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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Und all' die Helden rings in heil'gen Sarkophagen,
Männer, so Leid und Tod um Teutschland einst getragen,
Die heben ernst und stumm sich aus den Särgen wach,
Vor allen aber so Heinrich der Leue sprach:
Getrost, vieltreuer Sohn! Bald heilen all' die Wunden!
Hier blick' hinab, und sieh Germania treuverbunden.
Des Fremden Lorbeer liegt, von Blut befleckt, entlaubt;
Doch segenreich umstrahlt ein Stern des Enkels Haupt.
"Du aber, zeuch, mein Sohn, harr' still der theuern Stunde,
Und bring' den Brüdern Dein da oben diese Kunde." --
So sprach der Leue, sprach's, und in die Särge all'
Sanken die Helden rings mit wundersamem Schall.
Da stiegest Du empor, die Faust gestärkt zum Streite,
Blitz, Donner, Feindesruf durchdrang die Luft die Weite;
Du aber schlugst den Feind mit wenig Treuen Dein,
Und legtest ruhend nun Dein Haupt auf einen Stein. *)

*) Es ist bekannt, daß der Fürst, nachdem er seine Verfolger in
siegreichen Treffen geschlagen, eine Nacht bivouacquirend auf
dem Walle seiner Hauptstadt zubrachte. Das Haupt hatte er
auf einen Stein gelegt.
Und all' die Helden rings in heil'gen Sarkophagen,
Maͤnner, ſo Leid und Tod um Teutſchland einſt getragen,
Die heben ernſt und ſtumm ſich aus den Saͤrgen wach,
Vor allen aber ſo Heinrich der Leue ſprach:
Getroſt, vieltreuer Sohn! Bald heilen all' die Wunden!
Hier blick' hinab, und ſieh Germania treuverbunden.
Des Fremden Lorbeer liegt, von Blut befleckt, entlaubt;
Doch ſegenreich umſtrahlt ein Stern des Enkels Haupt.
„Du aber, zeuch, mein Sohn, harr' ſtill der theuern Stunde,
Und bring' den Bruͤdern Dein da oben dieſe Kunde.“ —
So ſprach der Leue, ſprach's, und in die Saͤrge all'
Sanken die Helden rings mit wunderſamem Schall.
Da ſtiegeſt Du empor, die Fauſt geſtaͤrkt zum Streite,
Blitz, Donner, Feindesruf durchdrang die Luft die Weite;
Du aber ſchlugſt den Feind mit wenig Treuen Dein,
Und legteſt ruhend nun Dein Haupt auf einen Stein. *)

*) Es iſt bekannt, daß der Fürſt, nachdem er ſeine Verfolger in
ſiegreichen Treffen geſchlagen, eine Nacht bivouacquirend auf
dem Walle ſeiner Hauptſtadt zubrachte. Das Haupt hatte er
auf einen Stein gelegt.
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[125/0137] Und all' die Helden rings in heil'gen Sarkophagen, Maͤnner, ſo Leid und Tod um Teutſchland einſt getragen, Die heben ernſt und ſtumm ſich aus den Saͤrgen wach, Vor allen aber ſo Heinrich der Leue ſprach: Getroſt, vieltreuer Sohn! Bald heilen all' die Wunden! Hier blick' hinab, und ſieh Germania treuverbunden. Des Fremden Lorbeer liegt, von Blut befleckt, entlaubt; Doch ſegenreich umſtrahlt ein Stern des Enkels Haupt. „Du aber, zeuch, mein Sohn, harr' ſtill der theuern Stunde, Und bring' den Bruͤdern Dein da oben dieſe Kunde.“ — So ſprach der Leue, ſprach's, und in die Saͤrge all' Sanken die Helden rings mit wunderſamem Schall. Da ſtiegeſt Du empor, die Fauſt geſtaͤrkt zum Streite, Blitz, Donner, Feindesruf durchdrang die Luft die Weite; Du aber ſchlugſt den Feind mit wenig Treuen Dein, Und legteſt ruhend nun Dein Haupt auf einen Stein. *) *) Es iſt bekannt, daß der Fürſt, nachdem er ſeine Verfolger in ſiegreichen Treffen geſchlagen, eine Nacht bivouacquirend auf dem Walle ſeiner Hauptſtadt zubrachte. Das Haupt hatte er auf einen Stein gelegt.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/137>, abgerufen am 21.11.2024.