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Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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entlud sich der Regen und durchbrach mit wildem Rauschen die stille Nachtschwüle. Müde von Tanz, Glück und Sehnsucht saßen sie auf der weichen Moosbank, die Welt mit all ihren Gedanken lag fern von ihnen, nur ihre Herzen wachten, ihre Lippen fanden sich, ihre Arme umwanden sich.

Oestlich über dem Walde dämmerte ein grauer Schein, im West verzückte das Gewitter mit rothem Wetterleuchten. Da trat das Paar aus der Hütte. Margret nahm weinend den Kranz aus ihren Haaren und streute seine welken Blumen in den Hollunderbusch, weich und innig an den Geliebten geschmiegt stieg sie durchs Gebüsch zum Dorfe hernieder und achtete es nicht, daß die Tropfen ihr Kleid durchnäßten. Mit Schrecken sah sie in der Stube des Vaters ein Licht brennen; Nikola aber umfaßte sie unter der Hofthür noch einmal mit voller Inbrunst und jauchzender Seligkeit und ging dann die Gassen des Dorfes hinunter nach dem Schultheißenhause.

Der jüngste Bruder machte der Margret die Hausthür auf. Aber du bleibst lange, sagte er; der Vater liegt oben auf dem Bett; es ist ihm seit gestern Abend nicht recht, und wir haben soeben den Großknecht auf dem Falben nach dem Doktor geschickt. Geh herauf zu ihm, ich mache jetzt in der Küche geschwind Feuer, und dann kochst du ihm einen Hollunderthee.

Margret flog die Treppe hinauf; blutroth trat sie vor den Vater, denn sie meinte, Jeder müsse ihre Schuld

entlud sich der Regen und durchbrach mit wildem Rauschen die stille Nachtschwüle. Müde von Tanz, Glück und Sehnsucht saßen sie auf der weichen Moosbank, die Welt mit all ihren Gedanken lag fern von ihnen, nur ihre Herzen wachten, ihre Lippen fanden sich, ihre Arme umwanden sich.

Oestlich über dem Walde dämmerte ein grauer Schein, im West verzückte das Gewitter mit rothem Wetterleuchten. Da trat das Paar aus der Hütte. Margret nahm weinend den Kranz aus ihren Haaren und streute seine welken Blumen in den Hollunderbusch, weich und innig an den Geliebten geschmiegt stieg sie durchs Gebüsch zum Dorfe hernieder und achtete es nicht, daß die Tropfen ihr Kleid durchnäßten. Mit Schrecken sah sie in der Stube des Vaters ein Licht brennen; Nikola aber umfaßte sie unter der Hofthür noch einmal mit voller Inbrunst und jauchzender Seligkeit und ging dann die Gassen des Dorfes hinunter nach dem Schultheißenhause.

Der jüngste Bruder machte der Margret die Hausthür auf. Aber du bleibst lange, sagte er; der Vater liegt oben auf dem Bett; es ist ihm seit gestern Abend nicht recht, und wir haben soeben den Großknecht auf dem Falben nach dem Doktor geschickt. Geh herauf zu ihm, ich mache jetzt in der Küche geschwind Feuer, und dann kochst du ihm einen Hollunderthee.

Margret flog die Treppe hinauf; blutroth trat sie vor den Vater, denn sie meinte, Jeder müsse ihre Schuld

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[0028] entlud sich der Regen und durchbrach mit wildem Rauschen die stille Nachtschwüle. Müde von Tanz, Glück und Sehnsucht saßen sie auf der weichen Moosbank, die Welt mit all ihren Gedanken lag fern von ihnen, nur ihre Herzen wachten, ihre Lippen fanden sich, ihre Arme umwanden sich. Oestlich über dem Walde dämmerte ein grauer Schein, im West verzückte das Gewitter mit rothem Wetterleuchten. Da trat das Paar aus der Hütte. Margret nahm weinend den Kranz aus ihren Haaren und streute seine welken Blumen in den Hollunderbusch, weich und innig an den Geliebten geschmiegt stieg sie durchs Gebüsch zum Dorfe hernieder und achtete es nicht, daß die Tropfen ihr Kleid durchnäßten. Mit Schrecken sah sie in der Stube des Vaters ein Licht brennen; Nikola aber umfaßte sie unter der Hofthür noch einmal mit voller Inbrunst und jauchzender Seligkeit und ging dann die Gassen des Dorfes hinunter nach dem Schultheißenhause. Der jüngste Bruder machte der Margret die Hausthür auf. Aber du bleibst lange, sagte er; der Vater liegt oben auf dem Bett; es ist ihm seit gestern Abend nicht recht, und wir haben soeben den Großknecht auf dem Falben nach dem Doktor geschickt. Geh herauf zu ihm, ich mache jetzt in der Küche geschwind Feuer, und dann kochst du ihm einen Hollunderthee. Margret flog die Treppe hinauf; blutroth trat sie vor den Vater, denn sie meinte, Jeder müsse ihre Schuld

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:40:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:40:10Z)

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Zitationshilfe: Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kinkel_margret_1910/28>, abgerufen am 09.11.2024.