dadurch, dass sich in der dünnen Glättehaut das Licht bricht und reflectirt wird. Da bei der convexen Oberfläche des geschmol- zenen Silbers dieser Ueberzug nach dem Rande zu immer stärker wird, so treten durch Lichtbrechung in den verschieden dicken Glätteschichten verschiedene Farben in einer gewissen Reihenfolge wiederholt hervor, bis alle Glätte eingesogen ist. Bei kleinen Silberkörnern gewahrt man diese Erscheinungen weniger deutlich, und man erkennt das Ende des Treibens daran, dass das beim Neigen der Capelle mittelst eines Hakens sichtbare Korn bei dunklerer Farbe ruhig erscheint.
Nach dem Blicken nimmt man die Capellen, wenn die darin enthaltenen Silberkörner klein sind, sofort heraus und setzt erstere in ihrer Reihenfolge auf das Probenblech; bei grösseren Körnern muss man die Capellen durch Vorziehen in der Muffel allmälig abkühlen, damit erstere nicht spratzen, was zu me- chanischen Silberverlusten führt. Das Spratzen rührt davon her, dass flüssiges Silber Sauerstoff absorbirt und diesen bei plötzlicher Abkühlung und wenn es völlig fein geworden ist, rapide entlässt, wobei blumenkohlförmige Auswüchse auf der Oberfläche des Silbers entstehn, während der Sauerstoff bei lang- samer Abkühlung und nicht völlig erstarrter Oberfläche ent- weicht, ohne ein Spratzen hervor zu bringen. Durch einen Blei- und Kupfergehalt im Silber tritt diese Erscheinung nicht ein, dagegen verhindert ein Goldgehalt das Spratzen nicht, wenn er nicht zu bedeutend ist. Von der Einwirkung eines Nickel-, Kobalt- und Kupfergehaltes beim Abtreiben war S. 244 die Rede.
Aus den noch heissen Capellen werden die Silberkörner mittelst einer Kornzange (S. 110) ausgestochen, mit der Korn- bürste (S. 110) sorgfältig gereinigt, in ein mit Vertiefungen ver- sehenes Blei- oder Stahlblech (S. 110) gelegt und auf der Korn- wage (S. 100) auf ganze Tausendthle. oder 1/4-- 1/8 Grän aus- gewogen (aufgezogen), wobei man nöthigenfalls das Silberkorn von der Bleischwere zu den Gewichten legt.
Die Silberkörner, halbkugelförmig oder fast rund, müssen nach dem Abbürsten die reine Silberfarbe haben, sowie ober- flächlich völlig blank sein, während sie unterwärts matt erschei- nen. Gelbliche Farbe, wenn sie nicht von einem grösseren Goldgehalt herrührt, bei nicht völligem Glanze zeigt eine dünne Glättehaut an.
Nach dem Blicken noch längere Zeit forterhitzte Körner erleiden einen Verlust durch Silberverflüchtigung und auf der
IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
dadurch, dass sich in der dünnen Glättehaut das Licht bricht und reflectirt wird. Da bei der convexen Oberfläche des geschmol- zenen Silbers dieser Ueberzug nach dem Rande zu immer stärker wird, so treten durch Lichtbrechung in den verschieden dicken Glätteschichten verschiedene Farben in einer gewissen Reihenfolge wiederholt hervor, bis alle Glätte eingesogen ist. Bei kleinen Silberkörnern gewahrt man diese Erscheinungen weniger deutlich, und man erkennt das Ende des Treibens daran, dass das beim Neigen der Capelle mittelst eines Hakens sichtbare Korn bei dunklerer Farbe ruhig erscheint.
Nach dem Blicken nimmt man die Capellen, wenn die darin enthaltenen Silberkörner klein sind, sofort heraus und setzt erstere in ihrer Reihenfolge auf das Probenblech; bei grösseren Körnern muss man die Capellen durch Vorziehen in der Muffel allmälig abkühlen, damit erstere nicht spratzen, was zu me- chanischen Silberverlusten führt. Das Spratzen rührt davon her, dass flüssiges Silber Sauerstoff absorbirt und diesen bei plötzlicher Abkühlung und wenn es völlig fein geworden ist, rapide entlässt, wobei blumenkohlförmige Auswüchse auf der Oberfläche des Silbers entstehn, während der Sauerstoff bei lang- samer Abkühlung und nicht völlig erstarrter Oberfläche ent- weicht, ohne ein Spratzen hervor zu bringen. Durch einen Blei- und Kupfergehalt im Silber tritt diese Erscheinung nicht ein, dagegen verhindert ein Goldgehalt das Spratzen nicht, wenn er nicht zu bedeutend ist. Von der Einwirkung eines Nickel-, Kobalt- und Kupfergehaltes beim Abtreiben war S. 244 die Rede.
