ganz dünnflüssige Schlacke geben, in denen weniger leicht Eisenkörnchen hängen bleiben (z. B. Soda, Aetzkali, Flussspath und Kochsalz etc.).
Beim allmäligen Erhitzen der Beschickung in dem Kohlen-Theorie der Eisenprobe. gestübbe der Eisentute nimmt letzteres an den Berührungsstellen mit dem oxydirten Eisen des Erzes Sauerstoff auf, es entstehtReduction. Kohlensäure und Kohlenoxydgas, welche erstere in Contact mit der glühenden Kohle der Wände ebenfalls in Kohlenoxydgas übergeht. Dieses durchdringt die noch poröse Beschickungs- masse und reducirt auch das im Innern derselben vorhandene Eisenoxyd. Damit die Reduction möglichst vollständig stattfinden kann, bedarfs einer gewissen Zeit. Steigert man nun zu An- fang die Temperatur zu rasch, so kann eine Frittung oder Schmelzung der erdigen Bestandtheile eintreten, bevor alles Eisen reducirt ist, und die Folge davon kann eine Ver- schlackung desselben sein, namentlich bei saurer Beschickung oder einem Gehalt derselben an Borax oder Glas. Wie bereits bemerkt, steigt die Temperatur bei Eisenproben im Gebläseofen rascher, als im Windofen. Nach Gay-Lussac lässt sich Eisen- oxyd durch reines Kohlenoxydgas schon bei 400° C. reduciren, Tunner fand jedoch, dass in einem Gemenge von Kohlenoxydgas, Kohlensäure, Stickstoff etc. eine vollständige Reduction im Eisen- hohofen erst bei 650--700, ja selbst bei 900° C. stattfindet. Kohlensäure enthaltende Eisensteine, sowie kohlensaurer Kalk geben ihre Kohlensäure erst bei Temperaturen über 580° C. völlig ab, so dass dieselbe, durch den Kohlenstoff des Gestübbes zu Kohlenoxydgas reducirt, in dieser Periode auch wirksam wird.
Während nun im Eisenhohofen die Kohlung des reducirtenKohlung und Schmelzung. Eisens bei dem langsamen Niedergang der Gichten hauptsächlich durch gas- und dampfförmige Substanzen (Cyanverbindungen, Kohlenoxydgas etc.) stattfindet, so dürfte in der Eisentute die Kohlung des reducirten Eisens bei der weit rascher steigenden Temperatur hauptsächlich erst nach der Schmelzung durch directe Berührung mit dem festen glühenden Kohlenstoff vollendet wer- den, ohne dass jedoch die bekannte kohlende Wirkung von Kohlenoxydgas und Cyanverbindungen ausgeschlossen ist. Bei einer kalkreichen, einer hohen Temperatur ausgesetzten Eisen- steinsprobe riecht die Schlacke an der feuchten Luft stets nach Blausäure, aus dem Kohlenstoff des Gestübbes und dem Stickstoff der nicht völlig aus dem Tiegel auszuschliessenden Luft bei Gegenwart von starken Basen (Alkali, Kalk) erzeugt.
§. 146. Deutsche Probe.
ganz dünnflüssige Schlacke geben, in denen weniger leicht Eisenkörnchen hängen bleiben (z. B. Soda, Aetzkali, Flussspath und Kochsalz etc.).
Beim allmäligen Erhitzen der Beschickung in dem Kohlen-Theorie der Eisenprobe. gestübbe der Eisentute nimmt letzteres an den Berührungsstellen mit dem oxydirten Eisen des Erzes Sauerstoff auf, es entstehtReduction. Kohlensäure und Kohlenoxydgas, welche erstere in Contact mit der glühenden Kohle der Wände ebenfalls in Kohlenoxydgas übergeht. Dieses durchdringt die noch poröse Beschickungs- masse und reducirt auch das im Innern derselben vorhandene Eisenoxyd. Damit die Reduction möglichst vollständig stattfinden kann, bedarfs einer gewissen Zeit. Steigert man nun zu An- fang die Temperatur zu rasch, so kann eine Frittung oder Schmelzung der erdigen Bestandtheile eintreten, bevor alles Eisen reducirt ist, und die Folge davon kann eine Ver- schlackung desselben sein, namentlich bei saurer Beschickung oder einem Gehalt derselben an Borax oder Glas. Wie bereits bemerkt, steigt die Temperatur bei Eisenproben im Gebläseofen rascher, als im Windofen. Nach Gay-Lussac lässt sich Eisen- oxyd durch reines Kohlenoxydgas schon bei 400° C. reduciren, Tunner fand jedoch, dass in einem Gemenge von Kohlenoxydgas, Kohlensäure, Stickstoff etc. eine vollständige Reduction im Eisen- hohofen erst bei 650—700, ja selbst bei 900° C. stattfindet. Kohlensäure enthaltende Eisensteine, sowie kohlensaurer Kalk geben ihre Kohlensäure erst bei Temperaturen über 580° C. völlig ab, so dass dieselbe, durch den Kohlenstoff des Gestübbes zu Kohlenoxydgas reducirt, in dieser Periode auch wirksam wird.
