Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Warlich / wenn man einen auff solchem vngrund ergreifft / sol manAnno 1534. ja dabey spüren können / daß jm wenig guts forthin zuvertrawen sey. Daß sie aber die wort Lutheri erhaschen / da ers daselbs nennet / figuram sermonis (ein figur vnd sonderliche art zu reden) vnd wöllen darauß schliessen / man solle die wort der einsetzung nit verstehen / wie sie lauten / sondern sie von jrer eigentlichen bedeutung abwenden / vnd per tropum dahin ziehen / daß der Leib vnd Blut Christi ferrner vnd weiter vom Brot vnnd Wein im Abendmal abwesend sey / denn der Himmel von der Erden ist / dasselbige geticht leiden die Exempel / die Lutherus Esaie am 6. einführet / keines weges nit. Vnd hat Lutherus / längst zuvor wider den Carlstad / vnd in seinem Bekenntniß vom Abendmal Anno 28. sich außtrücklich vnd deutlich erkläret / das er figuran sermonis, wie ers (Esa. 6.) nennet / Synecdochen Synecdoche. verstehe / wenn zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vnd mit einander gegenwertig vnd vereinigt sind / vnd mit einer rede zu gleich außgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen Exempeln / beydes in der Schrifft / vnd auch in gemeiner täglicher sprach beweiset / Als wenn eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vnd spricht: Das ist mein Kind. Oder wenn ich zeige auff den Menschen Christum / vnd spricht: Das ist Gottes Son / etc. Vnd in täglichem / gemeinen brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / darinn so viel Gelt ist / Das sind 100. Gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch Wein / Das ist Welscher Wein / Das ist Roter Wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. Item / wenn jemand deß Königs Son in die Hand sticht / so sagt man / Der hat deß Königs Songestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das andereisen ist. Dieweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkläret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben vnd bitten den Christlichen Tom. 3. Ien, pag. 528. Leser / daß er Lutherum davon selbst lesen wölle / so wirt er Warlich / weñ man einen auff solchem vngrund ergreifft / sol manAnno 1534. ja dabey spüren können / daß jm wenig guts forthin zuvertrawẽ sey. Daß sie aber die wort Lutheri erhaschen / da ers daselbs nennet / figuram sermonis (ein figur vnd sonderliche art zu reden) vnd wöllen darauß schliessen / man solle die wort der einsetzung nit verstehen / wie sie lauten / sondern sie von jrer eigentlichẽ bedeutung abwenden / vñ per tropum dahin ziehen / daß der Leib vñ Blut Christi ferrner vnd weiter vom Brot vnnd Wein im Abendmal abwesend sey / denn der Him̃el von der Erden ist / dasselbige geticht leiden die Exempel / die Lutherus Esaie am 6. einführet / keines weges nit. Vnd hat Lutherus / längst zuvor wider den Carlstad / vñ in seinem Bekeñtniß vom Abendmal Anno 28. sich außtrücklich vñ deutlich erkläret / das er figurã sermonis, wie ers (Esa. 6.) neñet / Synecdochen Synecdoche. verstehe / weñ zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vñ mit einãder gegenwertig vñ vereinigt sind / vñ mit einer rede zu gleich außgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen Exempeln / beydes in der Schrifft / vñ auch in gemeiner täglicher sprach beweiset / Als weñ eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vñ spricht: Das ist mein Kind. Oder weñ ich zeige auff den Menschen Christum / vnd spricht: Das ist Gottes Son / etc. Vnd in täglichem / gemeinẽ brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / dariñ so viel Gelt ist / Das sind 100. Gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch Wein / Das ist Welscher Wein / Das ist Roter Wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. Item / weñ jemand deß Königs Son in die Hand sticht / so sagt man / Der hat deß Königs Songestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das andereisen ist. Dieweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkläret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben vnd bitten den Christlichen Tom. 3. Ien, pag. 528. 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Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. Item / weñ jemand deß Königs Son in die Hand sticht / so sagt man / Der hat deß Königs Songestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das andereisen ist.</p> <p>Dieweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkläret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben vnd bitten den Christlichen<note place="right"><hi rendition="#i">Tom. 3. Ien, pag. 528.</hi></note> Leser / daß er Lutherum davon selbst lesen wölle / so wirt er </p> </div> </body> </text> </TEI> [293/0309]
Warlich / weñ man einen auff solchem vngrund ergreifft / sol man ja dabey spüren können / daß jm wenig guts forthin zuvertrawẽ sey.
Anno 1534. Daß sie aber die wort Lutheri erhaschen / da ers daselbs nennet / figuram sermonis (ein figur vnd sonderliche art zu reden) vnd wöllen darauß schliessen / man solle die wort der einsetzung nit verstehen / wie sie lauten / sondern sie von jrer eigentlichẽ bedeutung abwenden / vñ per tropum dahin ziehen / daß der Leib vñ Blut Christi ferrner vnd weiter vom Brot vnnd Wein im Abendmal abwesend sey / denn der Him̃el von der Erden ist / dasselbige geticht leiden die Exempel / die Lutherus Esaie am 6. einführet / keines weges nit. Vnd hat Lutherus / längst zuvor wider den Carlstad / vñ in seinem Bekeñtniß vom Abendmal Anno 28. sich außtrücklich vñ deutlich erkläret / das er figurã sermonis, wie ers (Esa. 6.) neñet / Synecdochen verstehe / weñ zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vñ mit einãder gegenwertig vñ vereinigt sind / vñ mit einer rede zu gleich außgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen Exempeln / beydes in der Schrifft / vñ auch in gemeiner täglicher sprach beweiset / Als weñ eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vñ spricht: Das ist mein Kind. Oder weñ ich zeige auff den Menschen Christum / vnd spricht: Das ist Gottes Son / etc. Vnd in täglichem / gemeinẽ brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / dariñ so viel Gelt ist / Das sind 100. Gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch Wein / Das ist Welscher Wein / Das ist Roter Wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. Item / weñ jemand deß Königs Son in die Hand sticht / so sagt man / Der hat deß Königs Songestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das andereisen ist.
Synecdoche. Dieweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkläret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben vnd bitten den Christlichen Leser / daß er Lutherum davon selbst lesen wölle / so wirt er
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