Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs aber ists vnwiedersprechlich war / das wenn1 Grund aus den heiligen zehen gebeter. kein vnterscheid zwischen der sünde vnnd zwischen der verderbten menschlichen Natur were / sondern die verderbte natur were ohne allen vnterscheid die sünde selbst (wie das Gegentheil fürgibt) so hette Gott der Herr seine heilige zehen Gebot nicht dem menschen: sondern der Erbsünden gegeben / vnnd müsten die zehen gebot Gottes also lauten.

Du Erbsünde selbst solst kein ander Götter haben / sondern solt Gott vber alle ding fürchten lieben vnnd vertrawen. Item / du Ersünde selbst solt den Namen Gottes mit beten loben vnnd dancken etc. nützlich füren. Item / du Erbsünde solt den feyertag heiligen / Item du Erbsünde solt deinen Vater vnnd Mutter ehren / auff das dirs wolgehe / vnnd du langlebest auff erden etc. vnnd so fort an.

Nu ist aber vnzweifelhafftig / das der gerechte Gott seine heilige zehen Gebott / nicht der Erbsünde / sondern den menschen gegeben habe / die sein geschöpff sind. Denn das wörtlein (du) gehet auff alle menschen vnnd einen jglichen in sonderheit mit Leib vnnd Seel. Darumb auch die Kirche singet / Die Gebott all vns gegeben sind / das du dein sünd o menschen kind / erkennen solt vnnd lernen wol / wie man für Gott leben sol.

Daraus klar ist / das der mensch oder menschliche natur vnnd wesen wie verderbt sie jmmer sind / dennoch nicht ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / dieweil Gott nicht der Erbsünde / sondern den menschen die 10. Gebot gegeben.

Es straffet auch Gott durch die heiligen 10. Gebot die menschen nicht jhres menschlichen wesens oder Natur halben / denn dieses alles haben sie durch die Schöpffung von jhme selbst empfangen / sondern er straffet sie jrer missethat halben / sie sey erblich oder wircklich / wie er selbst spricht:

Anfangs aber ists vnwiedersprechlich war / das wenn1 Grund aus den heiligen zehen gebeter. kein vnterscheid zwischen der sünde vnnd zwischen der verderbten menschlichen Natur were / sondern die verderbte natur were ohne allen vnterscheid die sünde selbst (wie das Gegentheil fürgibt) so hette Gott der Herr seine heilige zehen Gebot nicht dem menschen: sondern der Erbsündẽ gegeben / vnnd müsten die zehen gebot Gottes also lauten.

Du Erbsünde selbst solst kein ander Götter haben / sondern solt Gott vber alle ding fürchten lieben vnnd vertrawen. Item / du Ersünde selbst solt den Namen Gottes mit beten loben vnnd dancken etc. nützlich füren. Item / du Erbsünde solt den feyertag heiligen / Item du Erbsünde solt deinen Vater vnnd Mutter ehren / auff das dirs wolgehe / vnnd du langlebest auff erden etc. vnnd so fort an.

Nu ist aber vnzweifelhafftig / das der gerechte Gott seine heilige zehen Gebott / nicht der Erbsünde / sondern den menschen gegeben habe / die sein geschöpff sind. Denn das wörtlein (du) gehet auff alle menschen vnnd einen jglichen in sonderheit mit Leib vnnd Seel. Darumb auch die Kirche singet / Die Gebott all vns gegeben sind / das du dein sünd o menschen kind / erkennen solt vnnd lernen wol / wie man für Gott leben sol.

Daraus klar ist / das der mensch oder menschliche natur vnnd wesen wie verderbt sie jmmer sind / dennoch nicht ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / dieweil Gott nicht der Erbsünde / sondern den menschen die 10. Gebot gegeben.

