Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Im Walde. Tief durch den Wald Gesang erschallt, Die leichten Vöglein scherzen, Der Mensch allein, der trägt die Pein Recht tief im kranken Herzen. Leicht hüpft der Bach den Blumen nach, Ihm ist so kühl und helle, Durch's Menschenherz, da schleicht mit Schmerz Des heißen Blutes Welle. Gesang verhallt, Sturm wiegt den Wald In dumpfen Melodieen; Einsam die Bahn muß Wandersmann Mit düstrer Wolke ziehen. Rinn' nieder, Thau! aus Wolken grau, Dich saugt die Blum' in Liebe! Thrän'! bleib zurück im Menschenblick, Machst Blumen welk und trübe! Im Walde. Tief durch den Wald Geſang erſchallt, Die leichten Voͤglein ſcherzen, Der Menſch allein, der traͤgt die Pein Recht tief im kranken Herzen. Leicht huͤpft der Bach den Blumen nach, Ihm iſt ſo kuͤhl und helle, Durch's Menſchenherz, da ſchleicht mit Schmerz Des heißen Blutes Welle. Geſang verhallt, Sturm wiegt den Wald In dumpfen Melodieen; Einſam die Bahn muß Wandersmann Mit duͤſtrer Wolke ziehen. Rinn' nieder, Thau! aus Wolken grau, Dich ſaugt die Blum' in Liebe! Thraͤn'! bleib zuruͤck im Menſchenblick, Machſt Blumen welk und truͤbe! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0197" n="185"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Im Walde</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Tief durch den Wald Geſang erſchallt,</l><lb/> <l>Die leichten Voͤglein ſcherzen,</l><lb/> <l>Der Menſch allein, der traͤgt die Pein</l><lb/> <l>Recht tief im kranken Herzen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Leicht huͤpft der Bach den Blumen nach,</l><lb/> <l>Ihm iſt ſo kuͤhl und helle,</l><lb/> <l>Durch's Menſchenherz, da ſchleicht mit Schmerz</l><lb/> <l>Des heißen Blutes Welle.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Geſang verhallt, Sturm wiegt den Wald</l><lb/> <l>In dumpfen Melodieen;</l><lb/> <l>Einſam die Bahn muß Wandersmann</l><lb/> <l>Mit duͤſtrer Wolke ziehen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Rinn' nieder, Thau! aus Wolken grau,</l><lb/> <l>Dich ſaugt die Blum' in Liebe!</l><lb/> <l>Thraͤn'! bleib zuruͤck im Menſchenblick,</l><lb/> <l>Machſt Blumen welk und truͤbe!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [185/0197]
Im Walde.
Tief durch den Wald Geſang erſchallt,
Die leichten Voͤglein ſcherzen,
Der Menſch allein, der traͤgt die Pein
Recht tief im kranken Herzen.
Leicht huͤpft der Bach den Blumen nach,
Ihm iſt ſo kuͤhl und helle,
Durch's Menſchenherz, da ſchleicht mit Schmerz
Des heißen Blutes Welle.
Geſang verhallt, Sturm wiegt den Wald
In dumpfen Melodieen;
Einſam die Bahn muß Wandersmann
Mit duͤſtrer Wolke ziehen.
Rinn' nieder, Thau! aus Wolken grau,
Dich ſaugt die Blum' in Liebe!
Thraͤn'! bleib zuruͤck im Menſchenblick,
Machſt Blumen welk und truͤbe!
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