Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Anno 1528.allda zum Sacrament werden gegeben. Darumb ists aller ding recht geredt / so man auffs Brot zeiget / vnd spricht / Das ist Christus Leib / vnnd wer das Brot siehet / der siehet den Leib Christi / gleich wie Johannes spricht / Daß er den heiligen Geist sahe / da er die Tauben sahe / etc. Item: Solche weise zureden von vnderschiedlichen Wesen / als von einerley / heissen die Grammatici Synecdochen. Vnnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen Sprachen / als / wenn ich einen Sack oder Beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das sind hundert Gülden. Da gehet das zeigen / vnd das Wörtlein (Das) auff den Beutel / aber weil der Beutel vnnd Gülden etlicher massen ein Wesen sind / als ein Klumpe / so triffts zugleich auch die Gülden. Der weise nach / greiff ich ein Faß an / vnnd spreche / Das ist Reinisch Wein / Das ist Welsch wein / Das ist roter Wein. Item / ich greiff ein Glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. In allen diesen Reden siehestu / wie das Wörtlein (Das) zeiget auff das Gefäß / vnd doch / weil das Getrenck vnd Gefäß etlicher massen ein ding ist / so triffts zugleich / ja wol fürnemlich das Getrenck / etc. Item: Weil denn nu solche weiß zu reden / beides in der Schrifft vnnd allen Sprachen gemein ist / so hindert vns im Abendmal die praedicatio identica nichts. Es ist auch keine da / sondern es trewmet den Sophisten also. Denn ob gleich Leib vnd Brot zwo vnderschiedliche Naturn sind / ein jegliche für sich selbst / vnd wo sie von einander gescheiden sind / freilich keine die ander ist / doch wo sie zusammen kommen / vnd ein new gantz wesen werden / da verlieren sie jhren vnderscheid / so fern solch new einig Wesen betrifft / vnd wie sie ein ding werden vnd sind / also heist vnnd spricht man sie denn auch für ein ding / daß nicht von nöten ist / der zweien eines vndergehen vnd zu nicht werden / son- Anno 1528.allda zum Sacrament werden gegeben. Darumb ists aller ding recht geredt / so man auffs Brot zeiget / vnd spricht / Das ist Christus Leib / vnnd wer das Brot siehet / der siehet den Leib Christi / gleich wie Johannes spricht / Daß er den heiligen Geist sahe / da er die Tauben sahe / etc. Item: Solche weise zureden von vnderschiedlichen Wesen / als von einerley / heissen die Grammatici Synecdochen. Vnnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen Sprachen / als / wenn ich einen Sack oder Beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das sind hundert Gülden. Da gehet das zeigen / vnd das Wörtlein (Das) auff den Beutel / aber weil der Beutel vnnd Gülden etlicher massen ein Wesen sind / als ein Klumpe / so triffts zugleich auch die Gülden. Der weise nach / greiff ich ein Faß an / vnnd spreche / Das ist Reinisch Wein / Das ist Welsch wein / Das ist roter Wein. Item / ich greiff ein Glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. In allen diesen Reden siehestu / wie das Wörtlein (Das) zeiget auff das Gefäß / vnd doch / weil das Getrenck vnd Gefäß etlicher massen ein ding ist / so triffts zugleich / ja wol fürnemlich das Getrenck / etc. Item: Weil denn nu solche weiß zu reden / beides in der Schrifft vnnd allen Sprachen gemein ist / so hindert vns im Abendmal die praedicatio identica nichts. Es ist auch keine da / sondern es trewmet den Sophisten also. Denn ob gleich Leib vnd Brot zwo vnderschiedliche Naturn sind / ein jegliche für sich selbst / vnd wo sie von einander gescheiden sind / freilich keine die ander ist / doch wo sie zusammen kommen / vnd ein new gantz wesen werden / da verlieren sie jhren vnderscheid / so fern solch new einig Wesen betrifft / vnd wie sie ein ding werden vnd sind / also heist vnnd spricht man sie denn auch für ein ding / daß nicht von nöten ist / der zweien eines vndergehen vnd zu nicht werden / son- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0138" n="122"/><note place="left">Anno 1528.