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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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XIX. Brennmaterialien.

Wärmeverlust
bei der Ver-
kohlung.

Untersucht man das rohe Brennmaterial und die daraus
beim Verkohlen erfolgte Kohle nach dem Berthier'schen Ver-
fahren, so repräsentirt die Differenz der dabei gefundenen Blei-
mengen den absoluten Wärmeeffect, welcher beim Verkohlen
verloren geht. Dividirt man die Differenzzahl durch 34, so
findet man die den verflüchtigten Substanzen äquivalente Menge
reinen Kohlenstoffs.


Beispiel.

Wie die nach dem Berthier'schen Verfahren erhaltenen Zahlen zu ver-
wenden sind, möge aus nachstehendem Beispiel hervorgehen: Man verbraucht
in einem Puddelofen auf 1 Ctr. Rohschienen 90 Pfd. Steinkohlen; wie viel
Braunkohlen werden bei passender Abänderung des Rostes etc. die 90 Pfd.
Steinkohlen ersetzen, wenn von ersteren 1 Grmm. 20, von letzteren 26 Grmm.
Blei reducirt?

Nach der Proportion 26 : 20 = x : 90 und [Formel 1] ersetzen
117 Pfd. Braunkohlen 90 Pfd. Steinkohlen.


Strohmeyer's
Methode.

7) Verfahren von Strohmeyer. 1) Das Brennmaterial
wird nach Art einer organischen Analyse mittelst Kupferoxydes
verbrannt, der Rückstand mit Salzsäure und Eisenchlorid be-
handelt, wobei letzteres durch das entstandene metallische Kupfer
zu Eisenchlorür reducirt wird, und dieses mittelst Chamäleons
titrirt (S. 355).

B. Bestimmung des specifischen Wärmeeffects.


Specifische
Wärmeeffecte.

Die aus einem bestimmten Volumen verschiedener Brenn-
stoffe darstellbaren Wärmemengen ergeben sich aus dem Pro-
ducte des absoluten Wärmeeffects und des specifischen Ge-
wichtes derselben, welches letztere auf die S. 440 angegebene
Weise ermittelt wird.


Beispiel.

Es seien für einen bestimmten Zweck 100 Cubikfuss Steinkohlen von
1,2 spec. Gew., welche 26 Thle. Blei reduciren, verbraucht; durch wie viel
Cubikfuss Braunkohlen von 1,15 spec. Gew. lassen sich erstere ersetzen,
wenn letztere 20 Thle. Blei reduciren?

Nach der Proportion 26 x 1,2 : 20 x 1,15 = x : 100 werden 100 Cbfss.
Steinkohlen durch 1[5]6 Cbfss. Braunkohlen ersetzt.


Chemische
Vorgänge.

§. 212. Verkohlung der Brennmaterialien. Beim Erhitzen eines
rohen Brennmaterials unter Luftabschluss, z. B. in einer Glas-
retorte mit Vorlage, entweicht zunächst hygroskopisches
Wasser
, bei steigender Temperatur (z. B. Holz bei 160° C.)
beginnt die Zersetzung, es bilden sich zuerst einfachere Moleküle,

1) Liebig's Annal. Bd. 117. S. 248.
XIX. Brennmaterialien.

Wärmeverlust
bei der Ver-
kohlung.

Untersucht man das rohe Brennmaterial und die daraus
beim Verkohlen erfolgte Kohle nach dem Berthier’schen Ver-
fahren, so repräsentirt die Differenz der dabei gefundenen Blei-
mengen den absoluten Wärmeeffect, welcher beim Verkohlen
verloren geht. Dividirt man die Differenzzahl durch 34, so
findet man die den verflüchtigten Substanzen äquivalente Menge
reinen Kohlenstoffs.


Beispiel.

Wie die nach dem Berthier’schen Verfahren erhaltenen Zahlen zu ver-
wenden sind, möge aus nachstehendem Beispiel hervorgehen: Man verbraucht
in einem Puddelofen auf 1 Ctr. Rohschienen 90 Pfd. Steinkohlen; wie viel
Braunkohlen werden bei passender Abänderung des Rostes etc. die 90 Pfd.
Steinkohlen ersetzen, wenn von ersteren 1 Grmm. 20, von letzteren 26 Grmm.
Blei reducirt?

Nach der Proportion 26 : 20 = x : 90 und [Formel 1] ersetzen
117 Pfd. Braunkohlen 90 Pfd. Steinkohlen.


Strohmeyer’s
Methode.

