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Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.

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Vorschriften, derley übernatürliche Erscheinungen zu heben,
hinterlassen habe), und zog, wann er daran roch, den bösen
Geist durch die Naslöcher heraus; alsdann fiel der Mensch
zu Boden, und jener beschwor den Geist, daß er nicht wie-
derkommen solle, gedachte dabey Salomonis und sagte die
von ihm aufgesetzten Beschwörungen (Formeln, die noch bis
auf den heutigen Tag auch unter unserem Volke zu gleichem
Zwecke gebraucht werden) her. Ferner wollte Eleazar
den Umstehenden seine Kunst bewähren und klärlich beweisen,
daß sie Kraft habe, setzte deßwegen ein Trinkgeschirr oder
Fußbecken voll Wasser hin und gebot dem Dämon, er solle
von dem Menschen ausfahren und zum Kennzeichen, daß
solches geschehen, das Gefäß mit dem Wasser umstoßen." --
Dieser Eleazar mag aber vielleicht auch, wie viele seines
Gleichen zu seiner Zeit, nur momentane Hülfe durch seine
Beschwörungskunst geleistet haben. Wenn auch die Heilung
der Dämonischen durch solche Beschwörer erfolgte, die neben
ihren Beschwörungsformeln und Wurzeln auch Räucherungen
und andere natürliche Mittel anwandten, so war es nur
oft ein Werk von kurzer Dauer, der Dämon zeigte sich bald
wieder. Bey den Austreibungen Jesus war es nur sein
Wort, sein Befehl, der mehr bewirkte ohne Gebrauch na-
türlicher Mittel, und dadurch war auch das Erstaunen
der Umstehenden bey den durch ihn bewerkstelligten Aus-
treibungen so groß. Das Austreiben selbst, wie das Besessen-
seyn, war ihnen nichts Neues. Die Erscheinung des Be-
sessenseyns und das Austreiben dauerte auch nach Jesus bis
auf die heutige Stunde fort, aber letzteres allerdings nicht
mit gleichem Erfolge, und es war in der ersten christlichen
Kirche der Exorcismus besonders sehr häufig. Mit keinem
Gegenstande sind die Schriften der christlichen Väter so be-
kannt, als mit diesem, keiner Sache rühmen sie sich mehr,
als der Macht des geringsten Christen, die Dämonen aus
dem Leibe der Christen zu bannen. In der Kirchengeschichte
kommen weit mehr Nachrichten von Besitzungen vor, als
in andern Annalen; in vielen andern kirchlichen Schrift-

