Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.Die ist verrückt! andere: die ist in einem Schlafzustande! Von da an traf der Vater des Mädchnes nun auch alle Bey einem abermaligen Erscheinen des weißen Geistes Es wurden auch vom 25. August an ihre Anfechtungen Vom 24. August an erscheint ihr der schwarze Mönch 3 *
Die iſt verrückt! andere: die iſt in einem Schlafzuſtande! Von da an traf der Vater des Mädchnes nun auch alle Bey einem abermaligen Erſcheinen des weißen Geiſtes Es wurden auch vom 25. Auguſt an ihre Anfechtungen Vom 24. Auguſt an erſcheint ihr der ſchwarze Mönch 3 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="35"/> Die iſt verrückt! andere: die iſt in einem Schlafzuſtande!<lb/> andere: die hat die fallende Sucht! Dich aber Magdalene<lb/> ſoll dieß alles nicht kümmern: denn es iſt keins von all<lb/> dem und dein Leiden hat am fünften März kommenden Jahres<lb/> ein Ende, halte du nur dein Verſprechen, daß das Haus ab-<lb/> gebrochen wird.“ Hierauf betete die Geiſtin den 116.<lb/> Pſalmen und verſchwand dann wieder.</p><lb/> <p>Von da an traf der Vater des Mädchnes nun auch alle<lb/> Anſtalten zum Abbruche ſeines Hauſes und zum Aufbau<lb/> eines neuen, ſo wunderlich dieß auch Manchem erſchien.</p><lb/> <p>Bey einem abermaligen Erſcheinen des weißen Geiſtes<lb/> ſagte ihr dieſer neben troſtreichen Sprüchen aus der heiligen<lb/> Schrift, es werde wohl nun dahin kommen, daß der Schwarze<lb/> ſich ihres Leibes völlig bemächtige, ſie ſolle aber nur ge-<lb/> troſt ſeyn, ſie werde jedesmal dann mit ihrem Geiſte aus<lb/> dem vom Schwarzen beſeſſenen Leibe gehen und ihn in Sicher-<lb/> heit bringen.</p><lb/> <p>Es wurden auch vom 25. Auguſt an ihre Anfechtungen<lb/> durch den ſchwarzen Geiſt immer heftiger, er hielt ſich nun<lb/> nicht länger mehr, ſich verſtellend, außer ihr auf, ſondern<lb/> bemächtigte ſich von nun an bei ſeinem Erſcheinen ſogleich<lb/> ihres ganzen Innern, er ging in ſie ſelbſt hinein und<lb/> ſprach nun aus ihr mit dämoniſcher Rede.</p><lb/> <p>Vom 24. Auguſt an erſcheint ihr der ſchwarze Mönch<lb/> nun immer ſo. Sie ſieht, wenn ſie auch mitten in einem<lb/> Geſchäft iſt, ihn in menſchlicher Geſtalt (eine Mannsgeſtalt<lb/> in einer Kutte, wie aus ſchwarzem Rebel, das Geſicht<lb/> kann ſie nie beſtimmt angeben) auf ſich zugehen. Dann hört<lb/> ſie, wie er nur ein paar kurze Worte zu ihr ſpricht, na-<lb/> mentlich meiſtens: „Willſt du mir als noch keine Antwort<lb/> geben? Hab acht wie ich dich plage!“ und dergleichen. Da<lb/> ſie ſtandhaft darauf beharrt, ihm nicht zu antworten, (na-<lb/> türlich ohne ein Wort zu reden) ſo ſpricht er immer: „Nun<lb/> ſo gehe ich nun dir zum Trotz in dich hinein!“ Hierauf<lb/> ſieht ſie ihn immer auf ihre linke Seite treten und fühlt wie er<lb/> ihr mit <hi rendition="#g">fünf</hi> Fingern einer kalten Hand in den Nacken greift<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3 *</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0049]
Die iſt verrückt! andere: die iſt in einem Schlafzuſtande!
andere: die hat die fallende Sucht! Dich aber Magdalene
ſoll dieß alles nicht kümmern: denn es iſt keins von all
dem und dein Leiden hat am fünften März kommenden Jahres
ein Ende, halte du nur dein Verſprechen, daß das Haus ab-
gebrochen wird.“ Hierauf betete die Geiſtin den 116.
Pſalmen und verſchwand dann wieder.
Von da an traf der Vater des Mädchnes nun auch alle
Anſtalten zum Abbruche ſeines Hauſes und zum Aufbau
eines neuen, ſo wunderlich dieß auch Manchem erſchien.
Bey einem abermaligen Erſcheinen des weißen Geiſtes
ſagte ihr dieſer neben troſtreichen Sprüchen aus der heiligen
Schrift, es werde wohl nun dahin kommen, daß der Schwarze
ſich ihres Leibes völlig bemächtige, ſie ſolle aber nur ge-
troſt ſeyn, ſie werde jedesmal dann mit ihrem Geiſte aus
dem vom Schwarzen beſeſſenen Leibe gehen und ihn in Sicher-
heit bringen.
Es wurden auch vom 25. Auguſt an ihre Anfechtungen
durch den ſchwarzen Geiſt immer heftiger, er hielt ſich nun
nicht länger mehr, ſich verſtellend, außer ihr auf, ſondern
bemächtigte ſich von nun an bei ſeinem Erſcheinen ſogleich
ihres ganzen Innern, er ging in ſie ſelbſt hinein und
ſprach nun aus ihr mit dämoniſcher Rede.
Vom 24. Auguſt an erſcheint ihr der ſchwarze Mönch
nun immer ſo. Sie ſieht, wenn ſie auch mitten in einem
Geſchäft iſt, ihn in menſchlicher Geſtalt (eine Mannsgeſtalt
in einer Kutte, wie aus ſchwarzem Rebel, das Geſicht
kann ſie nie beſtimmt angeben) auf ſich zugehen. Dann hört
ſie, wie er nur ein paar kurze Worte zu ihr ſpricht, na-
mentlich meiſtens: „Willſt du mir als noch keine Antwort
geben? Hab acht wie ich dich plage!“ und dergleichen. Da
ſie ſtandhaft darauf beharrt, ihm nicht zu antworten, (na-
türlich ohne ein Wort zu reden) ſo ſpricht er immer: „Nun
ſo gehe ich nun dir zum Trotz in dich hinein!“ Hierauf
ſieht ſie ihn immer auf ihre linke Seite treten und fühlt wie er
ihr mit fünf Fingern einer kalten Hand in den Nacken greift
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