weniger leicht Eisenkörnchen zurück, haben weniger Neigung zur Eisenverschlackung, liefern bei schwefelhaltigen Eisensteinen ein schwefelärmeres Roheisen, meist halbirt oder grau, und haben auf dem Bruche ein emailartiges oder steiniges Ansehen.
Durch Zuschläge von Boraxglas oder Glas lassen sich solche Schlacken zwar leichtschmelziger machen, aber es ver- schlackt sich dann leichter Eisen, wenn das Erz nicht die hin- reichende Zeit zur Reduction gehabt hat. Namentlich verbindet sich Borax schon bei einer verhältnissmässig niedrigen Tem- peratur mit Eisenoxydul, bevor noch dessen Reduction einge- treten ist, weshalb Borax zweckmässig nur dann zur Anwendung kommt, wenn das Probirgut sehr strengflüssig ist oder durch einen grösseren Kalkzuschlag die Schmelzbarkeit vermindert worden.
Durch einen Manganoxydulgehalt des Erzes wird die Schlacke auch leicht und dünnflüssiger und die Bildung weissen Roheisens begünstigt, während sie ein grösserer Magnesiage- halt strengflüssiger macht und eine grössere Menge Kalk er- fordert, um den Magnesiagehalt unter 20 % herabzubringen. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Manganoxydul wird dieser Einfluss eines grösseren Magnesiagehaltes gemindert. Ein ge- ringer Magnesiagehalt neben Kalk- und Thonerde in der Schlacke erhöht, sowie die Anwesenheit mehrerer Basen überhaupt (S. 24), deren Flüssigkeit.
Passende Schlacken- menge.
2) Ein richtiges Verhältniss der Menge der Schlacke zu der des Roheisenkönigs. Bei zu geringer Schlackenmenge bleiben leicht Roheisenkörnchen im Innern des Kohlentiegels hängen; bei zu viel Schlacke bedarfs einer an- haltenderen Hitze, um die grössere Masse gehörig in Fluss zu bringen und eine Vereinigung der Roheisenkörnchen herbeizu- führen. Es genügen auf 100 Thle. Roheisen 50--100 Theile Schlacke, wo dann der König von Schlacke bedeckt wird.
Sollte bei sehr armen Erzen in Folge der erforderlichen grössern Menge von Zuschlägen dieses Verhältniss wesentlich über- stiegen werden, so giebt man wohl, um die grössere Schlacken- menge leicht- und dünnflüssiger zu machen, Zuschläge von Borax.
Beschaffenheit der schlacken- gebenden Be- standtheile.
3) Die Kenntniss von der Zusammensetzung der schlackengebenden Bestandtheile im Erze. Nur selten befinden sich in Eisenerzen die schlackengebenden Bestandtheile (Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde, Magnesia) gerade in einem solchen Verhältnisse, dass sie ohne Weiteres bei der Schmelz-
VII. Eisen. Trockne Proben.
weniger leicht Eisenkörnchen zurück, haben weniger Neigung zur Eisenverschlackung, liefern bei schwefelhaltigen Eisensteinen ein schwefelärmeres Roheisen, meist halbirt oder grau, und haben auf dem Bruche ein emailartiges oder steiniges Ansehen.
Durch Zuschläge von Boraxglas oder Glas lassen sich solche Schlacken zwar leichtschmelziger machen, aber es ver- schlackt sich dann leichter Eisen, wenn das Erz nicht die hin- reichende Zeit zur Reduction gehabt hat. Namentlich verbindet sich Borax schon bei einer verhältnissmässig niedrigen Tem- peratur mit Eisenoxydul, bevor noch dessen Reduction einge- treten ist, weshalb Borax zweckmässig nur dann zur Anwendung kommt, wenn das Probirgut sehr strengflüssig ist oder durch einen grösseren Kalkzuschlag die Schmelzbarkeit vermindert worden.
Durch einen Manganoxydulgehalt des Erzes wird die Schlacke auch leicht und dünnflüssiger und die Bildung weissen Roheisens begünstigt, während sie ein grösserer Magnesiage- halt strengflüssiger macht und eine grössere Menge Kalk er- fordert, um den Magnesiagehalt unter 20 % herabzubringen. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Manganoxydul wird dieser Einfluss eines grösseren Magnesiagehaltes gemindert. Ein ge- ringer Magnesiagehalt neben Kalk- und Thonerde in der Schlacke erhöht, sowie die Anwesenheit mehrerer Basen überhaupt (S. 24), deren Flüssigkeit.