Vorſchriften, derley übernatürliche Erſcheinungen zu heben,
hinterlaſſen habe), und zog, wann er daran roch, den böſen
Geiſt durch die Naslöcher heraus; alsdann fiel der Menſch
zu Boden, und jener beſchwor den Geiſt, daß er nicht wie-
derkommen ſolle, gedachte dabey Salomonis und ſagte die
von ihm aufgeſetzten Beſchwörungen (Formeln, die noch bis
auf den heutigen Tag auch unter unſerem Volke zu gleichem
Zwecke gebraucht werden) her. Ferner wollte Eleazar
den Umſtehenden ſeine Kunſt bewähren und klärlich beweiſen,
daß ſie Kraft habe, ſetzte deßwegen ein Trinkgeſchirr oder
Fußbecken voll Waſſer hin und gebot dem Dämon, er ſolle
von dem Menſchen ausfahren und zum Kennzeichen, daß
ſolches geſchehen, das Gefäß mit dem Waſſer umſtoßen.“ —
Dieſer Eleazar mag aber vielleicht auch, wie viele ſeines
Gleichen zu ſeiner Zeit, nur momentane Hülfe durch ſeine
Beſchwörungskunſt geleiſtet haben. Wenn auch die Heilung
der Dämoniſchen durch ſolche Beſchwörer erfolgte, die neben
ihren Beſchwörungsformeln und Wurzeln auch Räucherungen
und andere natürliche Mittel anwandten, ſo war es nur
oft ein Werk von kurzer Dauer, der Dämon zeigte ſich bald
wieder. Bey den Austreibungen Jeſus war es nur ſein
Wort, ſein Befehl, der mehr bewirkte ohne Gebrauch na-
türlicher Mittel, und dadurch war auch das Erſtaunen
der Umſtehenden bey den durch ihn bewerkſtelligten Aus-
treibungen ſo groß. Das Austreiben ſelbſt, wie das Beſeſſen-
ſeyn, war ihnen nichts Neues. Die Erſcheinung des Be-
ſeſſenſeyns und das Austreiben dauerte auch nach Jeſus bis
auf die heutige Stunde fort, aber letzteres allerdings nicht
mit gleichem Erfolge, und es war in der erſten chriſtlichen
Kirche der Exorcismus beſonders ſehr häufig. Mit keinem
Gegenſtande ſind die Schriften der chriſtlichen Väter ſo be-
kannt, als mit dieſem, keiner Sache rühmen ſie ſich mehr,
als der Macht des geringſten Chriſten, die Dämonen aus
dem Leibe der Chriſten zu bannen. In der Kirchengeſchichte
kommen weit mehr Nachrichten von Beſitzungen vor, als
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[6/0020] Vorſchriften, derley übernatürliche Erſcheinungen zu heben, hinterlaſſen habe), und zog, wann er daran roch, den böſen Geiſt durch die Naslöcher heraus; alsdann fiel der Menſch zu Boden, und jener beſchwor den Geiſt, daß er nicht wie- derkommen ſolle, gedachte dabey Salomonis und ſagte die von ihm aufgeſetzten Beſchwörungen (Formeln, die noch bis auf den heutigen Tag auch unter unſerem Volke zu gleichem Zwecke gebraucht werden) her. Ferner wollte Eleazar den Umſtehenden ſeine Kunſt bewähren und klärlich beweiſen, daß ſie Kraft habe, ſetzte deßwegen ein Trinkgeſchirr oder Fußbecken voll Waſſer hin und gebot dem Dämon, er ſolle von dem Menſchen ausfahren und zum Kennzeichen, daß ſolches geſchehen, das Gefäß mit dem Waſſer umſtoßen.“ — Dieſer Eleazar mag aber vielleicht auch, wie viele ſeines Gleichen zu ſeiner Zeit, nur momentane Hülfe durch ſeine Beſchwörungskunſt geleiſtet haben. Wenn auch die Heilung der Dämoniſchen durch ſolche Beſchwörer erfolgte, die neben ihren Beſchwörungsformeln und Wurzeln auch Räucherungen und andere natürliche Mittel anwandten, ſo war es nur oft ein Werk von kurzer Dauer, der Dämon zeigte ſich bald wieder. Bey den Austreibungen Jeſus war es nur ſein Wort, ſein Befehl, der mehr bewirkte ohne Gebrauch na- türlicher Mittel, und dadurch war auch das Erſtaunen der Umſtehenden bey den durch ihn bewerkſtelligten Aus- treibungen ſo groß. Das Austreiben ſelbſt, wie das Beſeſſen- ſeyn, war ihnen nichts Neues. Die Erſcheinung des Be- ſeſſenſeyns und das Austreiben dauerte auch nach Jeſus bis auf die heutige Stunde fort, aber letzteres allerdings nicht mit gleichem Erfolge, und es war in der erſten chriſtlichen Kirche der Exorcismus beſonders ſehr häufig. Mit keinem Gegenſtande ſind die Schriften der chriſtlichen Väter ſo be- kannt, als mit dieſem, keiner Sache rühmen ſie ſich mehr, als der Macht des geringſten Chriſten, die Dämonen aus dem Leibe der Chriſten zu bannen. In der Kirchengeſchichte kommen weit mehr Nachrichten von Beſitzungen vor, als in andern Annalen; in vielen andern kirchlichen Schrift-

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/20>, abgerufen am 23.11.2024.