Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht an einem gewissen ort sey / darauff sie nicht haben antwortenAnno 1529. können. Oecolampadius hatte aber nur diß einige ArgumentOecolampads Argument. / Weil die Vätter / diß Sacrament ein Zeichen nenneten / so were der Leib nicht da. Doch haben sie mit vielen Worten verheissen / sie wolten mit vns sagen / der Leib Christi sey warhafftig im Abendmal gegenwertig (aber geistlich) so fern wir sie anders als vnsere Brüder wolten erkennen vnd nennen / vnnd also eine Concordj oder Einigkeit simulieren vnd tichten / wie dennZwingel bittet / jhne für ein Bruder anzunemen. Zwingel öffentlich mit weinenden Augen für dem Landgraffen vnnd allen bate / vnnd diese Wort saget: Es sind keine Leute auff Erden / mit denen ich lieber wolte einig sein / als mit den Wittenbergern. Mit grossem fleiß vnnd anhaltung haben sie es dahin bringen wollen / daß sie dafür gehalten würden / als weren sie mit vns einig / Darumb kondten sie schwerlich meine Wort vertragen / wenn ich zu jhnen sagte: Ihr habt einen andern Geist / dann wir. Sie erbranten gantz vnd gar / so offt sie solche Wort höreten.Zweierley Geist / D. Lutheri (heilig) vnd Zwingels geist / der da selbst bekennet / er wisse nit / ob er schwartz / oder weiß sey. Zu letzt haben wir doch endlich so viel zugelassen / wie im letzten Artickel stehet / daß / ob wir sie wol nicht für vnsere Brüder halten können / jedoch wollen wir sie von vnserer Christlichen Liebe / (die wir auch dem Feinde schüldig sind) nicht außschliessen. Solches hat sie sehr angefochten / daß sie den brüderlichen Namen bey vns nicht haben erhalten mögen / sondern als Ketzer dauon ziehen müssen / doch also / daß wir dieweil friede hielten mit öffentlichen Gegenschrifften / ob vielleicht Gott jhnen jhr Hertz wolte eröffnen.

Dieses möget jhr sicherlich nachsagen / so war ich des Herren Christi Prediger bin / ja / so war Christus die Warheit selbst ist / so war ist auch dieses / was ich euch schreibe / auff daß jhr zur Hand haben möget / daß jhr den Lügenmeulern / wenn sie nicht wollen ruhe haben / könnet fürhalten. Sie haben sich gegen vns erzeiget vnd gestellet / mit vngleublicher Demut vnd Freundligkeit / aber / wie jetzt offenbar wirdt / alles falsch vnnd betrieglich /

nicht an einem gewissen ort sey / darauff sie nicht haben antwortenAnno 1529. können. Oecolampadius hatte aber nur diß einige ArgumentOecolampads Argument. / Weil die Vätter / diß Sacrament ein Zeichen nenneten / so were der Leib nicht da. Doch haben sie mit vielen Worten verheissen / sie wolten mit vns sagen / der Leib Christi sey warhafftig im Abendmal gegenwertig (aber geistlich) so fern wir sie anders als vnsere Brüder wolten erkennen vnd nennen / vnnd also eine Concordj oder Einigkeit simulieren vnd tichten / wie dennZwingel bittet / jhne für ein Bruder anzunemen. Zwingel öffentlich mit weinenden Augen für dem Landgraffen vnnd allen bate / vnnd diese Wort saget: Es sind keine Leute auff Erden / mit denen ich lieber wolte einig sein / als mit den Wittenbergern. Mit grossem fleiß vnnd anhaltung haben sie es dahin bringen wollen / daß sie dafür gehalten würden / als weren sie mit vns einig / Darumb kondten sie schwerlich meine Wort vertragen / wenn ich zu jhnen sagte: Ihr habt einen andern Geist / dann wir. Sie erbranten gantz vnd gar / so offt sie solche Wort höreten.Zweierley Geist / D. Lutheri (heilig) vnd Zwingels geist / der da selbst bekennet / er wisse nit / ob er schwartz / oder weiß sey. Zu letzt haben wir doch endlich so viel zugelassen / wie im letzten Artickel stehet / daß / ob wir sie wol nicht für vnsere Brüder halten können / jedoch wollen wir sie von vnserer Christlichen Liebe / (die wir auch dem Feinde schüldig sind) nicht außschliessen. Solches hat sie sehr angefochten / daß sie den brüderlichen Namen bey vns nicht haben erhalten mögen / sondern als Ketzer dauon ziehen müssen / doch also / daß wir dieweil friede hielten mit öffentlichen Gegenschrifften / ob vielleicht Gott jhnen jhr Hertz wolte eröffnen.

