der Probe durch nachstehende Ursachen erschwert und compli-Erschwerende Umstände. cirter gemacht werden kann:
1) Schwierige Reducirbarkeit und leichte Ver- schlackbarkeit des Zinnoxydes. Die Reduction des Zinn- oxydes tritt bei starker Rothglühhitze ein, wobei sich ein Theil des Zinnes verflüchtigt und nicht selten beigemengte fremde Me- talloxyde (Eisen-, Kupfer-, Wismuth-, Blei-, Antimonoxyd, Arsen-, Wolfram-, Molybdänsäure etc.) reducirt werden und ins Zinn gehen, so dass dessen Menge zu gross wird und ein sprödes Metall entsteht. Selbst bei ganz reinen Erzen bedarfs zur mög- lichst vollständigen Reduction des leicht verschlackbaren Zinn- oxydes, welches sich als Base mit Kieselsäure und als Zinnsäure mit Basen (Alkalien, Kalkerde, Eisenoxydul etc.) leicht ver- schlackt, einer hohen Schmelztemperatur und der innigen Bei- mengung einer grösseren Menge Kohle, wodurch die Beschickung strengflüssiger wird und das reducirte Zinn meist in mehreren Körnern erfolgt.
Es scheint aber auch eine besondere Eigenthümlichkeit des Zinnes zu sein, sich nach seiner Reduction selbst bei der leicht- flüssigsten Schlacke in Tropfen abzulagern, welche selbst bei unmittelbarer Berührung und hoher Temperatur nur schwer zu- sammenfliessen, so dass in der Schlacke, selbst in der Kochsalz- decke, sich kleine Zinnkugeln befinden.
Letzterer Uebelstand lässt sich nach Winkler dadurch be- seitigen, dass man das reducirte Zinn an eine dem Gewicht nach gekannte Kupfermenge bindet und aus dem Mehrgewicht des Kupfers den Zinngehalt erfährt.
Der Verschlackung wird auch dadurch entgegengewirkt, dass man das Erz erst mit Kohle glüht, um möglichst alles Zinn- oxyd zu reduciren, und dann erst das solvirend-reducirende Schmelzen folgen lässt. Schon verschlacktes Zinn lässt sich nur bei hoher Temperatur aus der Schlacke wieder frei machen, weshalb, wenn man nicht vorher mit Kohle glüht, eine angehende Weissglühhitze angewandt werden muss. Die Anwendung des Cyankaliums als Reductions- und Flussmittels gestattet die Ausführung der Probe bei niedrigerer Temperatur und in kür- zerer Zeit, wobei sich die Zinnverflüchtigung vermindert.
2) Die Anwesenheit vieler erdiger Beimengungen. Dieselben, meist hoch silicirt, würden zu einer reichlichen Zinn- verschlackung beitragen und verlangen vor der Reduction ein Schlämmen des Erzes, z. B. Zinnzwitter. Ist das Zinnoxyd
§. 165. Allgemeines.
der Probe durch nachstehende Ursachen erschwert und compli-Erschwerende Umstände. cirter gemacht werden kann:
1) Schwierige Reducirbarkeit und leichte Ver- schlackbarkeit des Zinnoxydes. Die Reduction des Zinn- oxydes tritt bei starker Rothglühhitze ein, wobei sich ein Theil des Zinnes verflüchtigt und nicht selten beigemengte fremde Me- talloxyde (Eisen-, Kupfer-, Wismuth-, Blei-, Antimonoxyd, Arsen-, Wolfram-, Molybdänsäure etc.) reducirt werden und ins Zinn gehen, so dass dessen Menge zu gross wird und ein sprödes Metall entsteht. Selbst bei ganz reinen Erzen bedarfs zur mög- lichst vollständigen Reduction des leicht verschlackbaren Zinn- oxydes, welches sich als Base mit Kieselsäure und als Zinnsäure mit Basen (Alkalien, Kalkerde, Eisenoxydul etc.) leicht ver- schlackt, einer hohen Schmelztemperatur und der innigen Bei- mengung einer grösseren Menge Kohle, wodurch die Beschickung strengflüssiger wird und das reducirte Zinn meist in mehreren Körnern erfolgt.
