Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

zu nennen pflegt iuxta morem latinae linguae / nach der art der Lateinischen Sprache.

Nu ist nimand so vnuerstendig / der nicht wisse / das durch solche figurliche art zu reden der verfluchte vnglückhafftige mensch / nicht selbst zum fluch oder vnglück gemacht / sondern nur sein grosser Jammer / elend vnd vnglückhafftigkeit hiemit angedeutet werde.

Wie nun eine grosse Thorheit vnd vnuerstand were / aus der figurlichen art zu reden erzwingen wöllen / das der verfluchte vnglückhafftige mensch selbst eigendlich zu reden vnnd ohne vnterscheid der fluch vnd vnglückhafftigkeit were: also ist es eine greuliche vermessenheit / tichten / das wenn D. Luther schreibet / Sünde sey alles was von Vater vnnd Mutter geboren / das wort (sünde) proprie eigendlich zu verstehen sey / da er doch figurlich den menschen von Vater vnd Mutter geboren / die sünde nent die großheit der sünde zu exaggerirn / vnd nicht proprie eigendlich / das anzudeuten / das die sünde ohne vnterscheid der mensch selbst sey / oder das der mensch selbst ohne vnterscheid nichts anders denn die sünde sey.

Fürs dritte / ist auch dieses in Lutheri worten zu erwegen / das er nicht simpliciter stracks spricht / wenn der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so befinde er das er eigendlich zu reden nichts anders denn die sünde sey / Sondern wenn der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so bedüncke jhnen / er sey nicht alleine ein sünder / sondern auch abstractiue die sünde selbst. Nu verstehet menniglich / das ein grosser vnterscheid sey / vnter diesen beyden / die sünde selbst eigendlich zu reden sein / vnd sich in der anfechtung bedüncken lassen / es sey einer die sünde selbst.

In Summa / wenn D. Lutherus gehalten / das eigendlich

zu nennen pflegt iuxta morem latinae linguae / nach der art der Lateinischen Sprache.

Nu ist nimand so vnuerstendig / der nicht wisse / das durch solche figurliche art zu reden der verfluchte vnglückhafftige mensch / nicht selbst zum fluch oder vnglück gemacht / sondern nur sein grosser Jammer / elend vnd vnglückhafftigkeit hiemit angedeutet werde.

Wie nun eine grosse Thorheit vnd vnuerstand were / aus der figurlichen art zu reden erzwingen wöllen / das der verfluchte vnglückhafftige mensch selbst eigendlich zu reden vnnd ohne vnterscheid der fluch vnd vnglückhafftigkeit were: also ist es eine greuliche vermessenheit / tichten / das wenn D. Luther schreibet / Sünde sey alles was von Vater vnnd Mutter geboren / das wort (sünde) propriè eigendlich zu verstehen sey / da er doch figurlich den menschen von Vater vnd Mutter geboren / die sünde nent die großheit der sünde zu exaggerirn / vnd nicht propriè eigendlich / das anzudeuten / das die sünde ohne vnterscheid der mensch selbst sey / oder das der mensch selbst ohne vnterscheid nichts anders denn die sünde sey.

Fürs dritte / ist auch dieses in Lutheri worten zu erwegen / das er nicht simpliciter stracks spricht / weñ der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so befinde er das er eigendlich zu reden nichts anders deñ die sünde sey / Sondern weñ der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so bedüncke jhnen / er sey nicht alleine ein sünder / sondern auch abstractiue die sünde selbst. Nu verstehet menniglich / das ein grosser vnterscheid sey / vnter diesen beyden / die sünde selbst eigendlich zu reden sein / vnd sich in der anfechtung bedüncken lassen / es sey einer die sünde selbst.

