Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.Dieses aber folgt eben so wenig als das vorige. Denn lügner sein / vnnd selbst ohne vnterscheid lügen oder sünde sein / sind vnterschiedliche reden. So spricht Dauid nicht / alle menschen sind selbst ohne vnterscheid die lügen oder sünde (wie er thun müste / wenn ers mit dem Gegentheil gehalten) sondern er spricht / sie sind mendaces lügener oder sünder. Wie es denn auch die Septuaginta interpretes im griechischen also vertirt haben. Darumb wir des Gegentheils verkerung dieses vnd anderer Sprüche zu gleuben oder folgen nicht schüldig sind. 10. Pronerb. 21. Die leuchte der Gottlosen ist sünde.Zum zehenden / Prouerb: 21. stehet / Die leuchte der Gottlosen ist sünde. Ergo schliessen sie / es sey der Gottlose selbst die sünde / oder die sünde sey der Gottlose mensch selbst. Antwort / Diese Einrede darff keiner weitleufftigen antwort nicht / Denn Salomo spricht nicht / die sünde sey der Gottlose selbst / oder der Gottlose selbst sey nichts anders denn die Erbsünde: sondern die leuchte / das ist / sein gedancken / fürhaben / tichten / trachten / thun vnd lassen / vnd da er am aller klügsten ist / das sey für Gott sünde / gefalle jhm nicht / vnd stürtze ihn ins eusserste verderben. Darumb auch ermelter Spruch im wenigsten des Gegentheils jrrigen wahn von der wesentlichen Erbsünde nicht bestetiget / sondern felschlich von jhnen dazu angezogen wird. 11. Dir allein bin ich die sünde.Zum Eilfften. Psal. 51. stehe geschrieben / Tibi soli sum peccatum ec. Dir alleine bin ich die sünde. Ergo so sey ja der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde. Antwort. Psalm: 51. stehen diese wort in der Heiligen Sprache nicht / so haben sie auch die 70. interpretes Dieses aber folgt eben so wenig als das vorige. Denn lügner sein / vnnd selbst ohne vnterscheid lügen oder sünde sein / sind vnterschiedliche reden. So spricht Dauid nicht / alle menschen sind selbst ohne vnterscheid die lügen oder sünde (wie er thun müste / wenn ers mit dem Gegentheil gehalten) sondern er spricht / sie sind mendaces lügener oder sünder. Wie es denn auch die Septuaginta interpretes im griechischen also vertirt haben. Darumb wir des Gegentheils verkerung dieses vnd anderer Sprüche zu gleuben oder folgen nicht schüldig sind. 10. Pronerb. 21. Die leuchte der Gottlosen ist sünde.Zum zehenden / Prouerb: 21. stehet / Die leuchte der Gottlosen ist sünde. Ergo schliessen sie / es sey der Gottlose selbst die sünde / oder die sünde sey der Gottlose mensch selbst. Antwort / Diese Einrede darff keiner weitleufftigen antwort nicht / Denn Salomo spricht nicht / die sünde sey der Gottlose selbst / oder der Gottlose selbst sey nichts anders denn die Erbsünde: sondern die leuchte / das ist / sein gedancken / fürhaben / tichten / trachten / thun vnd lassen / vnd da er am aller klügsten ist / das sey für Gott sünde / gefalle jhm nicht / vnd stürtze ihn ins eusserste verderben. Darumb auch ermelter Spruch im wenigsten des Gegentheils jrrigen wahn von der wesentlichen Erbsünde nicht bestetiget / sondern felschlich von jhnen dazu angezogen wird. 11. Dir allein bin ich die sünde.Zum Eilfften. Psal. 51. stehe geschrieben / Tibi soli sum peccatum ec. Dir alleine bin ich die sünde. Ergo so sey ja der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde. Antwort. Psalm: 51. stehen diese wort in der Heiligen Sprache nicht / so haben sie auch die 70. interpretes <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0186"/> <p>Dieses aber folgt eben so wenig als das vorige. Denn lügner sein / vnnd selbst ohne vnterscheid lügen oder sünde sein / sind vnterschiedliche reden. So spricht Dauid nicht / alle menschen sind selbst ohne vnterscheid die lügen oder sünde (wie er thun müste / wenn ers mit dem Gegentheil gehalten) sondern er spricht / sie sind mendaces lügener oder sünder. Wie es denn auch die Septuaginta interpretes im griechischen also vertirt haben.