Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.Die heilige Tauffe ist auch mit nichten eingesetzet / das sie der Erbsünde dienen / dieselbe neugeberen / oder zur seligkeit vnd kindtschafft Gottes befördern soll: sondern das der verdampte vnd verlorne mensch durch sie sol neugeboren / von der sünden abgewaschen / vnd ein kind Gottes werden. Wer anders von der Tauffe helt / der ist sonder zweiffel ein grewlicher schwermer. 18 Johan. 3. stehet / das das fleisch getaufft werde.Zum 18. Johan. 3. stehet ja / das das fleisch getaufft werde. Fleisch aber ist die Erbsünde. Ergo so wird die sünde getaufft. Antwort. Das ist wol war / das fleisch oder der sündige mensch getaufft werde. Das aber daraus folgen solte / das das fleisch solte selbst die sünde sein / vnnd das also die sünde selbst getaufft würde / das ist ein lautere vnwarheit. Denn das wort fleisch heist nicht schlecht so viel als die Erbsünde / sondern begreifft zweyerley / nemlich die menschliche natur vnd verderbung derselben / wie droben gewaltig auch mit D. Lutheri worten dargethan. Derwegen Minor dieses arguments falsch ist / vnnd also das gantze argument nicht bestehen mag. So wird nu wol der mensch / der fleisch oder fleischlich ist Rom. 7. vnnd vnter die sünde verkaufft ist / getauffet / das er von der sünde erlediget werde. Aber das die sünde solte getaufft werden zur vergebung der sünden / das ist ein falscher nichtiger wahn vnnd lesterung des Gegentheils / welcher aus der Schrifft nimmermehr kan erwiesen werden. 19. Alter Adam Rom. 6.Zum 19. Also wollen sie auch aus dem wörtlein alter Adam erzwingen / das die sünde der mensch selbst sey / vnnd das zwischen der sünde vnd menschlichen natur kein vnterscheid sey. Die heilige Tauffe ist auch mit nichten eingesetzet / das sie der Erbsünde dienen / dieselbe neugeberen / oder zur seligkeit vnd kindtschafft Gottes befördern soll: sondern das der verdampte vnd verlorne mensch durch sie sol neugeboren / von der sünden abgewaschen / vnd ein kind Gottes werden. Wer anders von der Tauffe helt / der ist sonder zweiffel ein grewlicher schwermer. 18 Johan. 3. stehet / das das fleisch getaufft werde.Zum 18. Johan. 3. stehet ja / das das fleisch getaufft werde. Fleisch aber ist die Erbsünde. Ergo so wird die sünde getaufft. Antwort. Das ist wol war / das fleisch oder der sündige mensch getaufft werde. Das aber daraus folgen solte / das das fleisch solte selbst die sünde sein / vnnd das also die sünde selbst getaufft würde / das ist ein lautere vnwarheit. Denn das wort fleisch heist nicht schlecht so viel als die Erbsünde / sondern begreifft zweyerley / nemlich die menschliche natur vnd verderbung derselben / wie droben gewaltig auch mit D. Lutheri worten dargethan. Derwegen Minor dieses arguments falsch ist / vnnd also das gantze argument nicht bestehen mag. So wird nu wol der mensch / der fleisch oder fleischlich ist Rom. 7. vnnd vnter die sünde verkaufft ist / getauffet / das er von der sünde erlediget werde. Aber das die sünde solte getaufft werden zur vergebung der sünden / das ist ein falscher nichtiger wahn vnnd lesterung des Gegentheils / welcher aus der Schrifft nimmermehr kan erwiesen werden. 19. Alter Adam Rom. 6.Zum 19. Also wollen sie auch aus dem wörtlein alter Adam erzwingen / das die sünde der mensch selbst sey / vnnd das zwischen der sünde vnd menschlichen natur kein vnterscheid sey. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0192"/> <p>Die heilige Tauffe ist auch mit nichten eingesetzet / das sie der Erbsünde dienen / dieselbe neugeberen / oder zur seligkeit vnd kindtschafft Gottes befördern soll: sondern das der verdampte vnd verlorne mensch durch sie sol neugeboren / von der sünden abgewaschen / vnd ein kind Gottes werden. Wer anders von der Tauffe helt / der ist sonder zweiffel ein grewlicher schwermer.</p> <note place="left">18 Johan. 3. stehet / das das fleisch getaufft werde.</note> <p>Zum 18. Johan. 3. stehet ja / das das fleisch getaufft werde. Fleisch aber ist die Erbsünde. Ergo so wird die sünde getaufft.</p> <p>Antwort. Das ist wol war / das fleisch oder der sündige mensch getaufft werde. 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Also wollen sie auch aus dem wörtlein alter Adam erzwingen / das die sünde der mensch selbst sey / vnnd das zwischen der sünde vnd menschlichen natur kein vnterscheid sey.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0192]
Die heilige Tauffe ist auch mit nichten eingesetzet / das sie der Erbsünde dienen / dieselbe neugeberen / oder zur seligkeit vnd kindtschafft Gottes befördern soll: sondern das der verdampte vnd verlorne mensch durch sie sol neugeboren / von der sünden abgewaschen / vnd ein kind Gottes werden. Wer anders von der Tauffe helt / der ist sonder zweiffel ein grewlicher schwermer.
Zum 18. Johan. 3. stehet ja / das das fleisch getaufft werde. Fleisch aber ist die Erbsünde. Ergo so wird die sünde getaufft.
Antwort. Das ist wol war / das fleisch oder der sündige mensch getaufft werde. Das aber daraus folgen solte / das das fleisch solte selbst die sünde sein / vnnd das also die sünde selbst getaufft würde / das ist ein lautere vnwarheit.
Denn das wort fleisch heist nicht schlecht so viel als die Erbsünde / sondern begreifft zweyerley / nemlich die menschliche natur vnd verderbung derselben / wie droben gewaltig auch mit D. Lutheri worten dargethan.
Derwegen Minor dieses arguments falsch ist / vnnd also das gantze argument nicht bestehen mag.
So wird nu wol der mensch / der fleisch oder fleischlich ist Rom. 7. vnnd vnter die sünde verkaufft ist / getauffet / das er von der sünde erlediget werde.
Aber das die sünde solte getaufft werden zur vergebung der sünden / das ist ein falscher nichtiger wahn vnnd lesterung des Gegentheils / welcher aus der Schrifft nimmermehr kan erwiesen werden.
Zum 19. Also wollen sie auch aus dem wörtlein alter Adam erzwingen / das die sünde der mensch selbst sey / vnnd das zwischen der sünde vnd menschlichen natur kein vnterscheid sey.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/192>, abgerufen am 16.02.2025. |