Während nun im Eisenhohofen die Kohlung des reducirtenKohlung und Schmelzung. Eisens bei dem langsamen Niedergang der Gichten hauptsächlich durch gas- und dampfförmige Substanzen (Cyanverbindungen, Kohlenoxydgas etc.) stattfindet, so dürfte in der Eisentute die Kohlung des reducirten Eisens bei der weit rascher steigenden Temperatur hauptsächlich erst nach der Schmelzung durch directe Berührung mit dem festen glühenden Kohlenstoff vollendet wer- den, ohne dass jedoch die bekannte kohlende Wirkung von Kohlenoxydgas und Cyanverbindungen ausgeschlossen ist. Bei einer kalkreichen, einer hohen Temperatur ausgesetzten Eisen- steinsprobe riecht die Schlacke an der feuchten Luft stets nach Blausäure, aus dem Kohlenstoff des Gestübbes und dem Stickstoff der nicht völlig aus dem Tiegel auszuschliessenden Luft bei Gegenwart von starken Basen (Alkali, Kalk) erzeugt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0379"n="341"/><fwplace="top"type="header">§. 146. Deutsche Probe.</fw><lb/>
ganz dünnflüssige Schlacke geben, in denen weniger leicht<lb/>
Eisenkörnchen hängen bleiben (z. B. Soda, Aetzkali, Flussspath<lb/>
und Kochsalz etc.).</p><lb/><p>Beim allmäligen Erhitzen der Beschickung in dem Kohlen-<noteplace="right">Theorie der<lb/>
Eisenprobe.</note><lb/>
gestübbe der Eisentute nimmt letzteres an den Berührungsstellen<lb/>
mit dem oxydirten Eisen des Erzes Sauerstoff auf, es entsteht<noteplace="right">Reduction.</note><lb/>
Kohlensäure und Kohlenoxydgas, welche erstere in Contact mit<lb/>
der glühenden Kohle der Wände ebenfalls in Kohlenoxydgas<lb/>
übergeht. Dieses durchdringt die noch poröse Beschickungs-<lb/>
masse und reducirt auch das im Innern derselben vorhandene<lb/>
Eisenoxyd. Damit die Reduction möglichst vollständig stattfinden<lb/>
kann, bedarfs einer gewissen Zeit. Steigert man nun zu An-<lb/>
fang die Temperatur zu rasch, so kann eine Frittung oder<lb/>
Schmelzung der erdigen Bestandtheile eintreten, bevor alles<lb/>
Eisen reducirt ist, und die Folge davon kann eine Ver-<lb/>
schlackung desselben sein, namentlich bei saurer Beschickung<lb/>
oder einem Gehalt derselben an Borax oder Glas. Wie bereits<lb/>
bemerkt, steigt die Temperatur bei Eisenproben im Gebläseofen<lb/>
rascher, als im Windofen. Nach <hirendition="#k">Gay-Lussac</hi> lässt sich Eisen-<lb/>
oxyd durch reines Kohlenoxydgas schon bei 400° C. reduciren,<lb/><hirendition="#k">Tunner</hi> fand jedoch, dass in einem Gemenge von Kohlenoxydgas,<lb/>
Kohlensäure, Stickstoff etc. eine vollständige Reduction im Eisen-<lb/>
hohofen erst bei 650—700, ja selbst bei 900° C. stattfindet.<lb/>
Kohlensäure enthaltende Eisensteine, sowie kohlensaurer Kalk<lb/>
geben ihre Kohlensäure erst bei Temperaturen über 580° C.<lb/>
völlig ab, so dass dieselbe, durch den Kohlenstoff des Gestübbes<lb/>
zu Kohlenoxydgas reducirt, in dieser Periode auch wirksam wird.</p><lb/><p>Während nun im Eisenhohofen die Kohlung des reducirten<noteplace="right">Kohlung und<lb/>
Schmelzung.</note><lb/>
Eisens bei dem langsamen Niedergang der Gichten hauptsächlich<lb/>
durch gas- und dampfförmige Substanzen (Cyanverbindungen,<lb/>
Kohlenoxydgas etc.) stattfindet, so dürfte in der Eisentute die<lb/>
Kohlung des reducirten Eisens bei der weit rascher steigenden<lb/>
Temperatur hauptsächlich erst nach der Schmelzung durch directe<lb/>
Berührung mit dem festen glühenden Kohlenstoff vollendet wer-<lb/>
den, ohne dass jedoch die bekannte kohlende Wirkung von<lb/>
Kohlenoxydgas und Cyanverbindungen ausgeschlossen ist. Bei<lb/>
einer kalkreichen, einer hohen Temperatur ausgesetzten Eisen-<lb/>
steinsprobe riecht die Schlacke an der feuchten Luft stets nach<lb/>
Blausäure, aus dem Kohlenstoff des Gestübbes und dem Stickstoff<lb/>
der nicht völlig aus dem Tiegel auszuschliessenden Luft bei<lb/>
Gegenwart von starken Basen (Alkali, Kalk) erzeugt.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[341/0379]
§. 146. Deutsche Probe.
