Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Lob der Spindel. Die Faust des Mannes zieret Ein blank geschliffen Schwerdt, Das er in Treue führet, Wo er das Recht begehrt. Sank er auf blut'ger Haide, Den Ring, den Edelstein, Dies seiner Hand Geschmeide Grab' man mit ihm hinein. Des Eisens Wucht zu heben Sind Frauen nicht gewandt, Sie leben stilles Leben Die Spindel in der Hand. Die zarte Hand der Schönen Ziert die mit rechter Weis'; Sie tanzt mit süßem Tönen, Und singt der Frauen Fleiß. In alter Wälder Dunkel,
Auf moosigem Gestein Sizt an krystallner Kunkel Nachtfrau im Mondenschein. Lob der Spindel. Die Fauſt des Mannes zieret Ein blank geſchliffen Schwerdt, Das er in Treue fuͤhret, Wo er das Recht begehrt. Sank er auf blut'ger Haide, Den Ring, den Edelſtein, Dies ſeiner Hand Geſchmeide Grab' man mit ihm hinein. Des Eiſens Wucht zu heben Sind Frauen nicht gewandt, Sie leben ſtilles Leben Die Spindel in der Hand. Die zarte Hand der Schoͤnen Ziert die mit rechter Weis'; Sie tanzt mit ſuͤßem Toͤnen, Und ſingt der Frauen Fleiß. In alter Waͤlder Dunkel,
Auf mooſigem Geſtein Sizt an kryſtallner Kunkel Nachtfrau im Mondenſchein. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0031" n="19"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lob der Spindel</hi>.</hi> </head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Die Fauſt des Mannes zieret</l><lb/> <l>Ein blank geſchliffen Schwerdt,</l><lb/> <l>Das er in Treue fuͤhret,</l><lb/> <l>Wo er das Recht begehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sank er auf blut'ger Haide,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Den</hi> Ring, <hi rendition="#g">den</hi> Edelſtein,</l><lb/> <l>Dies ſeiner Hand Geſchmeide</l><lb/> <l>Grab' man mit ihm hinein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Des Eiſens Wucht zu heben</l><lb/> <l>Sind Frauen nicht gewandt,</l><lb/> <l>Sie leben ſtilles Leben</l><lb/> <l>Die Spindel in der Hand.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die zarte Hand der Schoͤnen</l><lb/> <l>Ziert <hi rendition="#g">die</hi> mit rechter Weis';</l><lb/> <l>Sie tanzt mit ſuͤßem Toͤnen,</l><lb/> <l>Und ſingt der Frauen Fleiß.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>In alter Waͤlder Dunkel,</l><lb/> <l>Auf mooſigem Geſtein</l><lb/> <l>Sizt an kryſtallner Kunkel</l><lb/> <l>Nachtfrau im Mondenſchein.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [19/0031]
Lob der Spindel.
Die Fauſt des Mannes zieret
Ein blank geſchliffen Schwerdt,
Das er in Treue fuͤhret,
Wo er das Recht begehrt.
Sank er auf blut'ger Haide,
Den Ring, den Edelſtein,
Dies ſeiner Hand Geſchmeide
Grab' man mit ihm hinein.
Des Eiſens Wucht zu heben
Sind Frauen nicht gewandt,
Sie leben ſtilles Leben
Die Spindel in der Hand.
Die zarte Hand der Schoͤnen
Ziert die mit rechter Weis';
Sie tanzt mit ſuͤßem Toͤnen,
Und ſingt der Frauen Fleiß.
In alter Waͤlder Dunkel,
Auf mooſigem Geſtein
Sizt an kryſtallner Kunkel
Nachtfrau im Mondenſchein.
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