Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.Anno 1536.etliche ding / darin er zuuor im zweiffel gehangen / vnd als wurden Capito vnd Bucer wer den vom Mycomo allererst vn terwiesen.auch dem Bucero etliche puncten klerer / denn sie zuuor gewesen. Derwegen / auff das ich jhnen etwas helffen möchte / habe ichs gar frü alles auffs Pappier bracht / vnd jhnen zugestelt / das sie es mit fleis erwegen vnd bedencken wolten. Da sie es nur gelesen / haben sie müssen frey bekennen / das vnsere Lehr vberein stimme mit der heiligen Schrifft vnd mit den heiligen Vätern der reinen Kirchen. Nach diesen sind die andern auch ankommen / vnd bin ich vnd Justus Menius mit jhnen stracks auff Wittenberg abgereiset / vnd vnterwegen hat ein theil dem andern zur gnüge rechenschafft seines Glaubens / vnd vnserer hoffnung gegeben. Es ist nicht eine stunde vergangen / da wir nicht etwas hetten erkleret / vnd dapffer erstritten / daß das brod im Abendmal (nicht aus wirdigkeit oder vnwirdigkeit derer / die es nemen / oder die es geben) sey vnd werde genennet der ware leib Christi / der für vns gegeben / sondern aus krafft vnd gewalt des / der das brod in seine Hand genommen / vnd gesagt hat / Das ist mein leib. Aber was bin ich euch verdrießlich mit erzehlung / was auff dem Wege geschehen sey? Ich schicke euch hiemit ein Exempel meiner lehre / welche sie / ehe wir gen Wittenberg kommen / alle mit mir angenommen haben / wiewol sie nicht mein / sondern der Kirchen Christi lehr vnd meinung ist. WIr sind gen Wittenberg ankommen am Sontage / den man nennet Vocem Iucunditatis, ist Philippus / der widerumb anheimes gefoddert war / da er auff dem Wege gen Grimm gewesen / erstlich zu vns kommen / vnd fro worden / das ich vnd Menius verhanden waren. Zwingels vnd Oecolampadij Epistellsehr gefehrlich vnd ergerlich / auch zum theil Heydnisch.Aber des Bucers vnd seiner Gefehrten ankunfft / war jhm nicht angenem / dieweil er alle hoffnung von der einigkeit hette fallen lassen / vnd des Zwingels vnd Oecolampads Epistel eben dazumal in Druck offentlich waren ausgangen / welche den frommen Churfürsten vnd Doct. Lutherum so hart anfochten / das wir nichts wenigers hoffen kundten / denn das sie gleuben solten / man suchete vnd wündschte mit ernst eine rechte Concordj / oder das nur eine hoffnung derselben sein möchte. Da aber Menius vnd ich dem Philippo anzeigten / was wir zu Gotha vnd auff dem Wege von den frembden Gesten selbst gehöret hatten / fasset er jhm widerumb ein hertz / vnd hies vns zu Luthero selbs gehen / das wir jhm erzehlen solten / was sich zugetragen hette. Lutherus behielt vns bey sich zum Nachtessen / da wir mit jhme fast bis in die Mitternacht von dem gantzen Handel redeten / vnd was sich vnterwegen begeben / da wir mit einander disputirt hatten / ordentlich vermeldeten. Aber wir kundten schwerlich so viel erhalten / das er gleuben wolte / das solches alles von hertzen / von jhnen geredet vnd geschehen were. DEn 22. Maij frü vmb sieben vhr / sind zu Luthero gangen Bu- Anno 1536.etliche ding / darin er zuuor im zweiffel gehangen / vnd als wurden Capito vnd Bucer wer den vom Mycomo allererst vn terwiesen.auch dem Bucero etliche puncten klerer / denn sie zuuor gewesen. Derwegen / auff das ich jhnen etwas helffen möchte / habe ichs gar frü alles auffs Pappier bracht / vnd jhnen zugestelt / das sie es mit fleis erwegen vnd bedencken wolten. Da sie es nur gelesen / haben sie müssen frey bekennen / das vnsere Lehr vberein stimme mit der heiligen Schrifft vnd mit den heiligen Vätern der reinen Kirchen. Nach diesen sind die andern auch ankommen / vnd bin ich vnd Justus Menius mit jhnen stracks auff Wittenberg abgereiset / vnd vnterwegen hat ein theil dem andern zur gnüge rechenschafft seines Glaubens / vnd vnserer hoffnung gegeben. Es ist nicht eine stunde vergangen / da wir nicht etwas hetten erkleret / vnd dapffer erstritten / daß das brod im Abendmal (nicht aus wirdigkeit oder vnwirdigkeit derer / die es nemen / oder die es geben) sey vnd werde genennet der ware leib Christi / der für vns gegeben / sondern aus krafft vnd gewalt des / der das brod in seine Hand genommen / vnd gesagt hat / Das ist mein leib. Aber was bin ich euch verdrießlich mit erzehlung / was auff dem Wege geschehen sey? Ich schicke euch hiemit ein Exempel meiner lehre / welche sie / ehe wir gen Wittenberg kommen / alle mit mir angenommen haben / wiewol sie nicht mein / sondern der Kirchen Christi lehr vnd meinung ist. WIr sind gen Wittenberg ankommen am Sontage / den man nennet Vocem Iucunditatis, ist Philippus / der widerumb anheimes gefoddert war / da er auff dem Wege gen Grimm gewesen / erstlich zu vns kommen / vnd fro worden / das ich vnd Menius verhanden waren. Zwingels vnd Oecolampadij Epistellsehr gefehrlich vnd ergerlich / auch zum theil Heydnisch.Aber des Bucers vnd seiner Gefehrten ankunfft / war jhm nicht angenem / dieweil er alle hoffnung von der einigkeit hette fallen lassen / vnd des Zwingels vnd Oecolampads Epistel eben dazumal in Druck offentlich waren ausgangen / welche den frommen Churfürsten vnd Doct. Lutherum so hart anfochten / das wir nichts wenigers hoffen kundten / denn das sie gleuben solten / man suchete vnd wündschte mit ernst eine rechte Concordj / oder das nur eine hoffnung derselben sein möchte. Da aber Menius vnd ich dem Philippo anzeigten / was wir zu Gotha vnd auff dem Wege von den frembden Gesten selbst gehöret hatten / fasset er jhm widerumb ein hertz / vnd hies vns zu Luthero selbs gehen / das wir jhm erzehlen solten / was sich zugetragen hette. Lutherus behielt vns bey sich zum Nachtessen / da wir mit jhme fast bis in die Mitternacht von dem gantzen Handel redeten / vnd was sich vnterwegen begeben / da wir mit einander disputirt hatten / ordentlich vermeldeten. Aber wir kundten schwerlich so viel erhalten / das er gleuben wolte / das solches alles von hertzen / von jhnen geredet vnd geschehen were. DEn 22. Maij frü vmb sieben vhr / sind zu Luthero gangen Bu- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0238" n="222"/><note place="left">Anno 1536.</note>etliche ding / darin er zuuor im zweiffel gehangen / vnd als wurden <note place="left">Capito vnd Bucer wer den vom Mycomo allererst vn terwiesen.