Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette
Wärme den Erwachten nun!
Ach! er liegt an kalter Stätte,
Statt bey Blumen warm zu ruh'n!
Denn, als so er schlief im düstern,
Stillen Sarg, dem sichern Port,
Hört' er aus der Tiefe flüstern
Geister dieses ernste Wort:
Ein Kraut nur heilt Menschenwunden,
Menschenwunden klein und groß,
Ein Tuch nur hält sie verbunden --
Leichentuch und Grabesmoos.
Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette
Waͤrme den Erwachten nun!
Ach! er liegt an kalter Staͤtte,
Statt bey Blumen warm zu ruh'n!
Denn, als ſo er ſchlief im duͤſtern,
Stillen Sarg, dem ſichern Port,
Hoͤrt' er aus der Tiefe fluͤſtern
Geiſter dieſes ernſte Wort:
Ein Kraut nur heilt Menſchenwunden,
Menſchenwunden klein und groß,
Ein Tuch nur haͤlt ſie verbunden —
Leichentuch und Grabesmoos.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <l>
          <pb facs="#f0133" n="121"/>
        </l>
        <lg n="6">
          <l>Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette</l><lb/>
          <l>Wa&#x0364;rme den Erwachten nun!</l><lb/>
          <l>Ach! er liegt an kalter Sta&#x0364;tte,</l><lb/>
          <l>Statt bey Blumen warm zu ruh'n!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="7">
          <l>Denn, als <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> er &#x017F;chlief im du&#x0364;&#x017F;tern,</l><lb/>
          <l>Stillen Sarg, dem &#x017F;ichern Port,</l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;rt' er aus der Tiefe flu&#x0364;&#x017F;tern</l><lb/>
          <l>Gei&#x017F;ter die&#x017F;es ern&#x017F;te Wort:</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="8">
          <l><hi rendition="#g">Ein</hi> Kraut nur heilt Men&#x017F;chenwunden,</l><lb/>
          <l>Men&#x017F;chenwunden klein und groß,</l><lb/>
          <l><hi rendition="#g">Ein</hi> Tuch nur ha&#x0364;lt &#x017F;ie verbunden &#x2014;</l><lb/>
          <l>Leichentuch und Grabesmoos.</l>
        </lg>
      </lg><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0133] Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette Waͤrme den Erwachten nun! Ach! er liegt an kalter Staͤtte, Statt bey Blumen warm zu ruh'n! Denn, als ſo er ſchlief im duͤſtern, Stillen Sarg, dem ſichern Port, Hoͤrt' er aus der Tiefe fluͤſtern Geiſter dieſes ernſte Wort: Ein Kraut nur heilt Menſchenwunden, Menſchenwunden klein und groß, Ein Tuch nur haͤlt ſie verbunden — Leichentuch und Grabesmoos.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/133
Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/133>, abgerufen am 21.11.2024.