Proben flammen wohl. Holz und jüngerer Torf sind diesem Uebelstande mehr unterworfen, als Steinkohle, weil sich letztere fein pulvern lässt und erst in höherer Temperatur zersetzt, als erstere. Verkohlte Brennstoffe erleiden solche Verluste nicht, indem die Entwicklung flüchtiger Substanzen erst bei hoher Temperatur beginnt, in welcher das Bleioxyd völlig reactions- fähig ist.
Um das Entweichen unverbrannter Destillationsproducte thunlichst zu vermeiden, muss man Brennstoff und Glätte mög- lichst innig mengen und das Gemenge rasch erhitzen, damit Reduction der Glätte und Zersetzung des Brennstoffs möglichst gleichen Schritt gehen, oder ein Reductionsmittel anwenden, welches schon bei niedrigerer Temperatur wirkt, als Glätte.
Als ein solches hat Forchhammer1)Bleioxychlorid vor- geschlagen, welches durch Zusammenschmelzen von 3 Thln. Glätte und 1 Thl. Chlorblei erhalten wird. Dasselbe erzeugt man sich dadurch, dass man 1 Pfd. Glätte mit 1 Pfd. Salzsäure von 1,16 spec. Gew. zur Trockne dampft oder eine Auflösung von 1 Thl. Bleizucker in 3 Thln. Wasser so lange mit gesät- tigter Kochsalzlösung versetzt, bis kein Niederschlag mehr ent- steht. Das Chlorblei wird mit salzsäurehaltigem Wasser aus- gewaschen, getrocknet, mit Glätte in einem hessischen Tiegel zusammengeschmolzen und die Schmelze gepulvert.
Die Ausführung der Probe mit dem 50 -- 60fachen Oxy- chlorid geschieht am besten in einem Porzellantiegel, den man in einen hessischen Tiegel stellt (Thontiegel gehen leichter durch), in vorhinniger Weise. Das Schmelzen ist meist schon nach 10 Min. beendigt, wenn Dämpfe von Chlorblei sich zeigen.
Ein Schmelzen in einem von oben angeheizten Windofen (S. 59) wirkt der Verflüchtigung unzersetzter Producte ent- gegen, indem die Glätte von oben herab flüssig wird.
Trotz aller Vorsichtsmassregeln und selbst bei übereinstim- menden Bleikönigen können letztere bei Untersuchung von Holz etwas zu leicht ausfallen. Dieses ist auch der Fall in Folge einer Verflüchtigung von Blei, wenn man eine zu hohe oder lange Schmelzhitze giebt.
d) Die Reduction des Bleioxyds durch in den Tiegel ein- dringende Ofengase, welches weniger leicht in Muffel- als in Windöfen stattfindet, muss in letzteren dadurch thunlichst ver-
1) Bgwfd. XI, 30.
XIX. Brennmaterialien.
Proben flammen wohl. Holz und jüngerer Torf sind diesem Uebelstande mehr unterworfen, als Steinkohle, weil sich letztere fein pulvern lässt und erst in höherer Temperatur zersetzt, als erstere. Verkohlte Brennstoffe erleiden solche Verluste nicht, indem die Entwicklung flüchtiger Substanzen erst bei hoher Temperatur beginnt, in welcher das Bleioxyd völlig reactions- fähig ist.
Um das Entweichen unverbrannter Destillationsproducte thunlichst zu vermeiden, muss man Brennstoff und Glätte mög- lichst innig mengen und das Gemenge rasch erhitzen, damit Reduction der Glätte und Zersetzung des Brennstoffs möglichst gleichen Schritt gehen, oder ein Reductionsmittel anwenden, welches schon bei niedrigerer Temperatur wirkt, als Glätte.