Es straffet auch Gott durch die heiligen 10. Gebot die menschen nicht jhres menschlichen wesens oder Natur halben / denn dieses alles haben sie durch die Schöpffung von jhme selbst empfangen / sondern er straffet sie jrer missethat halben / sie sey erblich oder wircklich / wie er selbst spricht:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0045"/>
        <p>Anfangs aber ists vnwiedersprechlich war / das wenn<note place="right">1 Grund aus den        heiligen zehen gebeter.</note> kein vnterscheid zwischen der sünde vnnd zwischen der       verderbten menschlichen Natur were / sondern die verderbte natur were ohne allen vnterscheid       die sünde selbst (wie das Gegentheil fürgibt) so hette Gott der Herr seine heilige zehen Gebot       nicht dem menschen: sondern der Erbsünde&#x0303; gegeben / vnnd müsten die zehen gebot Gottes       also lauten.</p>
        <p>Du Erbsünde selbst solst kein ander Götter haben / sondern solt Gott vber alle ding fürchten       lieben vnnd vertrawen. Item / du Ersünde selbst solt den Namen Gottes mit beten loben vnnd       dancken etc. nützlich füren. Item / du Erbsünde solt den feyertag heiligen / Item du Erbsünde       solt deinen Vater vnnd Mutter ehren / auff das dirs wolgehe / vnnd du langlebest auff erden       etc. vnnd so fort an.</p>
        <p>Nu ist aber vnzweifelhafftig / das der gerechte Gott seine heilige zehen Gebott / nicht der       Erbsünde / sondern den menschen gegeben habe / die sein geschöpff sind. Denn das wörtlein (du)       gehet auff alle menschen vnnd einen jglichen in sonderheit mit Leib vnnd Seel. Darumb auch die       Kirche singet / Die Gebott all vns gegeben sind / das du dein sünd o menschen kind / erkennen       solt vnnd lernen wol / wie man für Gott leben sol.</p>
        <p>Daraus klar ist / das der mensch oder menschliche natur vnnd wesen wie verderbt sie jmmer       sind / dennoch nicht ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / dieweil Gott nicht der Erbsünde       / sondern den menschen die 10. Gebot gegeben.</p>
        <p>Es straffet auch Gott durch die heiligen 10. Gebot die menschen nicht jhres menschlichen       wesens oder Natur halben / denn dieses alles haben sie durch die Schöpffung von jhme selbst       empfangen / sondern er straffet sie jrer missethat halben / sie sey erblich oder wircklich /       wie er selbst spricht:</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] Anfangs aber ists vnwiedersprechlich war / das wenn kein vnterscheid zwischen der sünde vnnd zwischen der verderbten menschlichen Natur were / sondern die verderbte natur were ohne allen vnterscheid die sünde selbst (wie das Gegentheil fürgibt) so hette Gott der Herr seine heilige zehen Gebot nicht dem menschen: sondern der Erbsündẽ gegeben / vnnd müsten die zehen gebot Gottes also lauten. 1 Grund aus den heiligen zehen gebeter. Du Erbsünde selbst solst kein ander Götter haben / sondern solt Gott vber alle ding fürchten lieben vnnd vertrawen. Item / du Ersünde selbst solt den Namen Gottes mit beten loben vnnd dancken etc. nützlich füren. Item / du Erbsünde solt den feyertag heiligen / Item du Erbsünde solt deinen Vater vnnd Mutter ehren / auff das dirs wolgehe / vnnd du langlebest auff erden etc. vnnd so fort an. Nu ist aber vnzweifelhafftig / das der gerechte Gott seine heilige zehen Gebott / nicht der Erbsünde / sondern den menschen gegeben habe / die sein geschöpff sind. Denn das wörtlein (du) gehet auff alle menschen vnnd einen jglichen in sonderheit mit Leib vnnd Seel. Darumb auch die Kirche singet / Die Gebott all vns gegeben sind / das du dein sünd o menschen kind / erkennen solt vnnd lernen wol / wie man für Gott leben sol. Daraus klar ist / das der mensch oder menschliche natur vnnd wesen wie verderbt sie jmmer sind / dennoch nicht ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / dieweil Gott nicht der Erbsünde / sondern den menschen die 10. Gebot gegeben. Es straffet auch Gott durch die heiligen 10. Gebot die menschen nicht jhres menschlichen wesens oder Natur halben / denn dieses alles haben sie durch die Schöpffung von jhme selbst empfangen / sondern er straffet sie jrer missethat halben / sie sey erblich oder wircklich / wie er selbst spricht:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/45
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/45>, abgerufen am 03.12.2024.