Es scheint aber auch eine besondere Eigenthümlichkeit des Zinnes zu sein, sich nach seiner Reduction selbst bei der leicht- flüssigsten Schlacke in Tropfen abzulagern, welche selbst bei unmittelbarer Berührung und hoher Temperatur nur schwer zu- sammenfliessen, so dass in der Schlacke, selbst in der Kochsalz- decke, sich kleine Zinnkugeln befinden.
Letzterer Uebelstand lässt sich nach Winkler dadurch be- seitigen, dass man das reducirte Zinn an eine dem Gewicht nach gekannte Kupfermenge bindet und aus dem Mehrgewicht des Kupfers den Zinngehalt erfährt.
Der Verschlackung wird auch dadurch entgegengewirkt, dass man das Erz erst mit Kohle glüht, um möglichst alles Zinn- oxyd zu reduciren, und dann erst das solvirend-reducirende Schmelzen folgen lässt. Schon verschlacktes Zinn lässt sich nur bei hoher Temperatur aus der Schlacke wieder frei machen, weshalb, wenn man nicht vorher mit Kohle glüht, eine angehende Weissglühhitze angewandt werden muss. Die Anwendung des Cyankaliums als Reductions- und Flussmittels gestattet die Ausführung der Probe bei niedrigerer Temperatur und in kür- zerer Zeit, wobei sich die Zinnverflüchtigung vermindert.
2) Die Anwesenheit vieler erdiger Beimengungen. Dieselben, meist hoch silicirt, würden zu einer reichlichen Zinn- verschlackung beitragen und verlangen vor der Reduction ein Schlämmen des Erzes, z. B. Zinnzwitter. Ist das Zinnoxyd
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§. 165. Allgemeines.
der Probe durch nachstehende Ursachen erschwert und compli-
cirter gemacht werden kann:
Erschwerende
Umstände.
1) Schwierige Reducirbarkeit und leichte Ver-
schlackbarkeit des Zinnoxydes. Die Reduction des Zinn-
oxydes tritt bei starker Rothglühhitze ein, wobei sich ein Theil
des Zinnes verflüchtigt und nicht selten beigemengte fremde Me-
talloxyde (Eisen-, Kupfer-, Wismuth-, Blei-, Antimonoxyd, Arsen-,
Wolfram-, Molybdänsäure etc.) reducirt werden und ins Zinn
gehen, so dass dessen Menge zu gross wird und ein sprödes
Metall entsteht. Selbst bei ganz reinen Erzen bedarfs zur mög-
lichst vollständigen Reduction des leicht verschlackbaren Zinn-
oxydes, welches sich als Base mit Kieselsäure und als Zinnsäure
mit Basen (Alkalien, Kalkerde, Eisenoxydul etc.) leicht ver-
schlackt, einer hohen Schmelztemperatur und der innigen Bei-
mengung einer grösseren Menge Kohle, wodurch die Beschickung
strengflüssiger wird und das reducirte Zinn meist in mehreren
Körnern erfolgt.
Es scheint aber auch eine besondere Eigenthümlichkeit des
Zinnes zu sein, sich nach seiner Reduction selbst bei der leicht-
flüssigsten Schlacke in Tropfen abzulagern, welche selbst bei
unmittelbarer Berührung und hoher Temperatur nur schwer zu-
sammenfliessen, so dass in der Schlacke, selbst in der Kochsalz-
decke, sich kleine Zinnkugeln befinden.
Letzterer Uebelstand lässt sich nach Winkler dadurch be-
seitigen, dass man das reducirte Zinn an eine dem Gewicht nach
gekannte Kupfermenge bindet und aus dem Mehrgewicht des
Kupfers den Zinngehalt erfährt.
Der Verschlackung wird auch dadurch entgegengewirkt,
dass man das Erz erst mit Kohle glüht, um möglichst alles Zinn-
oxyd zu reduciren, und dann erst das solvirend-reducirende
Schmelzen folgen lässt. Schon verschlacktes Zinn lässt sich nur
bei hoher Temperatur aus der Schlacke wieder frei machen,
weshalb, wenn man nicht vorher mit Kohle glüht, eine angehende
Weissglühhitze angewandt werden muss. Die Anwendung des
Cyankaliums als Reductions- und Flussmittels gestattet die
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zerer Zeit, wobei sich die Zinnverflüchtigung vermindert.
2) Die Anwesenheit vieler erdiger Beimengungen.
Dieselben, meist hoch silicirt, würden zu einer reichlichen Zinn-
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/419>, abgerufen am 23.11.2024.
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