Gehalt aus der Zersetzung der Stoffe, wobei das Resultat in unrichtiger Weise ändernde Substanzen vorhanden sein können, von deren Existenz man nicht immer eine Anzeige hat.
Namentlich für geringe Metallgehalte, welche sich aufColorimetri- sche Proben. trocknem Wege gar nicht oder nur unvollständig bestimmen lassen, wendet der Probirer wohl colorimetrische Proben an, welche darauf beruhen, dass eine durch den zu ermittelnden Körper gefärbte Lösung bei gleichem Volum um so intensiver erscheint, je mehr von ersterem darin vorhanden ist. Stellt man sich nun gleich grosse Volumina Lösungen mit verschiedenem, aber bestimmtem Metallgehalte her und thut diese mehr oder weniger intensiv gefärbten Flüssigkeiten (Muster- oder Normallösungen) in Gläser von gleicher Form und Grösse, so lässt sich die Farben- intensität der von einer aufgelösten Probe erhaltenen Flüssigkeit durch Verdünnung mit Wasser so normiren, dass sie, ins Probe- glas gethan, mit einer der Musterflüssigkeit gleich ist. Aus dem gemessenen Volumen der Probeflüssigkeit und dem bekannten Gehalt der Musterflüssigkeit kann die Menge Metall im ange- gewandten Probirgut berechnet werden (Heine'sche Kupferprobe). Durch passende Modification lässt sich dieses Verfahren auch zur Ermittelung grösserer Metallgehalte anwenden (Kupferproben von Jacquelin, v. Huberts und Müller).
Da die Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut aufLöthrohr- probirkunst. die Auswahl der Probirmethode oder den Ausfall des Probere- sultates einen wesentlichen Einfluss ausüben kann, so leistet dem Dokimasten zur Auffindung solcher Substanzen das Löthrohr die wesentlichsten Dienste; bei hinreichender Geübtheit im Gebrauche dieses Instrumentes führt es, namentlich wenn nicht viel Proben anzustellen sind, in vielen Fällen zur Ersparung an Zeit und Materialaufwand oder zur Erlangung genauerer Resultate, wenn die Metallgehalte statt nach gewöhnlichen dokimastischen Me- thoden nach Plattner's Vorschriften quantitativ vor dem Löth- rohre bestimmt werden.
Der Ursprung der Dokimasie lässt sich eben so wenig nach-Geschicht- liches. weisen, als die anfängliche Entwicklung des Hüttenwesens. Die ersten Aufzeichnungen von älteren Vorschriften für die Probirer finden sich in
G. Agricola, de re metallica. Libr. XII. Basil. 1546. Uebersetzt von E. Lehmann. Freiberg 1812.
Zum Studium der Probirkunst und ihrer HülfswissenschaftenLiteratur. empfehlen sich unter anderen nachstehende Schriften:
1*
§. 1. Zweck der Probirkunst etc.
Gehalt aus der Zersetzung der Stoffe, wobei das Resultat in unrichtiger Weise ändernde Substanzen vorhanden sein können, von deren Existenz man nicht immer eine Anzeige hat.
Namentlich für geringe Metallgehalte, welche sich aufColorimetri- sche Proben. trocknem Wege gar nicht oder nur unvollständig bestimmen lassen, wendet der Probirer wohl colorimetrische Proben an, welche darauf beruhen, dass eine durch den zu ermittelnden Körper gefärbte Lösung bei gleichem Volum um so intensiver erscheint, je mehr von ersterem darin vorhanden ist. Stellt man sich nun gleich grosse Volumina Lösungen mit verschiedenem, aber bestimmtem Metallgehalte her und thut diese mehr oder weniger intensiv gefärbten Flüssigkeiten (Muster- oder Normallösungen) in Gläser von gleicher Form und Grösse, so lässt sich die Farben- intensität der von einer aufgelösten Probe erhaltenen Flüssigkeit durch Verdünnung mit Wasser so normiren, dass sie, ins Probe- glas gethan, mit einer der Musterflüssigkeit gleich ist. Aus dem gemessenen Volumen der Probeflüssigkeit und dem bekannten Gehalt der Musterflüssigkeit kann die Menge Metall im ange- gewandten Probirgut berechnet werden (Heine’sche Kupferprobe). Durch passende Modification lässt sich dieses Verfahren auch zur Ermittelung grösserer Metallgehalte anwenden (Kupferproben von Jacquelin, v. Huberts und Müller).