Als ein solches hat Forchhammer1)Bleioxychlorid vor- geschlagen, welches durch Zusammenschmelzen von 3 Thln. Glätte und 1 Thl. Chlorblei erhalten wird. Dasselbe erzeugt man sich dadurch, dass man 1 Pfd. Glätte mit 1 Pfd. Salzsäure von 1,16 spec. Gew. zur Trockne dampft oder eine Auflösung von 1 Thl. Bleizucker in 3 Thln. Wasser so lange mit gesät- tigter Kochsalzlösung versetzt, bis kein Niederschlag mehr ent- steht. Das Chlorblei wird mit salzsäurehaltigem Wasser aus- gewaschen, getrocknet, mit Glätte in einem hessischen Tiegel zusammengeschmolzen und die Schmelze gepulvert.
Die Ausführung der Probe mit dem 50 — 60fachen Oxy- chlorid geschieht am besten in einem Porzellantiegel, den man in einen hessischen Tiegel stellt (Thontiegel gehen leichter durch), in vorhinniger Weise. Das Schmelzen ist meist schon nach 10 Min. beendigt, wenn Dämpfe von Chlorblei sich zeigen.
Ein Schmelzen in einem von oben angeheizten Windofen (S. 59) wirkt der Verflüchtigung unzersetzter Producte ent- gegen, indem die Glätte von oben herab flüssig wird.
Trotz aller Vorsichtsmassregeln und selbst bei übereinstim- menden Bleikönigen können letztere bei Untersuchung von Holz etwas zu leicht ausfallen. Dieses ist auch der Fall in Folge einer Verflüchtigung von Blei, wenn man eine zu hohe oder lange Schmelzhitze giebt.
d) Die Reduction des Bleioxyds durch in den Tiegel ein- dringende Ofengase, welches weniger leicht in Muffel- als in Windöfen stattfindet, muss in letzteren dadurch thunlichst ver-
1) Bgwfd. XI, 30.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0484"n="446"/><fwplace="top"type="header">XIX. <hirendition="#g">Brennmaterialien</hi>.</fw><lb/>
Proben flammen wohl. Holz und jüngerer Torf sind diesem<lb/>
Uebelstande mehr unterworfen, als Steinkohle, weil sich letztere<lb/>
fein pulvern lässt und erst in höherer Temperatur zersetzt,<lb/>
als erstere. Verkohlte Brennstoffe erleiden solche Verluste nicht,<lb/>
indem die Entwicklung flüchtiger Substanzen erst bei hoher<lb/>
Temperatur beginnt, in welcher das Bleioxyd völlig reactions-<lb/>
fähig ist.</p><lb/><p>Um das Entweichen unverbrannter Destillationsproducte<lb/>
thunlichst zu vermeiden, muss man Brennstoff und Glätte mög-<lb/>
lichst innig mengen und das Gemenge rasch erhitzen, damit<lb/>
Reduction der Glätte und Zersetzung des Brennstoffs möglichst<lb/>
gleichen Schritt gehen, oder ein Reductionsmittel anwenden,<lb/>
welches schon bei niedrigerer Temperatur wirkt, als Glätte.</p><lb/><p>Als ein solches hat <hirendition="#k">Forchhammer</hi><noteplace="foot"n="1)">Bgwfd. XI, 30.</note><hirendition="#g">Bleioxychlorid</hi> vor-<lb/>
geschlagen, welches durch Zusammenschmelzen von 3 Thln.<lb/>
Glätte und 1 Thl. Chlorblei erhalten wird. Dasselbe erzeugt<lb/>
man sich dadurch, dass man 1 Pfd. Glätte mit 1 Pfd. Salzsäure<lb/>
von 1,16 spec. Gew. zur Trockne dampft oder eine Auflösung<lb/>
von 1 Thl. Bleizucker in 3 Thln. Wasser so lange mit gesät-<lb/>
tigter Kochsalzlösung versetzt, bis kein Niederschlag mehr ent-<lb/>
steht. Das Chlorblei wird mit salzsäurehaltigem Wasser aus-<lb/>
gewaschen, getrocknet, mit Glätte in einem hessischen Tiegel<lb/>
zusammengeschmolzen und die Schmelze gepulvert.</p><lb/><p>Die Ausführung der Probe mit dem 50 — 60fachen Oxy-<lb/>
chlorid geschieht am besten in einem Porzellantiegel, den man<lb/>
in einen hessischen Tiegel stellt (Thontiegel gehen leichter durch),<lb/>
in vorhinniger Weise. Das Schmelzen ist meist schon nach<lb/>
10 Min. beendigt, wenn Dämpfe von Chlorblei sich zeigen.</p><lb/><p>Ein Schmelzen in einem von oben angeheizten Windofen<lb/>
(S. 59) wirkt der Verflüchtigung unzersetzter Producte ent-<lb/>
gegen, indem die Glätte von oben herab flüssig wird.</p><lb/><p>Trotz aller Vorsichtsmassregeln und selbst bei übereinstim-<lb/>
menden Bleikönigen können letztere bei Untersuchung von Holz<lb/>
etwas zu leicht ausfallen. Dieses ist auch der Fall in Folge<lb/>
einer Verflüchtigung von Blei, wenn man eine zu hohe oder<lb/>
lange Schmelzhitze giebt.</p><lb/><p>d) Die Reduction des Bleioxyds durch in den Tiegel ein-<lb/>
dringende Ofengase, welches weniger leicht in Muffel- als in<lb/>
Windöfen stattfindet, muss in letzteren dadurch thunlichst ver-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[446/0484]
