Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.An Gangloffs Geist. Weinsperg 1819.Hier in diesen üpp'gen Feldern, Rebenbergen, wolk'gen Wäldern, Um das Maal der Frauentreu', Wo du giengst in stillem Sinnen, -- Brennt es mich im Busen innen, Werden alte Wunden neu. Berg und Thale hör' ich fragen: Hat er nicht auch dich getragen Einst im Herzen liebewarm? Kam er mit dir? -- weh! und schauen Muß ich deiner Tugend Auen, Dann durch Thränen voll von Harm. Aber die dein Geist erdachte,
Deine Hand in's Leben brachte In dem Wein-bekränzten Thal, Jene Bilder alter Zeiten Seh' ich oft vorüber gleiten Geistern gleich im Mondenstrahl. An Gangloffs Geiſt. Weinſperg 1819.Hier in dieſen uͤpp'gen Feldern, Rebenbergen, wolk'gen Waͤldern, Um das Maal der Frauentreu', Wo du giengſt in ſtillem Sinnen, — Brennt es mich im Buſen innen, Werden alte Wunden neu. Berg und Thale hoͤr' ich fragen: Hat er nicht auch dich getragen Einſt im Herzen liebewarm? Kam er mit dir? — weh! und ſchauen Muß ich deiner Tugend Auen, Dann durch Thraͤnen voll von Harm. Aber die dein Geiſt erdachte,
Deine Hand in's Leben brachte In dem Wein-bekraͤnzten Thal, Jene Bilder alter Zeiten Seh' ich oft voruͤber gleiten Geiſtern gleich im Mondenſtrahl. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0147" n="[135]"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">An Gangloffs Geiſt</hi>.</head><lb/> <l> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Weinſperg 1819</hi>.</hi> </l><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Hier in dieſen uͤpp'gen Feldern,</l><lb/> <l>Rebenbergen, wolk'gen Waͤldern,</l><lb/> <l>Um das Maal der Frauentreu',</l><lb/> <l>Wo du giengſt in ſtillem Sinnen, —</l><lb/> <l>Brennt es mich im Buſen innen,</l><lb/> <l>Werden alte Wunden neu.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Berg und Thale hoͤr' ich fragen:</l><lb/> <l>Hat er nicht auch dich getragen</l><lb/> <l>Einſt im Herzen liebewarm?</l><lb/> <l>Kam er mit dir? — weh! und ſchauen</l><lb/> <l>Muß ich deiner Tugend Auen,</l><lb/> <l>Dann durch Thraͤnen voll von Harm.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aber die dein Geiſt erdachte,</l><lb/> <l>Deine Hand in's Leben brachte</l><lb/> <l>In dem Wein-bekraͤnzten Thal,</l><lb/> <l>Jene Bilder alter Zeiten</l><lb/> <l>Seh' ich oft voruͤber gleiten</l><lb/> <l>Geiſtern gleich im Mondenſtrahl.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [[135]/0147]
An Gangloffs Geiſt.
Weinſperg 1819.
Hier in dieſen uͤpp'gen Feldern,
Rebenbergen, wolk'gen Waͤldern,
Um das Maal der Frauentreu',
Wo du giengſt in ſtillem Sinnen, —
Brennt es mich im Buſen innen,
Werden alte Wunden neu.
Berg und Thale hoͤr' ich fragen:
Hat er nicht auch dich getragen
Einſt im Herzen liebewarm?
Kam er mit dir? — weh! und ſchauen
Muß ich deiner Tugend Auen,
Dann durch Thraͤnen voll von Harm.
Aber die dein Geiſt erdachte,
Deine Hand in's Leben brachte
In dem Wein-bekraͤnzten Thal,
Jene Bilder alter Zeiten
Seh' ich oft voruͤber gleiten
Geiſtern gleich im Mondenſtrahl.
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