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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§ 75. Oberharzer Potaschenprobe.

2) Kaltthun (Abdampfen). Zur Ausscheidung des in
dem Schwefelsalze enthaltenen Schwefelbleies öffnet man die
Muffelmündung behuf Zutritts von Luft zu den Proben, ernie-
drigt die Temperatur (bei Holzkohlenmuffelöfen durch Schliessen
der Luftlöcher, bei Steinkohlenöfen durch unterlassenes Schüren,
(S. 50), bis die anfangs hellglühenden und Dämpfe hauptsächlich
von Kochsalz entlassenden Scherben dunkel glühen und das
Dampfen fast aufgehört hat (10--15 Minuten). Bei dem Zutritt
der Luft wird obiges Schwefelsalz unter Bildung von schwefel-
saurem Kali und einem Theile schwefelsaurem Bleioxyd zersetzt,
während ein Theil Schwefelblei unverändert bleibt; es soll dann
beim nun folgenden

3) zweiten Heissthun während 10--15 Min. durch Ein-
wirkung des Bleisulphates auf den noch unzersetzten Bleiglanz
metallisches Blei ausgeschieden werden,
[Formel 1] wenn man die richtige Zeit hat kalt gehen lassen. Dauerte das
Kaltgehn zu lang, so bildet sich im Verhältniss zum unzerlegten
Bleiglanz zu viel Bleisulphat und bei der Reaction beider auf
einander in der letzten Periode entsteht verschlackbares Bleioxyd:
[Formel 2] ,
bei zu kurzem Kaltgehen aber ebenfalls in der Schlacke verblei-
bendes Unterschwefelblei:
[Formel 3] .

Da man kein wahrnehmbares Merkmal für die richtige Zeit
des Kaltgehens hat, so muss man bei Erzen etc. mit noch un-
bekanntem Verhalten Proben bei verschiedener Dauer des Kalt-
gehens machen, dann beobachten, bei welcher Zeit das Bleiaus-
bringen am grössten ist und für die Folge diese Zeitdauer bei-
behalten.

Nach Beendigung der dritten Periode nimmt man die Proben
heraus (S. 26), lässt sie auf einem Probenblech erkalten, ent-
schlackt die Könige und wiegt sie meist nur bis auf 1 Pfd.
aus.

Bei gut gerathenen Proben befindet sich über einem ge-Beurtheilung
der Proben

schmeidigen, bleigrauen, matten Könige die völlig geflossene
Schlacke mit der vollständig getrennten Kochsalzdecke, je nach
vorhanden en Metalloxyden verschieden gefärbt. Ein mit einer
dunkeln spröden Steinschicht (Pb) umgebener König deutet auf
zu kurzes Kaltgehn, ein ganz blankes Korn auf zu hohe

§ 75. Oberharzer Potaschenprobe.

2) Kaltthun (Abdampfen). Zur Ausscheidung des in
dem Schwefelsalze enthaltenen Schwefelbleies öffnet man die
Muffelmündung behuf Zutritts von Luft zu den Proben, ernie-
drigt die Temperatur (bei Holzkohlenmuffelöfen durch Schliessen
der Luftlöcher, bei Steinkohlenöfen durch unterlassenes Schüren,
(S. 50), bis die anfangs hellglühenden und Dämpfe hauptsächlich
von Kochsalz entlassenden Scherben dunkel glühen und das
Dampfen fast aufgehört hat (10—15 Minuten). Bei dem Zutritt
der Luft wird obiges Schwefelsalz unter Bildung von schwefel-
saurem Kali und einem Theile schwefelsaurem Bleioxyd zersetzt,
während ein Theil Schwefelblei unverändert bleibt; es soll dann
beim nun folgenden

3) zweiten Heissthun während 10—15 Min. durch Ein-
wirkung des Bleisulphates auf den noch unzersetzten Bleiglanz
metallisches Blei ausgeschieden werden,
[Formel 1] wenn man die richtige Zeit hat kalt gehen lassen. Dauerte das
Kaltgehn zu lang, so bildet sich im Verhältniss zum unzerlegten
Bleiglanz zu viel Bleisulphat und bei der Reaction beider auf
einander in der letzten Periode entsteht verschlackbares Bleioxyd:
[Formel 2] ,
bei zu kurzem Kaltgehen aber ebenfalls in der Schlacke verblei-
bendes Unterschwefelblei:
[Formel 3] .