</p> <p>Darumb wir des Gegentheils verkerung dieses vnd anderer Sprüche zu gleuben oder folgen nicht schüldig sind.</p> <note place="left">10. Pronerb. 21. Die leuchte der Gottlosen ist sünde.</note> <p>Zum zehenden / Prouerb: 21. stehet / Die leuchte der Gottlosen ist sünde. Ergo schliessen sie / es sey der Gottlose selbst die sünde / oder die sünde sey der Gottlose mensch selbst.</p> <p>Antwort / Diese Einrede darff keiner weitleufftigen antwort nicht / Denn Salomo spricht nicht / die sünde sey der Gottlose selbst / oder der Gottlose selbst sey nichts anders denn die Erbsünde: sondern die leuchte / das ist / sein gedancken / fürhaben / tichten / trachten / thun vnd lassen / vnd da er am aller klügsten ist / das sey für Gott sünde / gefalle jhm nicht / vnd stürtze ihn ins eusserste verderben.</p> <p>Darumb auch ermelter Spruch im wenigsten des Gegentheils jrrigen wahn von der wesentlichen Erbsünde nicht bestetiget / sondern felschlich von jhnen dazu angezogen wird.</p> <note place="left">11. Dir allein bin ich die sünde.</note> <p>Zum Eilfften. Psal. 51. stehe geschrieben / Tibi soli sum peccatum ec. Dir alleine bin ich die sünde. Ergo so sey ja der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde.</p> <p>Antwort. Psalm: 51. stehen diese wort in der Heiligen Sprache nicht / so haben sie auch die 70. interpretes </p> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
Dieses aber folgt eben so wenig als das vorige. Denn lügner sein / vnnd selbst ohne vnterscheid lügen oder sünde sein / sind vnterschiedliche reden. So spricht Dauid nicht / alle menschen sind selbst ohne vnterscheid die lügen oder sünde (wie er thun müste / wenn ers mit dem Gegentheil gehalten) sondern er spricht / sie sind mendaces lügener oder sünder. Wie es denn auch die Septuaginta interpretes im griechischen also vertirt haben.
Darumb wir des Gegentheils verkerung dieses vnd anderer Sprüche zu gleuben oder folgen nicht schüldig sind.
Zum zehenden / Prouerb: 21. stehet / Die leuchte der Gottlosen ist sünde. Ergo schliessen sie / es sey der Gottlose selbst die sünde / oder die sünde sey der Gottlose mensch selbst.
Antwort / Diese Einrede darff keiner weitleufftigen antwort nicht / Denn Salomo spricht nicht / die sünde sey der Gottlose selbst / oder der Gottlose selbst sey nichts anders denn die Erbsünde: sondern die leuchte / das ist / sein gedancken / fürhaben / tichten / trachten / thun vnd lassen / vnd da er am aller klügsten ist / das sey für Gott sünde / gefalle jhm nicht / vnd stürtze ihn ins eusserste verderben.
Darumb auch ermelter Spruch im wenigsten des Gegentheils jrrigen wahn von der wesentlichen Erbsünde nicht bestetiget / sondern felschlich von jhnen dazu angezogen wird.
Zum Eilfften. Psal. 51. stehe geschrieben / Tibi soli sum peccatum ec. Dir alleine bin ich die sünde. Ergo so sey ja der mensch selbst ohne vnterscheid die sünde.
Antwort. Psalm: 51. stehen diese wort in der Heiligen Sprache nicht / so haben sie auch die 70. interpretes
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |