Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.lerley zweydeutigen Gerüchte, die über seine Kuren ver- Ich führe hier blos sein Verfahren an, das ein Augen- "Da Herr Gaßner in Ellwangen, bey den vielen Frem- lerley zweydeutigen Gerüchte, die über ſeine Kuren ver- Ich führe hier blos ſein Verfahren an, das ein Augen- „Da Herr Gaßner in Ellwangen, bey den vielen Frem- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="148"/> lerley zweydeutigen Gerüchte, die über ſeine Kuren ver-<lb/> breitet ſind, ſteht, durch eine Menge von Zeugniſſen und<lb/> faktiſchen Nachweiſungen unterſtützt, in dem Archiv für den<lb/> thieriſchen Magnetismus vom Jahr 1820 und 1821.</p><lb/> <p>Ich führe hier blos ſein Verfahren an, das ein Augen-<lb/> zeuge, der Abt Bourgeois, niedergeſchrieben hat.</p><lb/> <p>„Da Herr <hi rendition="#g">Gaßner</hi> in Ellwangen, bey den vielen Frem-<lb/> „den, deren Zahl ſich manchmal bis auf 1500 belaufen<lb/> „ſoll, ſich zum Geſetz gemacht hat, Niemand, wer es auch<lb/> „ſey, ohne beſondern Befehl ſeines Fürſten, den Vorzug<lb/> „vor einem Andern zu geben, ſo ſind Viele genöthigt,<lb/> „zwey bis drey Wochen zu warten, bis ſie die Reihe trifft.<lb/> „Wenn die kranke Perſon in den zweyten Platz, wo ſich<lb/> „der Exorciſt befindet, eingeführt iſt, ſo ſieht man weder<lb/> „täuſchende Verſtellung, noch prahleriſches Großthun, alles<lb/> „iſt einfach und gleichförmig. Er ſitzt auf einem kleinen<lb/> „Schlafſeſſel mit einer Stole über ſeine Kleider angethan,<lb/> „an ſeinem Halſe hängt ein Kreuz, an ſeiner Seite ſteht<lb/> „ein Tiſch, worauf ein Crucifix ſich befindet, und um den<lb/> „Tiſch herum ſteht eine Reihe Seſſel für die hohen Frem-<lb/> „den. Ein Actuarius muß die merkwürdigen Vorgänge<lb/> „protocolliren. Die dem Prieſter vorgeſtellte kranke Perſon<lb/> „kniet nieder, er fragt ſie über die Gattung und Umſtände<lb/> „ihrer Krankheit. Hat er ſich um ihren Zuſtand genug erkun-<lb/> „digt, ſo ſpricht er einige Worte zur Erweckung des Vertrauens<lb/> „an ſie, ermahnt ſie, ihm innerlich beyzuſtimmen, daß alles ge-<lb/> „ſchehe, was er befehle. Iſt alles ſo vorbereitet, ſo ſpricht er:<lb/> „„Wenn in dieſer Krankheit etwas Unnatürliches iſt, ſo<lb/> „„befehle ich im Namen Jeſu, daß es ſich ſogleich zeige;““<lb/> „oder er beſchwört den Satan in Kraft des allerheiligſten<lb/> „Namens Jeſus, die nämlichen Uebel, womit dieſe Per-<lb/> „ſon behaftet iſt, auf der Stelle hervorzubringen. Zuwei-<lb/> „len erſcheint das Uebel ſogleich nach gegebenem Befehl,<lb/> „und alsdann läßt er alles nacheinander kommen, gleich-<lb/> „ſam ſtufenweiſe, und nach Maßgabe der Stärke, in wel-<lb/> „cher der Patient ſein Uebel früher hatte. Dieß Verfah-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0162]
lerley zweydeutigen Gerüchte, die über ſeine Kuren ver-
breitet ſind, ſteht, durch eine Menge von Zeugniſſen und
faktiſchen Nachweiſungen unterſtützt, in dem Archiv für den
thieriſchen Magnetismus vom Jahr 1820 und 1821.
Ich führe hier blos ſein Verfahren an, das ein Augen-
zeuge, der Abt Bourgeois, niedergeſchrieben hat.
„Da Herr Gaßner in Ellwangen, bey den vielen Frem-
„den, deren Zahl ſich manchmal bis auf 1500 belaufen
„ſoll, ſich zum Geſetz gemacht hat, Niemand, wer es auch
„ſey, ohne beſondern Befehl ſeines Fürſten, den Vorzug
„vor einem Andern zu geben, ſo ſind Viele genöthigt,
„zwey bis drey Wochen zu warten, bis ſie die Reihe trifft.
„Wenn die kranke Perſon in den zweyten Platz, wo ſich
„der Exorciſt befindet, eingeführt iſt, ſo ſieht man weder
„täuſchende Verſtellung, noch prahleriſches Großthun, alles
„iſt einfach und gleichförmig. Er ſitzt auf einem kleinen
„Schlafſeſſel mit einer Stole über ſeine Kleider angethan,
„an ſeinem Halſe hängt ein Kreuz, an ſeiner Seite ſteht
„ein Tiſch, worauf ein Crucifix ſich befindet, und um den
„Tiſch herum ſteht eine Reihe Seſſel für die hohen Frem-
„den. Ein Actuarius muß die merkwürdigen Vorgänge
„protocolliren. Die dem Prieſter vorgeſtellte kranke Perſon
„kniet nieder, er fragt ſie über die Gattung und Umſtände
„ihrer Krankheit. Hat er ſich um ihren Zuſtand genug erkun-
„digt, ſo ſpricht er einige Worte zur Erweckung des Vertrauens
„an ſie, ermahnt ſie, ihm innerlich beyzuſtimmen, daß alles ge-
„ſchehe, was er befehle. Iſt alles ſo vorbereitet, ſo ſpricht er:
„„Wenn in dieſer Krankheit etwas Unnatürliches iſt, ſo
„„befehle ich im Namen Jeſu, daß es ſich ſogleich zeige;““
„oder er beſchwört den Satan in Kraft des allerheiligſten
„Namens Jeſus, die nämlichen Uebel, womit dieſe Per-
„ſon behaftet iſt, auf der Stelle hervorzubringen. Zuwei-
„len erſcheint das Uebel ſogleich nach gegebenem Befehl,
„und alsdann läßt er alles nacheinander kommen, gleich-
„ſam ſtufenweiſe, und nach Maßgabe der Stärke, in wel-
„cher der Patient ſein Uebel früher hatte. Dieß Verfah-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |