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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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V. Gold. Legirungen.
Lösung bleiben. Enthält die zu untersuchende Legirung wenig
oder gar kein Kupfer, so ist der Capellenraub an Gold ge-
ringer und der Silberrückhalt erscheint daher weniger ver-
mindert, als bei kupferhaltigem Golde, wozu auch noch die
grössere Masse mitwirkt, welche weder verhältnissmässig so viel
auf der Capelle einbüsst, noch auch so leicht von Silber befreit
werden kann.

Die Grösse des Silberrückhaltes ist hauptsächlich abhängig
vom Verhältniss der Silberbeschickung, der Reinheit und dem
specifischen Gewicht der Salpetersäure, der Zeit und Wieder-
holung des Kochens mit derselben, dem Auswaschen und Glühen
der Goldröllchen, der Reinheit des Bleies und Silbers von Gold etc.


Control-
proben.

Zur Bestimmung des Silberrückhaltes führt man
Controlproben aus, indem man chemisch reines Gold, Silber
und Kupfer im Verhältniss der Zusammensetzung der zu unter-
suchenden Legirungen abwiegt, mit derselben Menge Blei auf
gleichen Capellen wie letztere in gleicher Weise abtreibt und
überhaupt ganz so verfährt, wie bei den eigentlichen Proben.
Das Mehrgewicht des Goldes ergiebt dann den Silberrückhalt,
welcher in Abzug zu bringen ist. Bodemann konnte denselben
bei 10 Min. langem Kochen nicht unter 1/8 Grän pro Mark Gold
= 1/2 Tausendstel herabbringen. Wie bereits bemerkt, wird
derselbe aber, wenn man 3mal mit Säure die erforderliche Zeit
gekocht hat, durch den Capellenzug reichlich gedeckt und es
bedarf solcher Controlproben nur von Zeit zu Zeit, um sich
von der unveränderlichen Beschaffenheit der Probirmaterialien
(Capellen, Blei, Inquartationssilber, Säuren etc.) zu überzeugen,
wobei aber chemisch reines Gold (S. 133) anzuwenden ist.


Modifica-
tionen.

Manche Probirer kochen nur zweimal mit Salpetersäure und machen
dann jedesmal eine Controlprobe, um den Silberrückhalt in Abzug bringen
zu können. Dies ist aber überflüssig, wenn man dreimal mit Säure kocht.
Im ersteren Falle wird dann auch wohl die Flüssigkeit von der zweiten
Kochung zur ersten der folgenden Probe verwandt, die zweite Kochung aber
mit frischer concentrirter Säure vorgenommen (Londoner Münze). -- Zuweilen
kocht man nur ein- oder zweimal und zieht, ohne eine Controlprobe zu
machen, von dem Golde eine durch besondere Proben gefundene Menge
(1/4 Grän = 1 Tausendtheil) ab, welche durch die dritte Kochung weg-
genommen sein würde Dieses Verfahren ist aber unzuverlässig, wenn man
die Verschiedenheit der Metalllegirung, der Dichtigkeit der quartirten Gold-
röllchen, des Silbergehaltes etc. ohne gemachte Vorprobe ausser Acht lässt.
Neuerdings sind die Beimischungen des Goldes mannigfaltiger geworden, man
findet darin zuweilen einen Gehalt an Pt, Pd, Ir, Rh, Ni etc., welche Metalle
man in den kleinsten Quantitäten nicht immer erkennt, die aber auf die

V. Gold. Legirungen.
Lösung bleiben. Enthält die zu untersuchende Legirung wenig
oder gar kein Kupfer, so ist der Capellenraub an Gold ge-
ringer und der Silberrückhalt erscheint daher weniger ver-
mindert, als bei kupferhaltigem Golde, wozu auch noch die
grössere Masse mitwirkt, welche weder verhältnissmässig so viel
auf der Capelle einbüsst, noch auch so leicht von Silber befreit
werden kann.

Die Grösse des Silberrückhaltes ist hauptsächlich abhängig
vom Verhältniss der Silberbeschickung, der Reinheit und dem
specifischen Gewicht der Salpetersäure, der Zeit und Wieder-
holung des Kochens mit derselben, dem Auswaschen und Glühen
der Goldröllchen, der Reinheit des Bleies und Silbers von Gold etc.


Control-
proben.

Zur Bestimmung des Silberrückhaltes führt man
Controlproben aus, indem man chemisch reines Gold, Silber
und Kupfer im Verhältniss der Zusammensetzung der zu unter-
suchenden Legirungen abwiegt, mit derselben Menge Blei auf
gleichen Capellen wie letztere in gleicher Weise abtreibt und
überhaupt ganz so verfährt, wie bei den eigentlichen Proben.
Das Mehrgewicht des Goldes ergiebt dann den Silberrückhalt,
welcher in Abzug zu bringen ist. Bodemann konnte denselben
bei 10 Min. langem Kochen nicht unter ⅛ Grän pro Mark Gold
= ½ Tausendstel herabbringen. Wie bereits bemerkt, wird
derselbe aber, wenn man 3mal mit Säure die erforderliche Zeit
gekocht hat, durch den Capellenzug reichlich gedeckt und es
bedarf solcher Controlproben nur von Zeit zu Zeit, um sich
von der unveränderlichen Beschaffenheit der Probirmaterialien
(Capellen, Blei, Inquartationssilber, Säuren etc.) zu überzeugen,
wobei aber chemisch reines Gold (S. 133) anzuwenden ist.


