Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Im Herbste. 1823.Hoch von Bergen tönt zu Thal Freudenruf und Jubellied: Sey gegrüßt du heil'ger Strahl Der auch unsern Berg durchglüht. Längs des Neckars, längs des Rheins Tönet solcher Freude Schall, Preißt den mächt'gen Gott des Weins, Der gekrönt die Hügel all'. Evoe! Dem Gotte leer' Ich auch dieses Glas mit Wein! Gold des Neckars! -- Doch woher Fällt ein Tropfen Blut hinein? Freunde! Das ist Griechenblut! Stellt Gesang und Jubel ein! Blickt zu Thal, mit trübem Muth Auf die Erde, kalt wie Stein. Evoe, Ruf, der einmal Froh getönt durch Hellas Land, Töntest mir jezt Hellas Qual -- Und das Glas entfällt der Hand. Im Herbſte. 1823.Hoch von Bergen toͤnt zu Thal Freudenruf und Jubellied: Sey gegruͤßt du heil'ger Strahl Der auch unſern Berg durchgluͤht. Laͤngs des Neckars, laͤngs des Rheins Toͤnet ſolcher Freude Schall, Preißt den maͤcht'gen Gott des Weins, Der gekroͤnt die Huͤgel all'. Evoe! Dem Gotte leer' Ich auch dieſes Glas mit Wein! Gold des Neckars! — Doch woher Faͤllt ein Tropfen Blut hinein? Freunde! Das iſt Griechenblut! Stellt Geſang und Jubel ein! Blickt zu Thal, mit truͤbem Muth Auf die Erde, kalt wie Stein. Evoe, Ruf, der einmal Froh getoͤnt durch Hellas Land, Toͤnteſt mir jezt Hellas Qual — Und das Glas entfaͤllt der Hand. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0149" n="137"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Im Herbſte</hi>.</head><lb/> <l> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">1823</hi>.</hi> </l><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Hoch von Bergen toͤnt zu Thal</l><lb/> <l>Freudenruf und Jubellied:</l><lb/> <l>Sey gegruͤßt du heil'ger Strahl</l><lb/> <l>Der auch unſern Berg durchgluͤht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Laͤngs des Neckars, laͤngs des Rheins</l><lb/> <l>Toͤnet ſolcher Freude Schall,</l><lb/> <l>Preißt den maͤcht'gen Gott des Weins,</l><lb/> <l>Der gekroͤnt die Huͤgel all'.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Evoe! <hi rendition="#g">Dem</hi> Gotte leer'</l><lb/> <l>Ich auch dieſes Glas mit Wein!</l><lb/> <l>Gold des Neckars! — Doch woher</l><lb/> <l>Faͤllt ein Tropfen Blut hinein?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Freunde! Das iſt Griechenblut!</l><lb/> <l>Stellt Geſang und Jubel ein!</l><lb/> <l>Blickt zu Thal, mit truͤbem Muth</l><lb/> <l>Auf die Erde, kalt wie Stein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Evoe, Ruf, der einmal</l><lb/> <l>Froh getoͤnt durch Hellas Land,</l><lb/> <l>Toͤnteſt mir jezt Hellas Qual —</l><lb/> <l>Und das Glas entfaͤllt der Hand.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [137/0149]
Im Herbſte.
1823.
Hoch von Bergen toͤnt zu Thal
Freudenruf und Jubellied:
Sey gegruͤßt du heil'ger Strahl
Der auch unſern Berg durchgluͤht.
Laͤngs des Neckars, laͤngs des Rheins
Toͤnet ſolcher Freude Schall,
Preißt den maͤcht'gen Gott des Weins,
Der gekroͤnt die Huͤgel all'.
Evoe! Dem Gotte leer'
Ich auch dieſes Glas mit Wein!
Gold des Neckars! — Doch woher
Faͤllt ein Tropfen Blut hinein?
Freunde! Das iſt Griechenblut!
Stellt Geſang und Jubel ein!
Blickt zu Thal, mit truͤbem Muth
Auf die Erde, kalt wie Stein.
Evoe, Ruf, der einmal
Froh getoͤnt durch Hellas Land,
Toͤnteſt mir jezt Hellas Qual —
Und das Glas entfaͤllt der Hand.
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