Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.der Geist seufzend: "O Gott! wann werd ich erlöset doch Das Mädchen sagt: sie dürfe die Fragen an den Geist Oft fragte das Mädchen den Geist: warum er so leide, Vom Monat Februar bis May erschien dieser Geist dem Als am 24. Juny, am Johannistage, da Alles in der *) So war es bekanntlich auch bei der Seherin von Prevorst.
der Geiſt ſeufzend: „O Gott! wann werd ich erlöſet doch Das Mädchen ſagt: ſie dürfe die Fragen an den Geiſt Oft fragte das Mädchen den Geiſt: warum er ſo leide, Vom Monat Februar bis May erſchien dieſer Geiſt dem Als am 24. Juny, am Johannistage, da Alles in der *) So war es bekanntlich auch bei der Seherin von Prevorſt.
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der Geiſt ſeufzend: „O Gott! wann werd ich erlöſet doch
werden:“ wurde ſehr traurig und verſchwand.
Das Mädchen ſagt: ſie dürfe die Fragen an den Geiſt
nur denken, dann erhalte ſie ſchon die Antwort. Bey etwas,
das ſie einmal nur gedacht und nicht habe ausſprechen wollen,
habe der Geiſt geſagt: „Ich weiß es ſchon, du haſt nicht
nöthig es auszuſprechen, damit ich es weiß, doch ſpreche es
nur aus.“ *)
Oft fragte das Mädchen den Geiſt: warum er ſo leide,
auf welche Art er denn mit einem böſen Geiſte noch verbun-
den ſey, warum das Haus weg ſolle, allein hier gab die Er-
ſcheinung immer nur ausweichende Antworten, oder ſeufzte ſie.
Vom Monat Februar bis May erſchien dieſer Geiſt dem
Mädchen zu verſchiedenen Tagen, ſprach immer religöſe Worte
und deutete oft mit Jammer auf ſeine Verbindung mit ei-
nem ſchwarzen Geiſte hin. Einsmal ſagte er, daß er nun
auf längere Zeit nicht mehr kommen könne, dagegen werde
das Mädchen durch jenen ſchwarzen Geiſt Anfechtungen er-
leiden, ſie ſolle nur ſtandhaft bleiben und ihm doch ja nie
eine Antwort ertheilen. Mehrmals ſagte er ihr auch Dinge
voraus, die dann eintrafen, z. E. daß die oder jene Per-
ſon am andern Tage zu ihr kommen werde.
Als am 24. Juny, am Johannistage, da Alles in der
Kirche war, das Mädchen allein zu Hauſe blieb, um das
Mittageſſen zu beſorgen und gerade am Feuerheerde in der
Küche ſtund, hörte ſie auf einmal einen heftigen Knall im
Stalle. Sie wollte nachſehen was geſchehen ſey; als ſie aber
vom Heerde gehen wollte, ſo erblickte ſie einen ganzen Hau-
fen ſonderbarer gelber Fröſche auf dem Heerde. Sie erſchrak
zwar, dachte aber: ich ſollte doch einige dieſer Thiere in meinen
Schurz faſſen, um meinen Eltern bey ihrer Heimkunft zu
zeigen, was das für eine neue Art von Fröſchen iſt, aber als
ſie im Begriff war, einige derſelben mit ihrer Schürze auf-
*) So war es bekanntlich auch bei der Seherin von Prevorſt.
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