7) Verfahren von Strohmeyer. 1) Das Brennmaterial
wird nach Art einer organischen Analyse mittelst Kupferoxydes
verbrannt, der Rückstand mit Salzsäure und Eisenchlorid be-
handelt, wobei letzteres durch das entstandene metallische Kupfer
zu Eisenchlorür reducirt wird, und dieses mittelst Chamäleons
titrirt (S. 355).

B. Bestimmung des specifischen Wärmeeffects.


Specifische
Wärmeeffecte.

Die aus einem bestimmten Volumen verschiedener Brenn-
stoffe darstellbaren Wärmemengen ergeben sich aus dem Pro-
ducte des absoluten Wärmeeffects und des specifischen Ge-
wichtes derselben, welches letztere auf die S. 440 angegebene
Weise ermittelt wird.


Beispiel.

Es seien für einen bestimmten Zweck 100 Cubikfuss Steinkohlen von
1,2 spec. Gew., welche 26 Thle. Blei reduciren, verbraucht; durch wie viel
Cubikfuss Braunkohlen von 1,15 spec. Gew. lassen sich erstere ersetzen,
wenn letztere 20 Thle. Blei reduciren?

Nach der Proportion 26 × 1,2 : 20 × 1,15 = x : 100 werden 100 Cbfss.
Steinkohlen durch 1[5]6 Cbfss. Braunkohlen ersetzt.


Chemische
Vorgänge.

§. 212. Verkohlung der Brennmaterialien. Beim Erhitzen eines
rohen Brennmaterials unter Luftabschluss, z. B. in einer Glas-
retorte mit Vorlage, entweicht zunächst hygroskopisches
Wasser
, bei steigender Temperatur (z. B. Holz bei 160° C.)
beginnt die Zersetzung, es bilden sich zuerst einfachere Moleküle,

1) Liebig’s Annal. Bd. 117. S. 248.
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[448/0486] XIX. Brennmaterialien. Untersucht man das rohe Brennmaterial und die daraus beim Verkohlen erfolgte Kohle nach dem Berthier’schen Ver- fahren, so repräsentirt die Differenz der dabei gefundenen Blei- mengen den absoluten Wärmeeffect, welcher beim Verkohlen verloren geht. Dividirt man die Differenzzahl durch 34, so findet man die den verflüchtigten Substanzen äquivalente Menge reinen Kohlenstoffs. Wie die nach dem Berthier’schen Verfahren erhaltenen Zahlen zu ver- wenden sind, möge aus nachstehendem Beispiel hervorgehen: Man verbraucht in einem Puddelofen auf 1 Ctr. Rohschienen 90 Pfd. Steinkohlen; wie viel Braunkohlen werden bei passender Abänderung des Rostes etc. die 90 Pfd. Steinkohlen ersetzen, wenn von ersteren 1 Grmm. 20, von letzteren 26 Grmm. Blei reducirt? Nach der Proportion 26 : 20 = x : 90 und [FORMEL] ersetzen 117 Pfd. Braunkohlen 90 Pfd. Steinkohlen. 7) Verfahren von Strohmeyer. 1) Das Brennmaterial wird nach Art einer organischen Analyse mittelst Kupferoxydes verbrannt, der Rückstand mit Salzsäure und Eisenchlorid be- handelt, wobei letzteres durch das entstandene metallische Kupfer zu Eisenchlorür reducirt wird, und dieses mittelst Chamäleons titrirt (S. 355). B. Bestimmung des specifischen Wärmeeffects. Die aus einem bestimmten Volumen verschiedener Brenn- stoffe darstellbaren Wärmemengen ergeben sich aus dem Pro- ducte des absoluten Wärmeeffects und des specifischen Ge- wichtes derselben, welches letztere auf die S. 440 angegebene Weise ermittelt wird. Es seien für einen bestimmten Zweck 100 Cubikfuss Steinkohlen von 1,2 spec. Gew., welche 26 Thle. Blei reduciren, verbraucht; durch wie viel Cubikfuss Braunkohlen von 1,15 spec. Gew. lassen sich erstere ersetzen, wenn letztere 20 Thle. Blei reduciren? Nach der Proportion 26 × 1,2 : 20 × 1,15 = x : 100 werden 100 Cbfss. Steinkohlen durch 156 Cbfss. Braunkohlen ersetzt. §. 212. Verkohlung der Brennmaterialien. Beim Erhitzen eines rohen Brennmaterials unter Luftabschluss, z. B. in einer Glas- retorte mit Vorlage, entweicht zunächst hygroskopisches Wasser, bei steigender Temperatur (z. B. Holz bei 160° C.) beginnt die Zersetzung, es bilden sich zuerst einfachere Moleküle, 1) Liebig’s Annal. Bd. 117. S. 248.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/486>, abgerufen am 23.11.2024.