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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber.
IV. Silber.

[P]robirmetho-
den.

§. 111. Allgemeines. Zur dokimastischen Bestimmung des
Silbers in reicheren und ärmeren Substanzen bedient man sich
meist des trocknen Weges, nur für silberreichere Legirungen
(Münzen, Barrensilber, Brandsilber etc.) zuweilen des nassen
Weges
(einer Titrirprobe).


[ - 1 Zeichen fehlt]rockne Pro-
ben.

Bei sämmtlichen Proben auf trocknem Wege sucht man
das Silber, je nach seinem Verbindungszustande und seinen
Begleitern, auf passende Weise an Blei zu binden und das
silberhaltige Blei (Werkblei) in einem porösen Gefässe (Ca-
pelle
, S. 89) einem oxydirenden Schmelzen (Abtreiben)
auszusetzen, wobei die entstehenden Oxyde (Blei-, Kupfer-
oxyd etc.) von der Capelle eingesogen werden, das Silber aber
auf dessen Boden zurückbleibt.


Entstehung
[ - 1 Zeichen fehlt]on Silberver-
lusten.

Trotzdem diese Probe zu den genauesten der Dokimasie
gehört und noch Silbergehalte angiebt, welche sich auf keine
andere Weise, namentlich nicht auf nassem Wege, bestimmen
lassen, so findet man doch den Silbergehalt danach um eine
variable Grösse zu gering.

Dies hat einestheils seinen Grund in der Flüchtigkeit des
Silbers, welche durch andere leichtflüchtige Substanzen (An-
timon, Arsen, Zink etc.) noch erhöht wird, anderntheils in der
Oxydirbarkeit des Silbers beim Abtreiben durch einen Ueber-
schuss von Bleioxyd, in Folge dessen sich gebildetes Silber-
oxydul, Ag, in Verbindung mit Bleioxyd in die Capelle zieht
(Silberverlust durch Capellenzug). Weniger finden
diese Verluste statt bei der Extraction des Silbers durch Blei
(Ansieden), als beim Abtreiben und zwar nimmt die Silber-
verflüchtigung
zu mit steigender Temperatur und Zeitdauer
des Treibens, sowie der Anwesenheit von mehr oder weniger
anderen flüchtigen Metallen, welche, schon unter dem Schmelz-
punct des Silbers flüchtig, dasselbe zur Verdampfung disponiren.
Der Silberverlust durch Capellenzug wächst mit der
Temperatur, der Porosität der Capellen, der Zeitdauer, also mit
der Menge des abzutreibenden Bleies und mit der Abnahme
des Silbergehaltes.

In letzterer Beziehung hat man die Erfahrung gemacht,
dass der procentale Silberverlust mit abnehmenden Gehalten zu-

IV. Silber.
IV. Silber.

[P]robirmetho-
den.

§. 111. Allgemeines. Zur dokimastischen Bestimmung des
Silbers in reicheren und ärmeren Substanzen bedient man sich
meist des trocknen Weges, nur für silberreichere Legirungen
(Münzen, Barrensilber, Brandsilber etc.) zuweilen des nassen
Weges
(einer Titrirprobe).


[ – 1 Zeichen fehlt]rockne Pro-
ben.

Bei sämmtlichen Proben auf trocknem Wege sucht man
das Silber, je nach seinem Verbindungszustande und seinen
Begleitern, auf passende Weise an Blei zu binden und das
silberhaltige Blei (Werkblei) in einem porösen Gefässe (Ca-
pelle
, S. 89) einem oxydirenden Schmelzen (Abtreiben)
auszusetzen, wobei die entstehenden Oxyde (Blei-, Kupfer-
oxyd etc.) von der Capelle eingesogen werden, das Silber aber
auf dessen Boden zurückbleibt.


Entstehung
[ – 1 Zeichen fehlt]on Silberver-
lusten.