Passende Schlacken- menge.
2) Ein richtiges Verhältniss der Menge der Schlacke zu der des Roheisenkönigs. Bei zu geringer Schlackenmenge bleiben leicht Roheisenkörnchen im Innern des Kohlentiegels hängen; bei zu viel Schlacke bedarfs einer an- haltenderen Hitze, um die grössere Masse gehörig in Fluss zu bringen und eine Vereinigung der Roheisenkörnchen herbeizu- führen. Es genügen auf 100 Thle. Roheisen 50—100 Theile Schlacke, wo dann der König von Schlacke bedeckt wird.
Sollte bei sehr armen Erzen in Folge der erforderlichen grössern Menge von Zuschlägen dieses Verhältniss wesentlich über- stiegen werden, so giebt man wohl, um die grössere Schlacken- menge leicht- und dünnflüssiger zu machen, Zuschläge von Borax.
Beschaffenheit der schlacken- gebenden Be- standtheile.
3) Die Kenntniss von der Zusammensetzung der schlackengebenden Bestandtheile im Erze. Nur selten befinden sich in Eisenerzen die schlackengebenden Bestandtheile (Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde, Magnesia) gerade in einem solchen Verhältnisse, dass sie ohne Weiteres bei der Schmelz-
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VII. Eisen. Trockne Proben.
weniger leicht Eisenkörnchen zurück, haben weniger Neigung
zur Eisenverschlackung, liefern bei schwefelhaltigen Eisensteinen
ein schwefelärmeres Roheisen, meist halbirt oder grau, und haben
auf dem Bruche ein emailartiges oder steiniges Ansehen.
Durch Zuschläge von Boraxglas oder Glas lassen sich
solche Schlacken zwar leichtschmelziger machen, aber es ver-
schlackt sich dann leichter Eisen, wenn das Erz nicht die hin-
reichende Zeit zur Reduction gehabt hat. Namentlich verbindet
sich Borax schon bei einer verhältnissmässig niedrigen Tem-
peratur mit Eisenoxydul, bevor noch dessen Reduction einge-
treten ist, weshalb Borax zweckmässig nur dann zur Anwendung
kommt, wenn das Probirgut sehr strengflüssig ist oder durch einen
grösseren Kalkzuschlag die Schmelzbarkeit vermindert worden.
Durch einen Manganoxydulgehalt des Erzes wird die
Schlacke auch leicht und dünnflüssiger und die Bildung weissen
Roheisens begünstigt, während sie ein grösserer Magnesiage-
halt strengflüssiger macht und eine grössere Menge Kalk er-
fordert, um den Magnesiagehalt unter 20 % herabzubringen.
Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Manganoxydul wird dieser
Einfluss eines grösseren Magnesiagehaltes gemindert. Ein ge-
ringer Magnesiagehalt neben Kalk- und Thonerde in der Schlacke
erhöht, sowie die Anwesenheit mehrerer Basen überhaupt (S. 24),
deren Flüssigkeit.
2) Ein richtiges Verhältniss der Menge der
Schlacke zu der des Roheisenkönigs. Bei zu geringer
Schlackenmenge bleiben leicht Roheisenkörnchen im Innern des
Kohlentiegels hängen; bei zu viel Schlacke bedarfs einer an-
haltenderen Hitze, um die grössere Masse gehörig in Fluss zu
bringen und eine Vereinigung der Roheisenkörnchen herbeizu-
führen. Es genügen auf 100 Thle. Roheisen 50—100 Theile
Schlacke, wo dann der König von Schlacke bedeckt wird.
Sollte bei sehr armen Erzen in Folge der erforderlichen
grössern Menge von Zuschlägen dieses Verhältniss wesentlich über-
stiegen werden, so giebt man wohl, um die grössere Schlacken-
menge leicht- und dünnflüssiger zu machen, Zuschläge von
Borax.
3) Die Kenntniss von der Zusammensetzung der
schlackengebenden Bestandtheile im Erze. Nur selten
befinden sich in Eisenerzen die schlackengebenden Bestandtheile
(Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde, Magnesia) gerade in einem
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/368>, abgerufen am 23.11.2024.
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