung der Sonnen/ vnd die dannenhero erfolgende lebendigmachung aller Kräutter vnnd Gewächs im Frühling/ vnd die Fruchtbarkeit aller Thier vervrsachet/ dann dieses alles zwar nicht per modum originis auß dem Himmel folget/ sondern per modum regiminis, durch den Himmel geleytet vnd gemässiget wirdt. Jn gleichem hieher zu referiren/ daß man schreibet/ wie in Cucomoria, vnter der Moschowiter Gebiet ein Geschlecht von Menschen seyn sollen/ die gegen dem Winter/ wann sie nun schier die Sonn gantz vnd gar verliehren/ gantz ersterben/ vnnd im Frühling wider aufferstehen. Es mag auch hierauß Vrsach gegeben werden/ etlicher bewegungen der Winde/ welches an sein Ort gestellet wirdt. Sonderlich hab ich in meinem Buch de Martis motibus angezeigt/ wie durch die species immateriatas Lunae et Terrae, mutuo commeantes, der Ab- vnd Zulauff deß Meers zu erweisen vnd zu demonstrirn seye: Da auch ein contactus geschicht speciei immateriatae magneticae fluentis ex corpore Lunae, mit dem Meerwasser/ welcher contactus nicht superficialiter oben hin/ sondern gar corporaliter durch die gantze Dicke deß Meerwassers zugehet. Jiiijv
Erden vnd lässet die himmlische Lufft zwischen vns vnd jhr allerdings kalt vnd vngehitzet/ nemlich durch speciem immateriatam, jhres Liechts/ vnd gar nicht durch jhren schnellen Lauff/ dann jhr schneller Lauff rühret vns nicht an/ sondern jhre species immateriata lucis, die rühret vns an/ contactu proprio, also/ daß sie auch wiedervmb von dem Erdtboden angerühret vnd widerschlagen/ auch in durchsichtigen liquoribus oder corporibus gefärbet werden mag. Hieher gehöret der 104. Psalm : Du machest Finsternuß/ daß nacht wirdt: da regen sich alle wilde Thier: Wann aber die Sonn auffgehet/ heben sie sich darvon/ vnd legen sich in jhre Löcher : So gehet dann der Mensch auß an seine Arbeyt/ vnnd an sein Ackerwerck biß an den Abendt. Vnd achte ich Aristoteles in seinem obangezogenen Spruch habe viel hierauff gesehen. Hieher gehöret auch die Wärme von herzunahung der Sonnen/ vnd die dannenhero erfolgende lebendigmachung aller Kräutter vnnd Gewächs im Frühling/ vnd die Fruchtbarkeit aller Thier vervrsachet/ dann dieses alles zwar nicht per modum originis auß dem Himmel folget/ sondern per modum regiminis, durch den Himmel geleytet vnd gemässiget wirdt. Jn gleichem hieher zu referiren/ daß man schreibet/ wie in Cucomoria, vnter der Moschowiter Gebiet ein Geschlecht von Menschen seyn sollen/ die gegen dem Winter/ wann sie nun schier die Sonn gantz vnd gar verliehren/ gantz ersterben/ vnnd im Frühling wider aufferstehen. Es mag auch hierauß Vrsach gegeben werden/ etlicher bewegungen der Winde/ welches an sein Ort gestellet wirdt. Sonderlich hab ich in meinem Buch de Martis motibus angezeigt/ wie durch die species immateriatas Lunae et Terrae, mutuo commeantes, der Ab- vnd Zulauff deß Meers zu erweisen vnd zu demonstrirn seye: Da auch ein contactus geschicht speciei immateriatae magneticae fluentis ex corpore Lunae, mit dem Meerwasser/ welcher contactus nicht superficialiter oben hin/ sondern gar corporaliter durch die gantze Dicke deß Meerwassers zugehet. Jiiijv
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Hieher gehöret der 104. Psalm : Du machest Finsternuß/ daß nacht wirdt: da regen sich alle wilde Thier: Wann aber die Sonn auffgehet/ heben sie sich darvon/ vnd legen sich in jhre Löcher : So gehet dann der Mensch auß an seine Arbeyt/ vnnd an sein Ackerwerck biß an den Abendt. Vnd achte ich Aristoteles in seinem obangezogenen Spruch habe viel hierauff gesehen.
Hieher gehöret auch die Wärme von herzunahung der Sonnen/ vnd die dannenhero erfolgende lebendigmachung aller Kräutter vnnd Gewächs im Frühling/ vnd die Fruchtbarkeit aller Thier vervrsachet/ dann dieses alles zwar nicht per modum originis auß dem Himmel folget/ sondern per modum regiminis, durch den Himmel geleytet vnd gemässiget wirdt.
Jn gleichem hieher zu referiren/ daß man schreibet/ wie in Cucomoria, vnter der Moschowiter Gebiet ein Geschlecht von Menschen seyn sollen/ die gegen dem Winter/ wann sie nun schier die Sonn gantz vnd gar verliehren/ gantz ersterben/ vnnd im Frühling wider aufferstehen.
Es mag auch hierauß Vrsach gegeben werden/ etlicher bewegungen der Winde/ welches an sein Ort gestellet wirdt. Sonderlich hab ich in meinem Buch de Martis motibus angezeigt/ wie durch die species immateriatas Lunae et Terrae, mutuo commeantes, der Ab- vnd Zulauff deß Meers zu erweisen vnd zu demonstrirn seye: Da auch ein contactus geschicht speciei immateriatae magneticae fluentis ex corpore Lunae, mit dem Meerwasser/ welcher contactus nicht superficialiter oben hin/ sondern gar corporaliter durch die gantze Dicke deß Meerwassers zugehet.
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(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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