Modifica-
tionen.

Manche Probirer kochen nur zweimal mit Salpetersäure und machen
dann jedesmal eine Controlprobe, um den Silberrückhalt in Abzug bringen
zu können. Dies ist aber überflüssig, wenn man dreimal mit Säure kocht.
Im ersteren Falle wird dann auch wohl die Flüssigkeit von der zweiten
Kochung zur ersten der folgenden Probe verwandt, die zweite Kochung aber
mit frischer concentrirter Säure vorgenommen (Londoner Münze). — Zuweilen
kocht man nur ein- oder zweimal und zieht, ohne eine Controlprobe zu
machen, von dem Golde eine durch besondere Proben gefundene Menge
(¼ Grän = 1 Tausendtheil) ab, welche durch die dritte Kochung weg-
genommen sein würde Dieses Verfahren ist aber unzuverlässig, wenn man
die Verschiedenheit der Metalllegirung, der Dichtigkeit der quartirten Gold-
röllchen, des Silbergehaltes etc. ohne gemachte Vorprobe ausser Acht lässt.
Neuerdings sind die Beimischungen des Goldes mannigfaltiger geworden, man
findet darin zuweilen einen Gehalt an Pt, Pd, Ir, Rh, Ni etc., welche Metalle
man in den kleinsten Quantitäten nicht immer erkennt, die aber auf die

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[312/0350] V. Gold. Legirungen. Lösung bleiben. Enthält die zu untersuchende Legirung wenig oder gar kein Kupfer, so ist der Capellenraub an Gold ge- ringer und der Silberrückhalt erscheint daher weniger ver- mindert, als bei kupferhaltigem Golde, wozu auch noch die grössere Masse mitwirkt, welche weder verhältnissmässig so viel auf der Capelle einbüsst, noch auch so leicht von Silber befreit werden kann. Die Grösse des Silberrückhaltes ist hauptsächlich abhängig vom Verhältniss der Silberbeschickung, der Reinheit und dem specifischen Gewicht der Salpetersäure, der Zeit und Wieder- holung des Kochens mit derselben, dem Auswaschen und Glühen der Goldröllchen, der Reinheit des Bleies und Silbers von Gold etc. Zur Bestimmung des Silberrückhaltes führt man Controlproben aus, indem man chemisch reines Gold, Silber und Kupfer im Verhältniss der Zusammensetzung der zu unter- suchenden Legirungen abwiegt, mit derselben Menge Blei auf gleichen Capellen wie letztere in gleicher Weise abtreibt und überhaupt ganz so verfährt, wie bei den eigentlichen Proben. Das Mehrgewicht des Goldes ergiebt dann den Silberrückhalt, welcher in Abzug zu bringen ist. Bodemann konnte denselben bei 10 Min. langem Kochen nicht unter ⅛ Grän pro Mark Gold = ½ Tausendstel herabbringen. Wie bereits bemerkt, wird derselbe aber, wenn man 3mal mit Säure die erforderliche Zeit gekocht hat, durch den Capellenzug reichlich gedeckt und es bedarf solcher Controlproben nur von Zeit zu Zeit, um sich von der unveränderlichen Beschaffenheit der Probirmaterialien (Capellen, Blei, Inquartationssilber, Säuren etc.) zu überzeugen, wobei aber chemisch reines Gold (S. 133) anzuwenden ist. Manche Probirer kochen nur zweimal mit Salpetersäure und machen dann jedesmal eine Controlprobe, um den Silberrückhalt in Abzug bringen zu können. Dies ist aber überflüssig, wenn man dreimal mit Säure kocht. Im ersteren Falle wird dann auch wohl die Flüssigkeit von der zweiten Kochung zur ersten der folgenden Probe verwandt, die zweite Kochung aber mit frischer concentrirter Säure vorgenommen (Londoner Münze). — Zuweilen kocht man nur ein- oder zweimal und zieht, ohne eine Controlprobe zu machen, von dem Golde eine durch besondere Proben gefundene Menge (¼ Grän = 1 Tausendtheil) ab, welche durch die dritte Kochung weg- genommen sein würde Dieses Verfahren ist aber unzuverlässig, wenn man die Verschiedenheit der Metalllegirung, der Dichtigkeit der quartirten Gold- röllchen, des Silbergehaltes etc. ohne gemachte Vorprobe ausser Acht lässt. Neuerdings sind die Beimischungen des Goldes mannigfaltiger geworden, man findet darin zuweilen einen Gehalt an Pt, Pd, Ir, Rh, Ni etc., welche Metalle man in den kleinsten Quantitäten nicht immer erkennt, die aber auf die

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/350>, abgerufen am 23.11.2024.