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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Doch wird es, doch muß es gelingen!
Der Mond fliegt am Himmel dahin,
Es fliegen die Wolken, die Sterne --
Auf! auf! in die heilige Ferne!
(Er strebt mit den Flügeln auf und sinkt wieder zurück.)
Der böse Geist erscheint.
Der Geist.
Halt Menschlein! halt! umsonst ist dein Bemühn!
Nie tragen dich die selbstgemachten Schwingen.
Verschreib' dich mir, dem Meister aller Kunst,
Und thu' ein Werk so würdig meiner Gunst,
Dann könnt' ein solches Wagstück dir gelingen.
Der Todtengräber.
Fort, Nachtgespenst aus eitlem Höllendunst!
(Der böse Geist verschwindet.)
Der Todtengräber.
Ja! ja! ich war von Sinnen -- --
(Rafft sich auf.)
Aufgestrebt! auf! nun muß es oder nimmer!
Auf Sturmwind! führ' mich dahin!
Empfangt mich, ihr Wolken, ihr Sterne,
Du Mondlicht! -- --
Weh! ich sinke -- --
Wohlan! euch ruf' ich an, ihr Gelster der Nacht,
Euch, denen all' die Opfer ich gebracht,
Dir ruf' ich, der du zu helfen versprachst,
Teufel, erschein!
(Der böse Geist erscheint.)
Der Geist.
Gelöst soll dir das große Räthsel seyn,
Doch wird es, doch muß es gelingen!
Der Mond fliegt am Himmel dahin,
Es fliegen die Wolken, die Sterne —
Auf! auf! in die heilige Ferne!
(Er ſtrebt mit den Fluͤgeln auf und ſinkt wieder zuruͤck.)
Der boͤſe Geiſt erſcheint.
Der Geiſt.
Halt Menſchlein! halt! umſonſt iſt dein Bemuͤhn!
Nie tragen dich die ſelbſtgemachten Schwingen.
Verſchreib' dich mir, dem Meiſter aller Kunſt,
Und thu' ein Werk ſo wuͤrdig meiner Gunſt,
Dann koͤnnt' ein ſolches Wagſtuͤck dir gelingen.
Der Todtengraͤber.
Fort, Nachtgeſpenſt aus eitlem Hoͤllendunſt!
(Der boͤſe Geiſt verſchwindet.)
Der Todtengraͤber.
Ja! ja! ich war von Sinnen — —
(Rafft ſich auf.)
Aufgeſtrebt! auf! nun muß es oder nimmer!
Auf Sturmwind! fuͤhr' mich dahin!
Empfangt mich, ihr Wolken, ihr Sterne,
Du Mondlicht! — —
Weh! ich ſinke — —
Wohlan! euch ruf' ich an, ihr Gelſter der Nacht,
Euch, denen all' die Opfer ich gebracht,
Dir ruf' ich, der du zu helfen verſprachſt,
Teufel, erſchein!
(Der boͤſe Geiſt erſcheint.)
Der Geiſt.
Geloͤst ſoll dir das große Raͤthſel ſeyn,
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[213/0225] Doch wird es, doch muß es gelingen! Der Mond fliegt am Himmel dahin, Es fliegen die Wolken, die Sterne — Auf! auf! in die heilige Ferne! (Er ſtrebt mit den Fluͤgeln auf und ſinkt wieder zuruͤck.) Der boͤſe Geiſt erſcheint. Der Geiſt. Halt Menſchlein! halt! umſonſt iſt dein Bemuͤhn! Nie tragen dich die ſelbſtgemachten Schwingen. Verſchreib' dich mir, dem Meiſter aller Kunſt, Und thu' ein Werk ſo wuͤrdig meiner Gunſt, Dann koͤnnt' ein ſolches Wagſtuͤck dir gelingen. Der Todtengraͤber. Fort, Nachtgeſpenſt aus eitlem Hoͤllendunſt! (Der boͤſe Geiſt verſchwindet.) Der Todtengraͤber. Ja! ja! ich war von Sinnen — — (Rafft ſich auf.) Aufgeſtrebt! auf! nun muß es oder nimmer! Auf Sturmwind! fuͤhr' mich dahin! Empfangt mich, ihr Wolken, ihr Sterne, Du Mondlicht! — — Weh! ich ſinke — — Wohlan! euch ruf' ich an, ihr Gelſter der Nacht, Euch, denen all' die Opfer ich gebracht, Dir ruf' ich, der du zu helfen verſprachſt, Teufel, erſchein! (Der boͤſe Geiſt erſcheint.) Der Geiſt. Geloͤst ſoll dir das große Raͤthſel ſeyn,

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/225>, abgerufen am 24.11.2024.