ganz dünnflüssige Schlacke geben, in denen weniger leicht
Eisenkörnchen hängen bleiben (z. B. Soda, Aetzkali, Flussspath
und Kochsalz etc.).
Beim allmäligen Erhitzen der Beschickung in dem Kohlen-
gestübbe der Eisentute nimmt letzteres an den Berührungsstellen
mit dem oxydirten Eisen des Erzes Sauerstoff auf, es entsteht
Kohlensäure und Kohlenoxydgas, welche erstere in Contact mit
der glühenden Kohle der Wände ebenfalls in Kohlenoxydgas
übergeht. Dieses durchdringt die noch poröse Beschickungs-
masse und reducirt auch das im Innern derselben vorhandene
Eisenoxyd. Damit die Reduction möglichst vollständig stattfinden
kann, bedarfs einer gewissen Zeit. Steigert man nun zu An-
fang die Temperatur zu rasch, so kann eine Frittung oder
Schmelzung der erdigen Bestandtheile eintreten, bevor alles
Eisen reducirt ist, und die Folge davon kann eine Ver-
schlackung desselben sein, namentlich bei saurer Beschickung
oder einem Gehalt derselben an Borax oder Glas. Wie bereits
bemerkt, steigt die Temperatur bei Eisenproben im Gebläseofen
rascher, als im Windofen. Nach Gay-Lussac lässt sich Eisen-
oxyd durch reines Kohlenoxydgas schon bei 400° C. reduciren,
Tunner fand jedoch, dass in einem Gemenge von Kohlenoxydgas,
Kohlensäure, Stickstoff etc. eine vollständige Reduction im Eisen-
hohofen erst bei 650—700, ja selbst bei 900° C. stattfindet.
Kohlensäure enthaltende Eisensteine, sowie kohlensaurer Kalk
geben ihre Kohlensäure erst bei Temperaturen über 580° C.
völlig ab, so dass dieselbe, durch den Kohlenstoff des Gestübbes
zu Kohlenoxydgas reducirt, in dieser Periode auch wirksam wird.
Theorie der
Eisenprobe.
Reduction.
Während nun im Eisenhohofen die Kohlung des reducirten
Eisens bei dem langsamen Niedergang der Gichten hauptsächlich
durch gas- und dampfförmige Substanzen (Cyanverbindungen,
Kohlenoxydgas etc.) stattfindet, so dürfte in der Eisentute die
Kohlung des reducirten Eisens bei der weit rascher steigenden
Temperatur hauptsächlich erst nach der Schmelzung durch directe
Berührung mit dem festen glühenden Kohlenstoff vollendet wer-
den, ohne dass jedoch die bekannte kohlende Wirkung von
Kohlenoxydgas und Cyanverbindungen ausgeschlossen ist. Bei
einer kalkreichen, einer hohen Temperatur ausgesetzten Eisen-
steinsprobe riecht die Schlacke an der feuchten Luft stets nach
Blausäure, aus dem Kohlenstoff des Gestübbes und dem Stickstoff
der nicht völlig aus dem Tiegel auszuschliessenden Luft bei
Gegenwart von starken Basen (Alkali, Kalk) erzeugt.
Kohlung und
Schmelzung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/379>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.