Dieses möget jhr sicherlich nachsagen / so war ich des Herren Christi Prediger bin / ja / so war Christus die Warheit selbst ist / so war ist auch dieses / was ich euch schreibe / auff daß jhr zur Hand haben möget / daß jhr den Lügenmeulern / wenn sie nicht wollen ruhe haben / könnet fürhalten. Sie haben sich gegen vns erzeiget vnd gestellet / mit vngleublicher Demut vnd Freundligkeit / aber / wie jetzt offenbar wirdt / alles falsch vnnd betrieglich /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0177" n="161"/>
nicht an einem gewissen ort sey / darauff sie nicht haben antworten<note place="right">Anno 1529.</note> können. Oecolampadius hatte aber nur                      diß einige Argument<note place="right">Oecolampads Argument.</note> /                      Weil die Vätter / diß Sacrament ein Zeichen nenneten / so were der Leib nicht                      da. Doch haben sie mit vielen Worten verheissen / sie wolten mit vns sagen / der                      Leib Christi sey warhafftig im Abendmal gegenwertig (aber geistlich) so fern wir                      sie anders als vnsere Brüder wolten erkennen vnd nennen / vnnd also eine                      Concordj oder Einigkeit simulieren vnd tichten / wie denn<note place="right">Zwingel bittet / jhne für ein Bruder anzunemen.</note>                      Zwingel öffentlich mit weinenden Augen für dem Landgraffen vnnd allen bate /                      vnnd diese Wort saget: Es sind keine Leute auff Erden / mit denen ich lieber                      wolte einig sein / als mit den Wittenbergern. Mit grossem fleiß vnnd anhaltung                      haben sie es dahin bringen wollen / daß sie dafür gehalten würden / als weren                      sie mit vns einig / Darumb kondten sie schwerlich meine Wort vertragen / wenn                      ich zu jhnen sagte: Ihr habt einen andern Geist / dann wir. Sie erbranten gantz                      vnd gar / so offt sie solche Wort höreten.<note place="right">Zweierley                          Geist / D. Lutheri (heilig) vnd Zwingels geist / der da selbst bekennet / er                          wisse nit / ob er schwartz / oder weiß sey.</note> Zu letzt haben wir doch                      endlich so viel zugelassen / wie im letzten Artickel stehet / daß / ob wir sie                      wol nicht für vnsere Brüder halten können / jedoch wollen wir sie von vnserer                      Christlichen Liebe / (die wir auch dem Feinde schüldig sind) nicht                      außschliessen. Solches hat sie sehr angefochten / daß sie den brüderlichen Namen                      bey vns nicht haben erhalten mögen / sondern als Ketzer dauon ziehen müssen /                      doch also / daß wir dieweil friede hielten mit öffentlichen Gegenschrifften / ob                      vielleicht Gott jhnen jhr Hertz wolte eröffnen.</p>
        <p>Dieses möget jhr sicherlich nachsagen / so war ich des Herren Christi Prediger                      bin / ja / so war Christus die Warheit selbst ist / so war ist auch dieses / was                      ich euch schreibe / auff daß jhr zur Hand haben möget / daß jhr den Lügenmeulern                      / wenn sie nicht wollen ruhe haben / könnet fürhalten. Sie haben sich gegen vns                      erzeiget vnd gestellet / mit vngleublicher Demut vnd Freundligkeit / aber / wie                      jetzt offenbar wirdt / alles falsch vnnd betrieglich /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0177] nicht an einem gewissen ort sey / darauff sie nicht haben antworten können. Oecolampadius hatte aber nur diß einige Argument / Weil die Vätter / diß Sacrament ein Zeichen nenneten / so were der Leib nicht da. Doch haben sie mit vielen Worten verheissen / sie wolten mit vns sagen / der Leib Christi sey warhafftig im Abendmal gegenwertig (aber geistlich) so fern wir sie anders als vnsere Brüder wolten erkennen vnd nennen / vnnd also eine Concordj oder Einigkeit simulieren vnd tichten / wie denn Zwingel öffentlich mit weinenden Augen für dem Landgraffen vnnd allen bate / vnnd diese Wort saget: Es sind keine Leute auff Erden / mit denen ich lieber wolte einig sein / als mit den Wittenbergern. Mit grossem fleiß vnnd anhaltung haben sie es dahin bringen wollen / daß sie dafür gehalten würden / als weren sie mit vns einig / Darumb kondten sie schwerlich meine Wort vertragen / wenn ich zu jhnen sagte: Ihr habt einen andern Geist / dann wir. Sie erbranten gantz vnd gar / so offt sie solche Wort höreten. Zu letzt haben wir doch endlich so viel zugelassen / wie im letzten Artickel stehet / daß / ob wir sie wol nicht für vnsere Brüder halten können / jedoch wollen wir sie von vnserer Christlichen Liebe / (die wir auch dem Feinde schüldig sind) nicht außschliessen. Solches hat sie sehr angefochten / daß sie den brüderlichen Namen bey vns nicht haben erhalten mögen / sondern als Ketzer dauon ziehen müssen / doch also / daß wir dieweil friede hielten mit öffentlichen Gegenschrifften / ob vielleicht Gott jhnen jhr Hertz wolte eröffnen. Anno 1529. Oecolampads Argument. Zwingel bittet / jhne für ein Bruder anzunemen. Zweierley Geist / D. Lutheri (heilig) vnd Zwingels geist / der da selbst bekennet / er wisse nit / ob er schwartz / oder weiß sey. Dieses möget jhr sicherlich nachsagen / so war ich des Herren Christi Prediger bin / ja / so war Christus die Warheit selbst ist / so war ist auch dieses / was ich euch schreibe / auff daß jhr zur Hand haben möget / daß jhr den Lügenmeulern / wenn sie nicht wollen ruhe haben / könnet fürhalten. Sie haben sich gegen vns erzeiget vnd gestellet / mit vngleublicher Demut vnd Freundligkeit / aber / wie jetzt offenbar wirdt / alles falsch vnnd betrieglich /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/177
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/177>, abgerufen am 21.11.2024.