Aus den noch heissen Capellen werden die Silberkörner mittelst einer Kornzange (S. 110) ausgestochen, mit der Korn- bürste (S. 110) sorgfältig gereinigt, in ein mit Vertiefungen ver- sehenes Blei- oder Stahlblech (S. 110) gelegt und auf der Korn- wage (S. 100) auf ganze Tausendthle. oder ¼—⅛ Grän aus- gewogen (aufgezogen), wobei man nöthigenfalls das Silberkorn von der Bleischwere zu den Gewichten legt.
Die Silberkörner, halbkugelförmig oder fast rund, müssen nach dem Abbürsten die reine Silberfarbe haben, sowie ober- flächlich völlig blank sein, während sie unterwärts matt erschei- nen. Gelbliche Farbe, wenn sie nicht von einem grösseren Goldgehalt herrührt, bei nicht völligem Glanze zeigt eine dünne Glättehaut an.
Nach dem Blicken noch längere Zeit forterhitzte Körner erleiden einen Verlust durch Silberverflüchtigung und auf der
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IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
dadurch, dass sich in der dünnen Glättehaut das Licht bricht und
reflectirt wird. Da bei der convexen Oberfläche des geschmol-
zenen Silbers dieser Ueberzug nach dem Rande zu immer stärker
wird, so treten durch Lichtbrechung in den verschieden dicken
Glätteschichten verschiedene Farben in einer gewissen Reihenfolge
wiederholt hervor, bis alle Glätte eingesogen ist. Bei kleinen
Silberkörnern gewahrt man diese Erscheinungen weniger deutlich,
und man erkennt das Ende des Treibens daran, dass das beim
Neigen der Capelle mittelst eines Hakens sichtbare Korn bei
dunklerer Farbe ruhig erscheint.
Nach dem Blicken nimmt man die Capellen, wenn die darin
enthaltenen Silberkörner klein sind, sofort heraus und setzt
erstere in ihrer Reihenfolge auf das Probenblech; bei grösseren
Körnern muss man die Capellen durch Vorziehen in der Muffel
allmälig abkühlen, damit erstere nicht spratzen, was zu me-
chanischen Silberverlusten führt. Das Spratzen rührt davon
her, dass flüssiges Silber Sauerstoff absorbirt und diesen bei
plötzlicher Abkühlung und wenn es völlig fein geworden ist,
rapide entlässt, wobei blumenkohlförmige Auswüchse auf der
Oberfläche des Silbers entstehn, während der Sauerstoff bei lang-
samer Abkühlung und nicht völlig erstarrter Oberfläche ent-
weicht, ohne ein Spratzen hervor zu bringen. Durch einen
Blei- und Kupfergehalt im Silber tritt diese Erscheinung nicht
ein, dagegen verhindert ein Goldgehalt das Spratzen nicht, wenn
er nicht zu bedeutend ist. Von der Einwirkung eines Nickel-,
Kobalt- und Kupfergehaltes beim Abtreiben war S. 244 die Rede.
Aus den noch heissen Capellen werden die Silberkörner
mittelst einer Kornzange (S. 110) ausgestochen, mit der Korn-
bürste (S. 110) sorgfältig gereinigt, in ein mit Vertiefungen ver-
sehenes Blei- oder Stahlblech (S. 110) gelegt und auf der Korn-
wage (S. 100) auf ganze Tausendthle. oder ¼—⅛ Grän aus-
gewogen (aufgezogen), wobei man nöthigenfalls das Silberkorn
von der Bleischwere zu den Gewichten legt.
Die Silberkörner, halbkugelförmig oder fast rund, müssen
nach dem Abbürsten die reine Silberfarbe haben, sowie ober-
flächlich völlig blank sein, während sie unterwärts matt erschei-
nen. Gelbliche Farbe, wenn sie nicht von einem grösseren
Goldgehalt herrührt, bei nicht völligem Glanze zeigt eine dünne
Glättehaut an.
Nach dem Blicken noch längere Zeit forterhitzte Körner
erleiden einen Verlust durch Silberverflüchtigung und auf der
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/298>, abgerufen am 23.11.2024.
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