Da man kein wahrnehmbares Merkmal für die richtige Zeit
des Kaltgehens hat, so muss man bei Erzen etc. mit noch un-
bekanntem Verhalten Proben bei verschiedener Dauer des Kalt-
gehens machen, dann beobachten, bei welcher Zeit das Bleiaus-
bringen am grössten ist und für die Folge diese Zeitdauer bei-
behalten.

Nach Beendigung der dritten Periode nimmt man die Proben
heraus (S. 26), lässt sie auf einem Probenblech erkalten, ent-
schlackt die Könige und wiegt sie meist nur bis auf 1 Pfd.
aus.

Bei gut gerathenen Proben befindet sich über einem ge-Beurtheilung
der Proben

schmeidigen, bleigrauen, matten Könige die völlig geflossene
Schlacke mit der vollständig getrennten Kochsalzdecke, je nach
vorhanden en Metalloxyden verschieden gefärbt. Ein mit einer
dunkeln spröden Steinschicht (Pb) umgebener König deutet auf
zu kurzes Kaltgehn, ein ganz blankes Korn auf zu hohe

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[153/0191] § 75. Oberharzer Potaschenprobe. 2) Kaltthun (Abdampfen). Zur Ausscheidung des in dem Schwefelsalze enthaltenen Schwefelbleies öffnet man die Muffelmündung behuf Zutritts von Luft zu den Proben, ernie- drigt die Temperatur (bei Holzkohlenmuffelöfen durch Schliessen der Luftlöcher, bei Steinkohlenöfen durch unterlassenes Schüren, (S. 50), bis die anfangs hellglühenden und Dämpfe hauptsächlich von Kochsalz entlassenden Scherben dunkel glühen und das Dampfen fast aufgehört hat (10—15 Minuten). Bei dem Zutritt der Luft wird obiges Schwefelsalz unter Bildung von schwefel- saurem Kali und einem Theile schwefelsaurem Bleioxyd zersetzt, während ein Theil Schwefelblei unverändert bleibt; es soll dann beim nun folgenden 3) zweiten Heissthun während 10—15 Min. durch Ein- wirkung des Bleisulphates auf den noch unzersetzten Bleiglanz metallisches Blei ausgeschieden werden, [FORMEL] wenn man die richtige Zeit hat kalt gehen lassen. Dauerte das Kaltgehn zu lang, so bildet sich im Verhältniss zum unzerlegten Bleiglanz zu viel Bleisulphat und bei der Reaction beider auf einander in der letzten Periode entsteht verschlackbares Bleioxyd: [FORMEL], bei zu kurzem Kaltgehen aber ebenfalls in der Schlacke verblei- bendes Unterschwefelblei: [FORMEL]. Da man kein wahrnehmbares Merkmal für die richtige Zeit des Kaltgehens hat, so muss man bei Erzen etc. mit noch un- bekanntem Verhalten Proben bei verschiedener Dauer des Kalt- gehens machen, dann beobachten, bei welcher Zeit das Bleiaus- bringen am grössten ist und für die Folge diese Zeitdauer bei- behalten. Nach Beendigung der dritten Periode nimmt man die Proben heraus (S. 26), lässt sie auf einem Probenblech erkalten, ent- schlackt die Könige und wiegt sie meist nur bis auf 1 Pfd. aus. Bei gut gerathenen Proben befindet sich über einem ge- schmeidigen, bleigrauen, matten Könige die völlig geflossene Schlacke mit der vollständig getrennten Kochsalzdecke, je nach vorhanden en Metalloxyden verschieden gefärbt. Ein mit einer dunkeln spröden Steinschicht (Pb) umgebener König deutet auf zu kurzes Kaltgehn, ein ganz blankes Korn auf zu hohe Beurtheilung der Proben

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/191>, abgerufen am 23.11.2024.