Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Anno 1530.Christi Gemeinschafft were / wenn der Leib deß HErrn nicht warhafftig da were. Vnd wir befinden / daß nicht allein die Römische Kirche / die leibliche Gegenwertigkeit Christi gelehret / sondern auch die Griechischen Kirchen allezeit also gelehret haben / vnd noch also lehren vnd halten. Denn das bezeuget jhres Ampts Canon / darinn der Priester offentlich betet / daß das gemeine Brot der Leib Christi werde. Vnd Vulgarius, ein fürnemer Scribent spricht außdrücklich / daß das Brot nicht allein schlechts eine Figur oder Bedeutung sey / sondern daß es warhafftig zum Fleisch Christi werde. Vnnd Cyrillus gehet lang damit vmb in der außlegung deß 15. Capitels Johannis / da er lehret / daß Christus vns im Abendmal leiblich gereicht vnnd gegeben werde. Denn so sagt er / Wir leugnen nicht / daß wir durch rechten Glauben / vnnd reine Liebe / Christo / geistlich vereiniget werden: Daß wir aber nach dem Fleisch gar keine vereinigung mit jhm haben solten / da sagen wir nein zu / vnnd das ist auch wider die Schrifft. Denn wer wil zweiffeln / daß Christus auch also der Weinstock sey / wir die Reben / daß wir Safft vnnd Leben von jhm haben? Höre wie Paulus saget / Wir sind alle ein Leib in Christo / wiewol vnser viel sind / so sind wir in jhm doch eins / denn wir geniessen alle eines Brots. Meinestu das wir die Krafft deß Göttlichen Segens im Abendmal nicht wissen? Denn wenn der geschihet / so macht er / daß durch die Gemeinschafft deß Fleisches vnnd Bluts Christi / Christus auch leiblich in vns wohnet. Item / darumb ist das zumercken / daß Christus nicht alleine durch Geistliche einigkeit / durch die Liebe / sondern auch durch natürliche Gemeinschafft (participatione naturali) in vns ist / vnnd wir reden von Gegenwertigkeit deß lebendigen Leibes / denn wir wissen / wie Paulus saget / daß der Todt forthin vber jhn nicht herrschen wirdt. So ferne gehet die Lateinische vnnd Teutsche Apolo- Anno 1530.Christi Gemeinschafft were / wenn der Leib deß HErrn nicht warhafftig da were. Vnd wir befinden / daß nicht allein die Römische Kirche / die leibliche Gegenwertigkeit Christi gelehret / sondern auch die Griechischen Kirchen allezeit also gelehret haben / vnd noch also lehren vnd halten. Denn das bezeuget jhres Ampts Canon / darinn der Priester offentlich betet / daß das gemeine Brot der Leib Christi werde. Vnd Vulgarius, ein fürnemer Scribent spricht außdrücklich / daß das Brot nicht allein schlechts eine Figur oder Bedeutung sey / sondern daß es warhafftig zum Fleisch Christi werde. Vnnd Cyrillus gehet lang damit vmb in der außlegung deß 15. Capitels Johannis / da er lehret / daß Christus vns im Abendmal leiblich gereicht vnnd gegeben werde. Denn so sagt er / Wir leugnen nicht / daß wir durch rechten Glauben / vnnd reine Liebe / Christo / geistlich vereiniget werden: Daß wir aber nach dem Fleisch gar keine vereinigung mit jhm haben solten / da sagen wir nein zu / vnnd das ist auch wider die Schrifft. Denn wer wil zweiffeln / daß Christus auch also der Weinstock sey / wir die Reben / daß wir Safft vnnd Leben von jhm haben? Höre wie Paulus saget / Wir sind alle ein Leib in Christo / wiewol vnser viel sind / so sind wir in jhm doch eins / denn wir geniessen alle eines Brots. Meinestu das wir die Krafft deß Göttlichen Segens im Abendmal nicht wissen? Denn wenn der geschihet / so macht er / daß durch die Gemeinschafft deß Fleisches vnnd Bluts Christi / Christus auch leiblich in vns wohnet. Item / darumb ist das zumercken / daß Christus nicht alleine durch Geistliche einigkeit / durch die Liebe / sondern auch durch natürliche Gemeinschafft (participatione naturali) in vns ist / vnnd wir reden von Gegenwertigkeit deß lebendigen Leibes / denn wir wissen / wie Paulus saget / daß der Todt forthin vber jhn nicht herrschen wirdt. So ferne gehet die Lateinische vnnd Teutsche Apolo- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0200" n="184"/><note place="left">Anno 1530.