In Summa / weñ D. Lutherus gehalten / das eigendlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0207"/>
zu nennen pflegt iuxta morem       latinae linguae / nach der art der Lateinischen Sprache.</p>
        <p>Nu ist nimand so vnuerstendig / der nicht wisse / das durch solche figurliche art zu reden       der verfluchte vnglückhafftige mensch / nicht selbst zum fluch oder vnglück gemacht / sondern       nur sein grosser Jammer / elend vnd vnglückhafftigkeit hiemit angedeutet werde.</p>
        <p>Wie nun eine grosse Thorheit vnd vnuerstand were / aus der figurlichen art zu reden erzwingen       wöllen / das der verfluchte vnglückhafftige mensch selbst eigendlich zu reden vnnd ohne       vnterscheid der fluch vnd vnglückhafftigkeit were: also ist es eine greuliche vermessenheit /       tichten / das wenn D. Luther schreibet / Sünde sey alles was von Vater vnnd Mutter geboren /       das wort (sünde) propriè eigendlich zu verstehen sey / da er doch figurlich den menschen von       Vater vnd Mutter geboren / die sünde nent die großheit der sünde zu exaggerirn / vnd nicht       propriè eigendlich / das anzudeuten / das die sünde ohne vnterscheid der mensch selbst sey /       oder das der mensch selbst ohne vnterscheid nichts anders denn die sünde sey.</p>
        <p>Fürs dritte / ist auch dieses in Lutheri worten zu erwegen / das er nicht simpliciter stracks       spricht / wen&#x0303; der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so befinde er das er       eigendlich zu reden nichts anders den&#x0303; die sünde sey / Sondern wen&#x0303; der sünder zu       erkentniß seiner sünde kome / so bedüncke jhnen / er sey nicht alleine ein sünder / sondern       auch abstractiue die sünde selbst. Nu verstehet menniglich / das ein grosser vnterscheid sey /       vnter diesen beyden / die sünde selbst eigendlich zu reden sein / vnd sich in der anfechtung       bedüncken lassen / es sey einer die sünde selbst.</p>
        <p>In Summa / wen&#x0303; D. Lutherus gehalten / das eigendlich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0207] zu nennen pflegt iuxta morem latinae linguae / nach der art der Lateinischen Sprache. Nu ist nimand so vnuerstendig / der nicht wisse / das durch solche figurliche art zu reden der verfluchte vnglückhafftige mensch / nicht selbst zum fluch oder vnglück gemacht / sondern nur sein grosser Jammer / elend vnd vnglückhafftigkeit hiemit angedeutet werde. Wie nun eine grosse Thorheit vnd vnuerstand were / aus der figurlichen art zu reden erzwingen wöllen / das der verfluchte vnglückhafftige mensch selbst eigendlich zu reden vnnd ohne vnterscheid der fluch vnd vnglückhafftigkeit were: also ist es eine greuliche vermessenheit / tichten / das wenn D. Luther schreibet / Sünde sey alles was von Vater vnnd Mutter geboren / das wort (sünde) propriè eigendlich zu verstehen sey / da er doch figurlich den menschen von Vater vnd Mutter geboren / die sünde nent die großheit der sünde zu exaggerirn / vnd nicht propriè eigendlich / das anzudeuten / das die sünde ohne vnterscheid der mensch selbst sey / oder das der mensch selbst ohne vnterscheid nichts anders denn die sünde sey. Fürs dritte / ist auch dieses in Lutheri worten zu erwegen / das er nicht simpliciter stracks spricht / weñ der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so befinde er das er eigendlich zu reden nichts anders deñ die sünde sey / Sondern weñ der sünder zu erkentniß seiner sünde kome / so bedüncke jhnen / er sey nicht alleine ein sünder / sondern auch abstractiue die sünde selbst. Nu verstehet menniglich / das ein grosser vnterscheid sey / vnter diesen beyden / die sünde selbst eigendlich zu reden sein / vnd sich in der anfechtung bedüncken lassen / es sey einer die sünde selbst. In Summa / weñ D. Lutherus gehalten / das eigendlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/207
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/207>, abgerufen am 04.12.2024.