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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Mechanische Operationen.
Unterprobe wird durch Aushieb aus dem erkalteten Brandstück
genommen.


Bohrprobe.

b) Bohrprobe. Mittelst eines, nöthigenfalls durch eine
Hebelvorrichtung angedrückten Bohrers durchbohrt man den
Zain etc. an mehreren Stellen des Randes und in der Mitte von
oben nach unten, mengt und probirt die Bohrspäne. Auch
schmilzt man dieselben, z. B. von Blei, wohl unter Kohlenstaub
zusammen, giesst das Geschmolzene auf eine blanke Eisenplatte
zu dünnen Streifen und zerschneidet diese mit der Schere.
Obgleich besser als die vorige Methode des Probenehmens, giebt
diese, weil man die Bohrspäne nicht innig vermengen kann,
auch keinen ganz richtigen Durchschnitt, wegen ihres bedeu-
denten Volums lassen die Bohrspäne, z. B. bei Silberproben, auf
der Kapelle leicht mechanische Verluste zu und bei dicken
Planchen erfolgen zu viel Bohrspäne, deren Gewicht, was die
Rechnung stört, oft von dem momentan zu verrechnenden Ge-
wicht des Silbers abgeht. Auch werden die Zaine unansehn-
lich. Dieses Verfahren ist weniger für edle Metalle, als für
minder werthvolle in Anwendung (Schwarzkupfer, Werkblei-
scheiben etc.).


Spanprobe.

c) Spanprobe. Ein polirter trockner Eisenstab wird in
das flüssige Metall, meist Kupfer, eingetaucht, die sich daran
ansetzende Kruste abgeschlagen und lamellirt. Man erhält ge-
wöhnlich einen zu niedrigen Gehalt.


Schöpfprobe.

d) Schöpfprobe. Diese giebt bei passender Ausführung
die richtigsten Resultate, lässt sich aber nur anwenden für Le-
girungen, welche sich beim Umschmelzen für sich (Legirungen
von edlen Metallen oder solchen mit Kupfer) oder unter einer
Kohlenstaubdecke (Werkblei) nicht verändern. Man schmilzt
die Legirung, z. B. Brandstücke, für sich oder mit Kohlenstaub
in einem hessischen oder Graphittiegel im Windofen (Taf. VIII.
Fig. 151--154) unter Nachsetzen recht dünnflüssig ein, rührt
die Masse mit einem Eisenstab oder Löffel gut durch und holt
mittelst des lehmüberzogenen, wohl an einem rechtwinklig gebo-
genen Arm befindlichen angewärmten Eisenlöffels oder eines mit
der Zange gefassten kleinen Tiegels eine Probe vom Grund auf
heraus. Diese wird entweder:

a) granulirt (Granalienprobe), wenn die Substanz vom
Wasser nicht verändert wird, indem man sie in dünnem Strahl
in ein Gefäss (kupfernen Kessel) mit Wasser giesst, welches durch
einen Besen in rotirende Bewegung versetzt wird. Damit keine

Mechanische Operationen.
Unterprobe wird durch Aushieb aus dem erkalteten Brandstück
genommen.


Bohrprobe.

b) Bohrprobe. Mittelst eines, nöthigenfalls durch eine
Hebelvorrichtung angedrückten Bohrers durchbohrt man den
Zain etc. an mehreren Stellen des Randes und in der Mitte von
oben nach unten, mengt und probirt die Bohrspäne. Auch
schmilzt man dieselben, z. B. von Blei, wohl unter Kohlenstaub
zusammen, giesst das Geschmolzene auf eine blanke Eisenplatte
zu dünnen Streifen und zerschneidet diese mit der Schere.
Obgleich besser als die vorige Methode des Probenehmens, giebt
diese, weil man die Bohrspäne nicht innig vermengen kann,
auch keinen ganz richtigen Durchschnitt, wegen ihres bedeu-
denten Volums lassen die Bohrspäne, z. B. bei Silberproben, auf
der Kapelle leicht mechanische Verluste zu und bei dicken
Planchen erfolgen zu viel Bohrspäne, deren Gewicht, was die
Rechnung stört, oft von dem momentan zu verrechnenden Ge-
wicht des Silbers abgeht. Auch werden die Zaine unansehn-
lich. Dieses Verfahren ist weniger für edle Metalle, als für
minder werthvolle in Anwendung (Schwarzkupfer, Werkblei-
scheiben etc.).