</note>Christi Gemeinschafft were / wenn der Leib deß HErrn nicht warhafftig da were. Vnd wir befinden / daß nicht allein die Römische Kirche / die leibliche Gegenwertigkeit Christi gelehret / sondern auch die Griechischen Kirchen allezeit also gelehret haben / vnd noch also lehren vnd halten. Denn das bezeuget jhres Ampts Canon / darinn der Priester offentlich betet / daß das gemeine Brot der Leib Christi werde. Vnd Vulgarius, ein fürnemer Scribent spricht außdrücklich / daß das Brot nicht allein schlechts eine Figur oder Bedeutung sey / sondern daß es warhafftig zum Fleisch Christi werde. Vnnd Cyrillus gehet lang damit vmb in der außlegung deß 15. Capitels Johannis / da er lehret / daß Christus vns im Abendmal leiblich gereicht vnnd gegeben werde. Denn so sagt er / Wir leugnen nicht / daß wir durch rechten Glauben / vnnd reine Liebe / Christo / geistlich vereiniget werden: Daß wir aber nach dem Fleisch gar keine vereinigung mit jhm haben solten / da sagen wir nein zu / vnnd das ist auch wider die Schrifft. Denn wer wil zweiffeln / daß Christus auch also der Weinstock sey / wir die Reben / daß wir Safft vnnd Leben von jhm haben? Höre wie Paulus saget / Wir sind alle ein Leib in Christo / wiewol vnser viel sind / so sind wir in jhm doch eins / denn wir geniessen alle eines Brots. Meinestu das wir die Krafft deß Göttlichen Segens im Abendmal nicht wissen? Denn wenn der geschihet / so macht er / daß durch die Gemeinschafft deß Fleisches vnnd Bluts Christi / Christus auch leiblich in vns wohnet.</p> <p>Item / darumb ist das zumercken / daß Christus nicht alleine durch Geistliche einigkeit / durch die Liebe / sondern auch durch natürliche Gemeinschafft (participatione naturali) in vns ist / vnnd wir reden von Gegenwertigkeit deß lebendigen Leibes / denn wir wissen / wie Paulus saget / daß der Todt forthin vber jhn nicht herrschen wirdt.</p> <p>So ferne gehet die Lateinische vnnd Teutsche Apolo- </p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0200]
Christi Gemeinschafft were / wenn der Leib deß HErrn nicht warhafftig da were. Vnd wir befinden / daß nicht allein die Römische Kirche / die leibliche Gegenwertigkeit Christi gelehret / sondern auch die Griechischen Kirchen allezeit also gelehret haben / vnd noch also lehren vnd halten. Denn das bezeuget jhres Ampts Canon / darinn der Priester offentlich betet / daß das gemeine Brot der Leib Christi werde. Vnd Vulgarius, ein fürnemer Scribent spricht außdrücklich / daß das Brot nicht allein schlechts eine Figur oder Bedeutung sey / sondern daß es warhafftig zum Fleisch Christi werde. Vnnd Cyrillus gehet lang damit vmb in der außlegung deß 15. Capitels Johannis / da er lehret / daß Christus vns im Abendmal leiblich gereicht vnnd gegeben werde. Denn so sagt er / Wir leugnen nicht / daß wir durch rechten Glauben / vnnd reine Liebe / Christo / geistlich vereiniget werden: Daß wir aber nach dem Fleisch gar keine vereinigung mit jhm haben solten / da sagen wir nein zu / vnnd das ist auch wider die Schrifft. Denn wer wil zweiffeln / daß Christus auch also der Weinstock sey / wir die Reben / daß wir Safft vnnd Leben von jhm haben? Höre wie Paulus saget / Wir sind alle ein Leib in Christo / wiewol vnser viel sind / so sind wir in jhm doch eins / denn wir geniessen alle eines Brots. Meinestu das wir die Krafft deß Göttlichen Segens im Abendmal nicht wissen? Denn wenn der geschihet / so macht er / daß durch die Gemeinschafft deß Fleisches vnnd Bluts Christi / Christus auch leiblich in vns wohnet.
Anno 1530. Item / darumb ist das zumercken / daß Christus nicht alleine durch Geistliche einigkeit / durch die Liebe / sondern auch durch natürliche Gemeinschafft (participatione naturali) in vns ist / vnnd wir reden von Gegenwertigkeit deß lebendigen Leibes / denn wir wissen / wie Paulus saget / daß der Todt forthin vber jhn nicht herrschen wirdt.
So ferne gehet die Lateinische vnnd Teutsche Apolo-
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