Da die Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut aufLöthrohr- probirkunst. die Auswahl der Probirmethode oder den Ausfall des Probere- sultates einen wesentlichen Einfluss ausüben kann, so leistet dem Dokimasten zur Auffindung solcher Substanzen das Löthrohr die wesentlichsten Dienste; bei hinreichender Geübtheit im Gebrauche dieses Instrumentes führt es, namentlich wenn nicht viel Proben anzustellen sind, in vielen Fällen zur Ersparung an Zeit und Materialaufwand oder zur Erlangung genauerer Resultate, wenn die Metallgehalte statt nach gewöhnlichen dokimastischen Me- thoden nach Plattner’s Vorschriften quantitativ vor dem Löth- rohre bestimmt werden.
Der Ursprung der Dokimasie lässt sich eben so wenig nach-Geschicht- liches. weisen, als die anfängliche Entwicklung des Hüttenwesens. Die ersten Aufzeichnungen von älteren Vorschriften für die Probirer finden sich in
G. Agricola, de re metallica. Libr. XII. Basil. 1546. Uebersetzt von E. Lehmann. Freiberg 1812.
Zum Studium der Probirkunst und ihrer HülfswissenschaftenLiteratur. empfehlen sich unter anderen nachstehende Schriften:
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§. 1. Zweck der Probirkunst etc.
Gehalt aus der Zersetzung der Stoffe, wobei das Resultat in
unrichtiger Weise ändernde Substanzen vorhanden sein können,
von deren Existenz man nicht immer eine Anzeige hat.
Namentlich für geringe Metallgehalte, welche sich auf
trocknem Wege gar nicht oder nur unvollständig bestimmen
lassen, wendet der Probirer wohl colorimetrische Proben
an, welche darauf beruhen, dass eine durch den zu ermittelnden
Körper gefärbte Lösung bei gleichem Volum um so intensiver
erscheint, je mehr von ersterem darin vorhanden ist. Stellt man
sich nun gleich grosse Volumina Lösungen mit verschiedenem,
aber bestimmtem Metallgehalte her und thut diese mehr oder weniger
intensiv gefärbten Flüssigkeiten (Muster- oder Normallösungen)
in Gläser von gleicher Form und Grösse, so lässt sich die Farben-
intensität der von einer aufgelösten Probe erhaltenen Flüssigkeit
durch Verdünnung mit Wasser so normiren, dass sie, ins Probe-
glas gethan, mit einer der Musterflüssigkeit gleich ist. Aus dem
gemessenen Volumen der Probeflüssigkeit und dem bekannten
Gehalt der Musterflüssigkeit kann die Menge Metall im ange-
gewandten Probirgut berechnet werden (Heine’sche Kupferprobe).
Durch passende Modification lässt sich dieses Verfahren auch
zur Ermittelung grösserer Metallgehalte anwenden (Kupferproben
von Jacquelin, v. Huberts und Müller).
Colorimetri-
sche Proben.
Da die Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut auf
die Auswahl der Probirmethode oder den Ausfall des Probere-
sultates einen wesentlichen Einfluss ausüben kann, so leistet dem
Dokimasten zur Auffindung solcher Substanzen das Löthrohr die
wesentlichsten Dienste; bei hinreichender Geübtheit im Gebrauche
dieses Instrumentes führt es, namentlich wenn nicht viel Proben
anzustellen sind, in vielen Fällen zur Ersparung an Zeit und
Materialaufwand oder zur Erlangung genauerer Resultate, wenn
die Metallgehalte statt nach gewöhnlichen dokimastischen Me-
thoden nach Plattner’s Vorschriften quantitativ vor dem Löth-
rohre bestimmt werden.
Löthrohr-
probirkunst.
Der Ursprung der Dokimasie lässt sich eben so wenig nach-
weisen, als die anfängliche Entwicklung des Hüttenwesens. Die
ersten Aufzeichnungen von älteren Vorschriften für die Probirer
finden sich in
Geschicht-
liches.
G. Agricola, de re metallica. Libr. XII. Basil. 1546. Uebersetzt von E.
Lehmann. Freiberg 1812.
Zum Studium der Probirkunst und ihrer Hülfswissenschaften
empfehlen sich unter anderen nachstehende Schriften:
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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