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Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Gottfried Kinkel, geboren den 11. August 1815 zu Oberkassel, studirte in Bonn und Berlin Theologie, gab aber 1843 die theologische Laufbahn auf, um ganz der Poesie und Kunstgeschichte zu leben. Das Jahr 1848 riß ihn in jene Bewegung, die, wie man auch von ihr denken möge, die Keime zu der heutigen Erhebung gelegt hat. Was die persönliche Folge jener Kämpfe für unsern Dichter war, ist in dem allbekannten erschütternden Bilde "Der Gefangene zu Naugardt" ausgesprochen. Mit Hülfe von Karl Schurz rettete sich Kinkel 1850 nach England, wo er eine ehrenvolle Aufnahme fand und als Lehrer der Literatur und Kunstgeschichte wirkte, bis er 1866 die Berufung an das eidgenössische Polytechnikum in Zürich als Professor der Archäologie und Kunstgeschichte annahm, wodurch er, als Angehöriger der deutschen Schweiz, wieder ganz der Unserige geworden ist.

Wir freuen uns, dem Dichter, dessen "Otto der Schütz" ein Volksgedicht im besten Sinne geworden, und der als Lyriker lange schon seine Stelle unter den Lieblingen der Nation behauptet, auch als Novellisten einen hervorragenden Rang zuerkennen zu müssen. Die einfach schöne und ergreifende Geschichte, die wir wohl ohne Widerspruch als die werthvollste unter den "Erzählungen von Gottfried mtb Johanna Kinkel" bezeichnen dürfen, wurde zuerst in dem Jahrbuch "Vom Rhein. Leben, Kunst und Dichtung" (Essen, bei Bädeker mitgetheilt. Sie fand sofort allgemeinen Beifall. Man erkannte, daß hier einer jener seltenen Novellenstoffe, die schon in den schlichtesten Umrissen die Seele ergreifen und sich unverwischbar der Erinnerung eingraben, von einem echten Poeten mit glücklicher Hand gestaltet worden sei. Eine gewisse lyrische

Gottfried Kinkel, geboren den 11. August 1815 zu Oberkassel, studirte in Bonn und Berlin Theologie, gab aber 1843 die theologische Laufbahn auf, um ganz der Poesie und Kunstgeschichte zu leben. Das Jahr 1848 riß ihn in jene Bewegung, die, wie man auch von ihr denken möge, die Keime zu der heutigen Erhebung gelegt hat. Was die persönliche Folge jener Kämpfe für unsern Dichter war, ist in dem allbekannten erschütternden Bilde „Der Gefangene zu Naugardt“ ausgesprochen. Mit Hülfe von Karl Schurz rettete sich Kinkel 1850 nach England, wo er eine ehrenvolle Aufnahme fand und als Lehrer der Literatur und Kunstgeschichte wirkte, bis er 1866 die Berufung an das eidgenössische Polytechnikum in Zürich als Professor der Archäologie und Kunstgeschichte annahm, wodurch er, als Angehöriger der deutschen Schweiz, wieder ganz der Unserige geworden ist.

Wir freuen uns, dem Dichter, dessen „Otto der Schütz“ ein Volksgedicht im besten Sinne geworden, und der als Lyriker lange schon seine Stelle unter den Lieblingen der Nation behauptet, auch als Novellisten einen hervorragenden Rang zuerkennen zu müssen. Die einfach schöne und ergreifende Geschichte, die wir wohl ohne Widerspruch als die werthvollste unter den „Erzählungen von Gottfried mtb Johanna Kinkel“ bezeichnen dürfen, wurde zuerst in dem Jahrbuch „Vom Rhein. Leben, Kunst und Dichtung“ (Essen, bei Bädeker mitgetheilt. Sie fand sofort allgemeinen Beifall. Man erkannte, daß hier einer jener seltenen Novellenstoffe, die schon in den schlichtesten Umrissen die Seele ergreifen und sich unverwischbar der Erinnerung eingraben, von einem echten Poeten mit glücklicher Hand gestaltet worden sei. Eine gewisse lyrische

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[0005] Gottfried Kinkel, geboren den 11. August 1815 zu Oberkassel, studirte in Bonn und Berlin Theologie, gab aber 1843 die theologische Laufbahn auf, um ganz der Poesie und Kunstgeschichte zu leben. Das Jahr 1848 riß ihn in jene Bewegung, die, wie man auch von ihr denken möge, die Keime zu der heutigen Erhebung gelegt hat. Was die persönliche Folge jener Kämpfe für unsern Dichter war, ist in dem allbekannten erschütternden Bilde „Der Gefangene zu Naugardt“ ausgesprochen. Mit Hülfe von Karl Schurz rettete sich Kinkel 1850 nach England, wo er eine ehrenvolle Aufnahme fand und als Lehrer der Literatur und Kunstgeschichte wirkte, bis er 1866 die Berufung an das eidgenössische Polytechnikum in Zürich als Professor der Archäologie und Kunstgeschichte annahm, wodurch er, als Angehöriger der deutschen Schweiz, wieder ganz der Unserige geworden ist. Wir freuen uns, dem Dichter, dessen „Otto der Schütz“ ein Volksgedicht im besten Sinne geworden, und der als Lyriker lange schon seine Stelle unter den Lieblingen der Nation behauptet, auch als Novellisten einen hervorragenden Rang zuerkennen zu müssen. Die einfach schöne und ergreifende Geschichte, die wir wohl ohne Widerspruch als die werthvollste unter den „Erzählungen von Gottfried mtb Johanna Kinkel“ bezeichnen dürfen, wurde zuerst in dem Jahrbuch „Vom Rhein. Leben, Kunst und Dichtung“ (Essen, bei Bädeker mitgetheilt. Sie fand sofort allgemeinen Beifall. Man erkannte, daß hier einer jener seltenen Novellenstoffe, die schon in den schlichtesten Umrissen die Seele ergreifen und sich unverwischbar der Erinnerung eingraben, von einem echten Poeten mit glücklicher Hand gestaltet worden sei. Eine gewisse lyrische

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Zitationshilfe: Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kinkel_margret_1910/5>, abgerufen am 21.11.2024.