</note>allda zum Sacrament werden gegeben. Darumb ists aller ding recht geredt / so man auffs Brot zeiget / vnd spricht / Das ist Christus Leib / vnnd wer das Brot siehet / der siehet den Leib Christi / gleich wie Johannes spricht / Daß er den heiligen Geist sahe / da er die Tauben sahe / etc.</p> <p>Item: Solche weise zureden von vnderschiedlichen Wesen / als von einerley / heissen die Grammatici Synecdochen. Vnnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen Sprachen / als / wenn ich einen Sack oder Beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das sind hundert Gülden. Da gehet das zeigen / vnd das Wörtlein (Das) auff den Beutel / aber weil der Beutel vnnd Gülden etlicher massen ein Wesen sind / als ein Klumpe / so triffts zugleich auch die Gülden. Der weise nach / greiff ich ein Faß an / vnnd spreche / Das ist Reinisch Wein / Das ist Welsch wein / Das ist roter Wein. Item / ich greiff ein Glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. In allen diesen Reden siehestu / wie das Wörtlein (Das) zeiget auff das Gefäß / vnd doch / weil das Getrenck vnd Gefäß etlicher massen ein ding ist / so triffts zugleich / ja wol fürnemlich das Getrenck / etc.</p> <p>Item: Weil denn nu solche weiß zu reden / beides in der Schrifft vnnd allen Sprachen gemein ist / so hindert vns im Abendmal die praedicatio identica nichts. Es ist auch keine da / sondern es trewmet den Sophisten also. Denn ob gleich Leib vnd Brot zwo vnderschiedliche Naturn sind / ein jegliche für sich selbst / vnd wo sie von einander gescheiden sind / freilich keine die ander ist / doch wo sie zusammen kommen / vnd ein new gantz wesen werden / da verlieren sie jhren vnderscheid / so fern solch new einig Wesen betrifft / vnd wie sie ein ding werden vnd sind / also heist vnnd spricht man sie denn auch für ein ding / daß nicht von nöten ist / der zweien eines vndergehen vnd zu nicht werden / son- </p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0138]
allda zum Sacrament werden gegeben. Darumb ists aller ding recht geredt / so man auffs Brot zeiget / vnd spricht / Das ist Christus Leib / vnnd wer das Brot siehet / der siehet den Leib Christi / gleich wie Johannes spricht / Daß er den heiligen Geist sahe / da er die Tauben sahe / etc.
Anno 1528. Item: Solche weise zureden von vnderschiedlichen Wesen / als von einerley / heissen die Grammatici Synecdochen. Vnnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen Sprachen / als / wenn ich einen Sack oder Beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das sind hundert Gülden. Da gehet das zeigen / vnd das Wörtlein (Das) auff den Beutel / aber weil der Beutel vnnd Gülden etlicher massen ein Wesen sind / als ein Klumpe / so triffts zugleich auch die Gülden. Der weise nach / greiff ich ein Faß an / vnnd spreche / Das ist Reinisch Wein / Das ist Welsch wein / Das ist roter Wein. Item / ich greiff ein Glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. In allen diesen Reden siehestu / wie das Wörtlein (Das) zeiget auff das Gefäß / vnd doch / weil das Getrenck vnd Gefäß etlicher massen ein ding ist / so triffts zugleich / ja wol fürnemlich das Getrenck / etc.
Item: Weil denn nu solche weiß zu reden / beides in der Schrifft vnnd allen Sprachen gemein ist / so hindert vns im Abendmal die praedicatio identica nichts. Es ist auch keine da / sondern es trewmet den Sophisten also. Denn ob gleich Leib vnd Brot zwo vnderschiedliche Naturn sind / ein jegliche für sich selbst / vnd wo sie von einander gescheiden sind / freilich keine die ander ist / doch wo sie zusammen kommen / vnd ein new gantz wesen werden / da verlieren sie jhren vnderscheid / so fern solch new einig Wesen betrifft / vnd wie sie ein ding werden vnd sind / also heist vnnd spricht man sie denn auch für ein ding / daß nicht von nöten ist / der zweien eines vndergehen vnd zu nicht werden / son-
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