Trotzdem diese Probe zu den genauesten der Dokimasie
gehört und noch Silbergehalte angiebt, welche sich auf keine
andere Weise, namentlich nicht auf nassem Wege, bestimmen
lassen, so findet man doch den Silbergehalt danach um eine
variable Grösse zu gering.

Dies hat einestheils seinen Grund in der Flüchtigkeit des
Silbers, welche durch andere leichtflüchtige Substanzen (An-
timon, Arsen, Zink etc.) noch erhöht wird, anderntheils in der
Oxydirbarkeit des Silbers beim Abtreiben durch einen Ueber-
schuss von Bleioxyd, in Folge dessen sich gebildetes Silber-
oxydul, Ag, in Verbindung mit Bleioxyd in die Capelle zieht
(Silberverlust durch Capellenzug). Weniger finden
diese Verluste statt bei der Extraction des Silbers durch Blei
(Ansieden), als beim Abtreiben und zwar nimmt die Silber-
verflüchtigung
zu mit steigender Temperatur und Zeitdauer
des Treibens, sowie der Anwesenheit von mehr oder weniger
anderen flüchtigen Metallen, welche, schon unter dem Schmelz-
punct des Silbers flüchtig, dasselbe zur Verdampfung disponiren.
Der Silberverlust durch Capellenzug wächst mit der
Temperatur, der Porosität der Capellen, der Zeitdauer, also mit
der Menge des abzutreibenden Bleies und mit der Abnahme
des Silbergehaltes.

In letzterer Beziehung hat man die Erfahrung gemacht,
dass der procentale Silberverlust mit abnehmenden Gehalten zu-

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[236/0274] IV. Silber. IV. Silber. §. 111. Allgemeines. Zur dokimastischen Bestimmung des Silbers in reicheren und ärmeren Substanzen bedient man sich meist des trocknen Weges, nur für silberreichere Legirungen (Münzen, Barrensilber, Brandsilber etc.) zuweilen des nassen Weges (einer Titrirprobe). Bei sämmtlichen Proben auf trocknem Wege sucht man das Silber, je nach seinem Verbindungszustande und seinen Begleitern, auf passende Weise an Blei zu binden und das silberhaltige Blei (Werkblei) in einem porösen Gefässe (Ca- pelle, S. 89) einem oxydirenden Schmelzen (Abtreiben) auszusetzen, wobei die entstehenden Oxyde (Blei-, Kupfer- oxyd etc.) von der Capelle eingesogen werden, das Silber aber auf dessen Boden zurückbleibt. Trotzdem diese Probe zu den genauesten der Dokimasie gehört und noch Silbergehalte angiebt, welche sich auf keine andere Weise, namentlich nicht auf nassem Wege, bestimmen lassen, so findet man doch den Silbergehalt danach um eine variable Grösse zu gering. Dies hat einestheils seinen Grund in der Flüchtigkeit des Silbers, welche durch andere leichtflüchtige Substanzen (An- timon, Arsen, Zink etc.) noch erhöht wird, anderntheils in der Oxydirbarkeit des Silbers beim Abtreiben durch einen Ueber- schuss von Bleioxyd, in Folge dessen sich gebildetes Silber- oxydul, Ag, in Verbindung mit Bleioxyd in die Capelle zieht (Silberverlust durch Capellenzug). Weniger finden diese Verluste statt bei der Extraction des Silbers durch Blei (Ansieden), als beim Abtreiben und zwar nimmt die Silber- verflüchtigung zu mit steigender Temperatur und Zeitdauer des Treibens, sowie der Anwesenheit von mehr oder weniger anderen flüchtigen Metallen, welche, schon unter dem Schmelz- punct des Silbers flüchtig, dasselbe zur Verdampfung disponiren. Der Silberverlust durch Capellenzug wächst mit der Temperatur, der Porosität der Capellen, der Zeitdauer, also mit der Menge des abzutreibenden Bleies und mit der Abnahme des Silbergehaltes. In letzterer Beziehung hat man die Erfahrung gemacht, dass der procentale Silberverlust mit abnehmenden Gehalten zu-

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/274>, abgerufen am 29.11.2024.