Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.werde, der in ihr seyn sollende Dämon, worauf sie entgeg- Ueber diese besondere Erscheinung, daß bey mehreren der "Sollte nicht Schwedenborg hier Recht bekommen, Im Allgemeinen läßt sich zweyerley als möglich denken. werde, der in ihr ſeyn ſollende Dämon, worauf ſie entgeg- Ueber dieſe beſondere Erſcheinung, daß bey mehreren der „Sollte nicht Schwedenborg hier Recht bekommen, Im Allgemeinen läßt ſich zweyerley als moͤglich denken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="16"/> werde, der in ihr ſeyn ſollende Dämon, worauf ſie entgeg-<lb/> nete: „Das ſeye ihr auch wunderbar; denn in der Bibel<lb/> habe ſie nie etwas davon geleſen, aber es müſſe doch ſo<lb/> ſeyn, weil es der Dämon in ihr ſchon ſo oft verſichert<lb/> habe, auch ſeine Ausſagen von ſeinem früheren Leben, das<lb/> ihr nicht ſo bekannt geweſen, als wahr erfunden würden.<lb/> Und dieſer letztere Umſtand muß allerdings auch hier beſon-<lb/> ders in die Wagſchale gelegt werden.</p><lb/> <p>Ueber dieſe beſondere Erſcheinung, daß bey mehreren der<lb/> hier aufgeführten Beſeſſenen die Beſitzenden nicht Teufel,<lb/> ſondern verſtorbene böſe Menſchen waren, ſprach ſich ein<lb/> bewährter Freund und Kenner der heiligen Schrift gegen<lb/> mich auch folgendermaßen aus:</p><lb/> <p>„Sollte nicht <hi rendition="#g">Schwedenborg</hi> hier Recht bekommen,<lb/> nach deſſen Lehrſatz alle Engel und alle Teufel verſtorbene<lb/> Menſchen ſind? Wenn dieſer Lehre auch nicht ſo ſchlagende<lb/> Beweiſe aus der heiligen Schrift und der Erfahrung ent-<lb/> gegenſtänden, die ſie als einen Irrthum des wirklichen, aber<lb/> auch mitunter getäuſchten Geiſterſehers bezeichnen, ſo folgt<lb/> doch aus jenen neuen Begebenheiten nicht das mindeſte dafür.<lb/> Bey der vor einigen Jahren zu M. vorgefallenen (in dieſen<lb/> Blättern auch gegebenen) und andern neuen Geſchichten (wie<lb/> auch in mehreren der hier angeführten) waren wirkliche Dä-<lb/> monen, keine Menſchenſeelen, die Peiniger der Beſeſſenen.</p><lb/> <p>Im Allgemeinen läßt ſich zweyerley als moͤglich denken.<lb/> Die Teufel ſind Lügner, ſie ſind ungerne gekannt und unter-<lb/> drücken ihren wahren Namen, daher jener im Evangelium,<lb/> auf die Frage wie er heiße, ſich Legion nennt, weil ihrer<lb/> Viele ſeyen, ohne auch nur einen Namen anzugeben. Es iſt<lb/> alſo möglich, daß ſie ſich, um unerkannt zu bleiben und der<lb/> Menſchen zu ſpotten, für Verſtorbene ausgeben. Es iſt aber<lb/> eben ſo möglich, daß es wirkliche abgeſtorbene Seelen ſind,<lb/> und in den Fällen des Mädchens von O. und der dämo-<lb/> niſchen Frau U. ſcheint dieſe Annahme den Vorzug zu ver-<lb/> dienen, oder verdient ſie wirklich aus Gründen, die hier<lb/> nicht weiter ausgeführt werden ſollen. Ein ſolcher Zuſtand,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0030]
werde, der in ihr ſeyn ſollende Dämon, worauf ſie entgeg-
nete: „Das ſeye ihr auch wunderbar; denn in der Bibel
habe ſie nie etwas davon geleſen, aber es müſſe doch ſo
ſeyn, weil es der Dämon in ihr ſchon ſo oft verſichert
habe, auch ſeine Ausſagen von ſeinem früheren Leben, das
ihr nicht ſo bekannt geweſen, als wahr erfunden würden.
Und dieſer letztere Umſtand muß allerdings auch hier beſon-
ders in die Wagſchale gelegt werden.
Ueber dieſe beſondere Erſcheinung, daß bey mehreren der
hier aufgeführten Beſeſſenen die Beſitzenden nicht Teufel,
ſondern verſtorbene böſe Menſchen waren, ſprach ſich ein
bewährter Freund und Kenner der heiligen Schrift gegen
mich auch folgendermaßen aus:
„Sollte nicht Schwedenborg hier Recht bekommen,
nach deſſen Lehrſatz alle Engel und alle Teufel verſtorbene
Menſchen ſind? Wenn dieſer Lehre auch nicht ſo ſchlagende
Beweiſe aus der heiligen Schrift und der Erfahrung ent-
gegenſtänden, die ſie als einen Irrthum des wirklichen, aber
auch mitunter getäuſchten Geiſterſehers bezeichnen, ſo folgt
doch aus jenen neuen Begebenheiten nicht das mindeſte dafür.
Bey der vor einigen Jahren zu M. vorgefallenen (in dieſen
Blättern auch gegebenen) und andern neuen Geſchichten (wie
auch in mehreren der hier angeführten) waren wirkliche Dä-
monen, keine Menſchenſeelen, die Peiniger der Beſeſſenen.
Im Allgemeinen läßt ſich zweyerley als moͤglich denken.
Die Teufel ſind Lügner, ſie ſind ungerne gekannt und unter-
drücken ihren wahren Namen, daher jener im Evangelium,
auf die Frage wie er heiße, ſich Legion nennt, weil ihrer
Viele ſeyen, ohne auch nur einen Namen anzugeben. Es iſt
alſo möglich, daß ſie ſich, um unerkannt zu bleiben und der
Menſchen zu ſpotten, für Verſtorbene ausgeben. Es iſt aber
eben ſo möglich, daß es wirkliche abgeſtorbene Seelen ſind,
und in den Fällen des Mädchens von O. und der dämo-
niſchen Frau U. ſcheint dieſe Annahme den Vorzug zu ver-
dienen, oder verdient ſie wirklich aus Gründen, die hier
nicht weiter ausgeführt werden ſollen. Ein ſolcher Zuſtand,
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