Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

wird. Also sind wir menschen selbst nicht die sünde ohne vnterscheid: sondern sünder / vnnd werden gewaschen oder gereiniget von der sünde / vnd wird nicht die sünde gereiniget oder ge waschen / Summa nicht die sünde / sondern der mensch selbst / sol von der sünde gewaschen oder gereiniget werden. Denn der mensch selbst ist nicht die sünde / dauon er sol gewaschen werden: sondern das subiectum, von welchem die sünde sol gewaschen werden. Dieses vermag das Gegentheil in alle Ewigkeit nicht vmbzustossen / sondern mus den vnterscheid zwischen der verderbten natur selbst vnd der sünde bleiben lassen.

Endlich / wo aus des Propheten Esaiae wortten folgen solte / das die sünde der mensch selbst were / so müste ebner gestalt auch folgen / das die wircklichen sünden der mensch selbst weren / Denn das gantze Capittel redet nicht alleine von der Erbsünde: sondern auch von wircklichen sünden / das die sollen schneeweis gemacht oder aus gnaden vmb Christi blutes willen erlassen / vnnd nicht zugerechnet werden. Weil aber dieses nicht sein kan / das nemlich die wircklichen sünden der mensch selbst weren / so kan das andere auch nicht grund oder bestand haben.

7. Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlessen.

Zum siebenden geben sie für / Es stehe Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlossen / Ergo so sey der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde. Antwort. Es ist ein grosser vnterscheid vnter diesen reden / alles vnter die sünde geschlossen sein / vnd der mensch sey selbst die sünde ohne vnterscheid. Es sind wol alle menschen vnter die sünde geschlossen / darumb das sie durch vnd durch verderbt sind / vnnd das die sünde den menschen in allen krefften greulich verkeret vnnd von Gott abgewandt hat / aber daraus folget nicht / das er derhalben ohne vnterscheid selbst die sünde sey.

wird. Also sind wir menschen selbst nicht die sünde ohne vnterscheid: sondern sünder / vnnd werden gewaschen oder gereiniget von der sünde / vnd wird nicht die sünde gereiniget oder ge waschen / Summa nicht die sünde / sondern der mensch selbst / sol von der sünde gewaschen oder gereiniget werden. Denn der mensch selbst ist nicht die sünde / dauon er sol gewaschen werden: sondern das subiectum, von welchem die sünde sol gewaschen werden. Dieses vermag das Gegentheil in alle Ewigkeit nicht vmbzustossen / sondern mus den vnterscheid zwischen der verderbten natur selbst vnd der sünde bleiben lassen.

Endlich / wo aus des Propheten Esaiae wortten folgen solte / das die sünde der mensch selbst were / so müste ebner gestalt auch folgen / das die wircklichen sünden der mensch selbst weren / Denn das gantze Capittel redet nicht alleine von der Erbsünde: sondern auch von wircklichen sünden / das die sollen schneeweis gemacht oder aus gnaden vmb Christi blutes willen erlassen / vnnd nicht zugerechnet werden. Weil aber dieses nicht sein kan / das nemlich die wircklichen sünden der mensch selbst weren / so kan das andere auch nicht grund oder bestand haben.

7. Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlessen.

Zum siebenden geben sie für / Es stehe Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlossen / Ergo so sey der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde. Antwort. Es ist ein grosser vnterscheid vnter diesen reden / alles vnter die sünde geschlossen sein / vnd der mensch sey selbst die sünde ohne vnterscheid. Es sind wol alle menschen vnter die sünde geschlossen / darumb das sie durch vnd durch verderbt sind / vnnd das die sünde den menschen in allen krefften greulich verkeret vnnd von Gott abgewandt hat / aber daraus folget nicht / das er derhalben ohne vnterscheid selbst die sünde sey.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0184"/>
wird. Also sind wir menschen selbst nicht die sünde ohne vnterscheid: sondern sünder / vnnd       werden gewaschen oder gereiniget von der sünde / vnd wird nicht die sünde gereiniget oder ge       waschen / Summa nicht die sünde / sondern der mensch selbst / sol von der sünde gewaschen oder       gereiniget werden. Denn der mensch selbst ist nicht die sünde / dauon er sol gewaschen werden:       sondern das subiectum, von welchem die sünde sol gewaschen werden. Dieses vermag das Gegentheil       in alle Ewigkeit nicht vmbzustossen / sondern mus den vnterscheid zwischen der verderbten natur       selbst vnd der sünde bleiben lassen.</p>
        <p>Endlich / wo aus des Propheten Esaiae wortten folgen solte / das die sünde der mensch selbst       were / so müste ebner gestalt auch folgen / das die wircklichen sünden der mensch selbst weren       / Denn das gantze Capittel redet nicht alleine von der Erbsünde: sondern auch von wircklichen       sünden / das die sollen schneeweis gemacht oder aus gnaden vmb Christi blutes willen erlassen /       vnnd nicht zugerechnet werden. Weil aber dieses nicht sein kan / das nemlich die wircklichen       sünden der mensch selbst weren / so kan das andere auch nicht grund oder bestand haben.</p>
        <note place="left">7. Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlessen.</note>
        <p>Zum siebenden geben sie für / Es stehe Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlossen /       Ergo so sey der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde. Antwort. Es ist ein grosser       vnterscheid vnter diesen reden / alles vnter die sünde geschlossen sein / vnd der mensch sey       selbst die sünde ohne vnterscheid. Es sind wol alle menschen vnter die sünde geschlossen /       darumb das sie durch vnd durch verderbt sind / vnnd das die sünde den menschen in allen       krefften greulich verkeret vnnd von Gott abgewandt hat / aber daraus folget nicht / das er       derhalben ohne vnterscheid selbst die sünde sey.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0184] wird. Also sind wir menschen selbst nicht die sünde ohne vnterscheid: sondern sünder / vnnd werden gewaschen oder gereiniget von der sünde / vnd wird nicht die sünde gereiniget oder ge waschen / Summa nicht die sünde / sondern der mensch selbst / sol von der sünde gewaschen oder gereiniget werden. Denn der mensch selbst ist nicht die sünde / dauon er sol gewaschen werden: sondern das subiectum, von welchem die sünde sol gewaschen werden. Dieses vermag das Gegentheil in alle Ewigkeit nicht vmbzustossen / sondern mus den vnterscheid zwischen der verderbten natur selbst vnd der sünde bleiben lassen. Endlich / wo aus des Propheten Esaiae wortten folgen solte / das die sünde der mensch selbst were / so müste ebner gestalt auch folgen / das die wircklichen sünden der mensch selbst weren / Denn das gantze Capittel redet nicht alleine von der Erbsünde: sondern auch von wircklichen sünden / das die sollen schneeweis gemacht oder aus gnaden vmb Christi blutes willen erlassen / vnnd nicht zugerechnet werden. Weil aber dieses nicht sein kan / das nemlich die wircklichen sünden der mensch selbst weren / so kan das andere auch nicht grund oder bestand haben. Zum siebenden geben sie für / Es stehe Galat. 3. Es sey alles vnter die sünde geschlossen / Ergo so sey der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde. Antwort. Es ist ein grosser vnterscheid vnter diesen reden / alles vnter die sünde geschlossen sein / vnd der mensch sey selbst die sünde ohne vnterscheid. Es sind wol alle menschen vnter die sünde geschlossen / darumb das sie durch vnd durch verderbt sind / vnnd das die sünde den menschen in allen krefften greulich verkeret vnnd von Gott abgewandt hat / aber daraus folget nicht / das er derhalben ohne vnterscheid selbst die sünde sey.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/184
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/184>, abgerufen am 21.11.2024.