Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834."Magdalene! hilf mir heute mähen, ich gebe dir für jeden Fünf Uhr kam er wieder als ein schwarzer Mann, trug Mittags zwölf Uhr war der Schwarze wieder auf der Das Mädchen ist, wie schon angeführt, lutherischer, „Magdalene! hilf mir heute mähen, ich gebe dir für jeden Fünf Uhr kam er wieder als ein ſchwarzer Mann, trug Mittags zwölf Uhr war der Schwarze wieder auf der Das Mädchen iſt, wie ſchon angeführt, lutheriſcher, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="27"/> „Magdalene! hilf mir heute mähen, ich gebe dir für jeden<lb/> Maden einen Laubthaler. Wenn du ſehen würdeſt, wie<lb/> ſchön meine Thaler ſind, du würdeſt mir gewiß mähen hel-<lb/> fen! Kennſt du mich denn nicht? ich bin ja des Wirths<lb/> Sohn. Wenn ich wieder in den Bierkeller gehe, ſo gebe ich<lb/> dir noch Bier dazu, wenn du mir mähen hilfſt“ Immer<lb/> lachte der Schwarze höhniſch zu ſolchen Worten. Er blieb<lb/> eine Viertelſtunde und ſprach im Weggehen: „Du biſt auch<lb/> eine ſolche Schachtelgret wie jene (die weiße Geiſtin) die<lb/> als zu dir kommt!“</p><lb/> <p>Fünf Uhr kam er wieder als ein ſchwarzer Mann, trug<lb/> eine Senſe und ſagte: „Dieſes Stück will ich dir auch<lb/> heruntermähen helfen, damit ihr eher fertig werdet, und<lb/> ſind wir fertig, dann geheſt du mit mir, dann wollen wir<lb/> zu der Schachtelgret, da gibt’s recht zu freſſen und zu ſau-<lb/> fen, aber freundlich mußt du mir ſeyn und eine Antwort<lb/> mußt du mir geben. Gib mir jetzt nur deine Senſe her,<lb/> auf daß ich ſie dir wetze! So! jetzt muß ſie recht ſchnei-<lb/> den! Das Moos muß ſie aus der Erde hauen und dazu<lb/> viele ſchöne blanke Thaler, wenn du mir antworteſt.“ Er<lb/> blieb bis ſieben Uhr um ſie. Sie hatte dieſen ganzen Tag<lb/> nicht nöthig, ihre Senſe zu wetzen, ſie blieb unverwüſtlich<lb/> ſcharf.</p><lb/> <p>Mittags zwölf Uhr war der Schwarze wieder auf der<lb/> Wieſe mit einem Rechen in der Hand und ſagte: „Ein<lb/> rechter Taglöhner ſtellt ſich Mittags gleich ein.“ Er wen-<lb/> dete das Heu hinter der Magdalena nach und ſagte immer<lb/> unter die Arbeit hinein: „gib mir doch Antwort, du<lb/> Dumme! dann haſt du Geld genug; jede Antwort bezahle<lb/> ich dir mit Schätzen, ich bin reich. Eine Meſſe, Magda-<lb/> lene! mußt du leſen laſſen, damit es ſchön Wetter bleibt,<lb/> es nützt dich alles nichts, eine Meſſe mußt du leſen laſ-<lb/> ſen!“ Dann lachte er wieder höhniſch und verſchwand.</p><lb/> <p>Das Mädchen iſt, wie ſchon angeführt, lutheriſcher,<lb/> nicht katholiſcher Confeſſion, es befinden ſich auch keine<lb/> Katholiken zu <hi rendition="#g">Orlach</hi>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [27/0041]
„Magdalene! hilf mir heute mähen, ich gebe dir für jeden
Maden einen Laubthaler. Wenn du ſehen würdeſt, wie
ſchön meine Thaler ſind, du würdeſt mir gewiß mähen hel-
fen! Kennſt du mich denn nicht? ich bin ja des Wirths
Sohn. Wenn ich wieder in den Bierkeller gehe, ſo gebe ich
dir noch Bier dazu, wenn du mir mähen hilfſt“ Immer
lachte der Schwarze höhniſch zu ſolchen Worten. Er blieb
eine Viertelſtunde und ſprach im Weggehen: „Du biſt auch
eine ſolche Schachtelgret wie jene (die weiße Geiſtin) die
als zu dir kommt!“
Fünf Uhr kam er wieder als ein ſchwarzer Mann, trug
eine Senſe und ſagte: „Dieſes Stück will ich dir auch
heruntermähen helfen, damit ihr eher fertig werdet, und
ſind wir fertig, dann geheſt du mit mir, dann wollen wir
zu der Schachtelgret, da gibt’s recht zu freſſen und zu ſau-
fen, aber freundlich mußt du mir ſeyn und eine Antwort
mußt du mir geben. Gib mir jetzt nur deine Senſe her,
auf daß ich ſie dir wetze! So! jetzt muß ſie recht ſchnei-
den! Das Moos muß ſie aus der Erde hauen und dazu
viele ſchöne blanke Thaler, wenn du mir antworteſt.“ Er
blieb bis ſieben Uhr um ſie. Sie hatte dieſen ganzen Tag
nicht nöthig, ihre Senſe zu wetzen, ſie blieb unverwüſtlich
ſcharf.
Mittags zwölf Uhr war der Schwarze wieder auf der
Wieſe mit einem Rechen in der Hand und ſagte: „Ein
rechter Taglöhner ſtellt ſich Mittags gleich ein.“ Er wen-
dete das Heu hinter der Magdalena nach und ſagte immer
unter die Arbeit hinein: „gib mir doch Antwort, du
Dumme! dann haſt du Geld genug; jede Antwort bezahle
ich dir mit Schätzen, ich bin reich. Eine Meſſe, Magda-
lene! mußt du leſen laſſen, damit es ſchön Wetter bleibt,
es nützt dich alles nichts, eine Meſſe mußt du leſen laſ-
ſen!“ Dann lachte er wieder höhniſch und verſchwand.
Das Mädchen iſt, wie ſchon angeführt, lutheriſcher,
nicht katholiſcher Confeſſion, es befinden ſich auch keine
Katholiken zu Orlach.
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