Spanprobe.

c) Spanprobe. Ein polirter trockner Eisenstab wird in
das flüssige Metall, meist Kupfer, eingetaucht, die sich daran
ansetzende Kruste abgeschlagen und lamellirt. Man erhält ge-
wöhnlich einen zu niedrigen Gehalt.


Schöpfprobe.

d) Schöpfprobe. Diese giebt bei passender Ausführung
die richtigsten Resultate, lässt sich aber nur anwenden für Le-
girungen, welche sich beim Umschmelzen für sich (Legirungen
von edlen Metallen oder solchen mit Kupfer) oder unter einer
Kohlenstaubdecke (Werkblei) nicht verändern. Man schmilzt
die Legirung, z. B. Brandstücke, für sich oder mit Kohlenstaub
in einem hessischen oder Graphittiegel im Windofen (Taf. VIII.
Fig. 151—154) unter Nachsetzen recht dünnflüssig ein, rührt
die Masse mit einem Eisenstab oder Löffel gut durch und holt
mittelst des lehmüberzogenen, wohl an einem rechtwinklig gebo-
genen Arm befindlichen angewärmten Eisenlöffels oder eines mit
der Zange gefassten kleinen Tiegels eine Probe vom Grund auf
heraus. Diese wird entweder:

α) granulirt (Granalienprobe), wenn die Substanz vom
Wasser nicht verändert wird, indem man sie in dünnem Strahl
in ein Gefäss (kupfernen Kessel) mit Wasser giesst, welches durch
einen Besen in rotirende Bewegung versetzt wird. Damit keine

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[14/0052] Mechanische Operationen. Unterprobe wird durch Aushieb aus dem erkalteten Brandstück genommen. b) Bohrprobe. Mittelst eines, nöthigenfalls durch eine Hebelvorrichtung angedrückten Bohrers durchbohrt man den Zain etc. an mehreren Stellen des Randes und in der Mitte von oben nach unten, mengt und probirt die Bohrspäne. Auch schmilzt man dieselben, z. B. von Blei, wohl unter Kohlenstaub zusammen, giesst das Geschmolzene auf eine blanke Eisenplatte zu dünnen Streifen und zerschneidet diese mit der Schere. Obgleich besser als die vorige Methode des Probenehmens, giebt diese, weil man die Bohrspäne nicht innig vermengen kann, auch keinen ganz richtigen Durchschnitt, wegen ihres bedeu- denten Volums lassen die Bohrspäne, z. B. bei Silberproben, auf der Kapelle leicht mechanische Verluste zu und bei dicken Planchen erfolgen zu viel Bohrspäne, deren Gewicht, was die Rechnung stört, oft von dem momentan zu verrechnenden Ge- wicht des Silbers abgeht. Auch werden die Zaine unansehn- lich. Dieses Verfahren ist weniger für edle Metalle, als für minder werthvolle in Anwendung (Schwarzkupfer, Werkblei- scheiben etc.). c) Spanprobe. Ein polirter trockner Eisenstab wird in das flüssige Metall, meist Kupfer, eingetaucht, die sich daran ansetzende Kruste abgeschlagen und lamellirt. Man erhält ge- wöhnlich einen zu niedrigen Gehalt. d) Schöpfprobe. Diese giebt bei passender Ausführung die richtigsten Resultate, lässt sich aber nur anwenden für Le- girungen, welche sich beim Umschmelzen für sich (Legirungen von edlen Metallen oder solchen mit Kupfer) oder unter einer Kohlenstaubdecke (Werkblei) nicht verändern. Man schmilzt die Legirung, z. B. Brandstücke, für sich oder mit Kohlenstaub in einem hessischen oder Graphittiegel im Windofen (Taf. VIII. Fig. 151—154) unter Nachsetzen recht dünnflüssig ein, rührt die Masse mit einem Eisenstab oder Löffel gut durch und holt mittelst des lehmüberzogenen, wohl an einem rechtwinklig gebo- genen Arm befindlichen angewärmten Eisenlöffels oder eines mit der Zange gefassten kleinen Tiegels eine Probe vom Grund auf heraus. Diese wird entweder: α) granulirt (Granalienprobe), wenn die Substanz vom Wasser nicht verändert wird, indem man sie in dünnem Strahl in ein Gefäss (kupfernen Kessel) mit Wasser giesst, welches durch einen Besen in rotirende Bewegung versetzt wird. Damit keine

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/52>, abgerufen am 22.11.2024.