XIX. Brennmaterialien.
Proben flammen wohl. Holz und jüngerer Torf sind diesem
Uebelstande mehr unterworfen, als Steinkohle, weil sich letztere
fein pulvern lässt und erst in höherer Temperatur zersetzt,
als erstere. Verkohlte Brennstoffe erleiden solche Verluste nicht,
indem die Entwicklung flüchtiger Substanzen erst bei hoher
Temperatur beginnt, in welcher das Bleioxyd völlig reactions-
fähig ist.
Um das Entweichen unverbrannter Destillationsproducte
thunlichst zu vermeiden, muss man Brennstoff und Glätte mög-
lichst innig mengen und das Gemenge rasch erhitzen, damit
Reduction der Glätte und Zersetzung des Brennstoffs möglichst
gleichen Schritt gehen, oder ein Reductionsmittel anwenden,
welches schon bei niedrigerer Temperatur wirkt, als Glätte.
Als ein solches hat Forchhammer 1) Bleioxychlorid vor-
geschlagen, welches durch Zusammenschmelzen von 3 Thln.
Glätte und 1 Thl. Chlorblei erhalten wird. Dasselbe erzeugt
man sich dadurch, dass man 1 Pfd. Glätte mit 1 Pfd. Salzsäure
von 1,16 spec. Gew. zur Trockne dampft oder eine Auflösung
von 1 Thl. Bleizucker in 3 Thln. Wasser so lange mit gesät-
tigter Kochsalzlösung versetzt, bis kein Niederschlag mehr ent-
steht. Das Chlorblei wird mit salzsäurehaltigem Wasser aus-
gewaschen, getrocknet, mit Glätte in einem hessischen Tiegel
zusammengeschmolzen und die Schmelze gepulvert.
Die Ausführung der Probe mit dem 50 — 60fachen Oxy-
chlorid geschieht am besten in einem Porzellantiegel, den man
in einen hessischen Tiegel stellt (Thontiegel gehen leichter durch),
in vorhinniger Weise. Das Schmelzen ist meist schon nach
10 Min. beendigt, wenn Dämpfe von Chlorblei sich zeigen.
Ein Schmelzen in einem von oben angeheizten Windofen
(S. 59) wirkt der Verflüchtigung unzersetzter Producte ent-
gegen, indem die Glätte von oben herab flüssig wird.
Trotz aller Vorsichtsmassregeln und selbst bei übereinstim-
menden Bleikönigen können letztere bei Untersuchung von Holz
etwas zu leicht ausfallen. Dieses ist auch der Fall in Folge
einer Verflüchtigung von Blei, wenn man eine zu hohe oder
lange Schmelzhitze giebt.
d) Die Reduction des Bleioxyds durch in den Tiegel ein-
dringende Ofengase, welches weniger leicht in Muffel- als in
Windöfen stattfindet, muss in letzteren dadurch thunlichst ver-
1) Bgwfd. XI, 30.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/484>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.