</note>auch dem Bucero etliche puncten klerer / denn sie zuuor gewesen. Derwegen / auff das ich jhnen etwas helffen möchte / habe ichs gar frü alles auffs Pappier bracht / vnd jhnen zugestelt / das sie es mit fleis erwegen vnd bedencken wolten. Da sie es nur gelesen / haben sie müssen frey bekennen / das vnsere Lehr vberein stimme mit der heiligen Schrifft vnd mit den heiligen Vätern der reinen Kirchen. Nach diesen sind die andern auch ankommen / vnd bin ich vnd Justus Menius mit jhnen stracks auff Wittenberg abgereiset / vnd vnterwegen hat ein theil dem andern zur gnüge rechenschafft seines Glaubens / vnd vnserer hoffnung gegeben. Es ist nicht eine stunde vergangen / da wir nicht etwas hetten erkleret / vnd dapffer erstritten / daß das brod im Abendmal (nicht aus wirdigkeit oder vnwirdigkeit derer / die es nemen / oder die es geben) sey vnd werde genennet der ware leib Christi / der für vns gegeben / sondern aus krafft vnd gewalt des / der das brod in seine Hand genommen / vnd gesagt hat / Das ist mein leib. Aber was bin ich euch verdrießlich mit erzehlung / was auff dem Wege geschehen sey? Ich schicke euch hiemit ein Exempel meiner lehre / welche sie / ehe wir gen Wittenberg kommen / alle mit mir angenommen haben / wiewol sie nicht mein / sondern der Kirchen Christi lehr vnd meinung ist.</p> <p>WIr sind gen Wittenberg ankommen am Sontage / den man nennet Vocem Iucunditatis, ist Philippus / der widerumb anheimes gefoddert war / da er auff dem Wege gen Grimm gewesen / erstlich zu vns kommen / vnd fro worden / das ich vnd Menius verhanden waren. <note place="left">Zwingels vnd Oecolampadij Epistellsehr gefehrlich vnd ergerlich / auch zum theil Heydnisch.</note>Aber des Bucers vnd seiner Gefehrten ankunfft / war jhm nicht angenem / dieweil er alle hoffnung von der einigkeit hette fallen lassen / vnd des Zwingels vnd Oecolampads Epistel eben dazumal in Druck offentlich waren ausgangen / welche den frommen Churfürsten vnd Doct. Lutherum so hart anfochten / das wir nichts wenigers hoffen kundten / denn das sie gleuben solten / man suchete vnd wündschte mit ernst eine rechte Concordj / oder das nur eine hoffnung derselben sein möchte. Da aber Menius vnd ich dem Philippo anzeigten / was wir zu Gotha vnd auff dem Wege von den frembden Gesten selbst gehöret hatten / fasset er jhm widerumb ein hertz / vnd hies vns zu Luthero selbs gehen / das wir jhm erzehlen solten / was sich zugetragen hette. Lutherus behielt vns bey sich zum Nachtessen / da wir mit jhme fast bis in die Mitternacht von dem gantzen Handel redeten / vnd was sich vnterwegen begeben / da wir mit einander disputirt hatten / ordentlich vermeldeten. Aber wir kundten schwerlich so viel erhalten / das er gleuben wolte / das solches alles von hertzen / von jhnen geredet vnd geschehen were.</p> <p>DEn 22. Maij frü vmb sieben vhr / sind zu Luthero gangen Bu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0238]
etliche ding / darin er zuuor im zweiffel gehangen / vnd als wurden auch dem Bucero etliche puncten klerer / denn sie zuuor gewesen. Derwegen / auff das ich jhnen etwas helffen möchte / habe ichs gar frü alles auffs Pappier bracht / vnd jhnen zugestelt / das sie es mit fleis erwegen vnd bedencken wolten. Da sie es nur gelesen / haben sie müssen frey bekennen / das vnsere Lehr vberein stimme mit der heiligen Schrifft vnd mit den heiligen Vätern der reinen Kirchen. Nach diesen sind die andern auch ankommen / vnd bin ich vnd Justus Menius mit jhnen stracks auff Wittenberg abgereiset / vnd vnterwegen hat ein theil dem andern zur gnüge rechenschafft seines Glaubens / vnd vnserer hoffnung gegeben. Es ist nicht eine stunde vergangen / da wir nicht etwas hetten erkleret / vnd dapffer erstritten / daß das brod im Abendmal (nicht aus wirdigkeit oder vnwirdigkeit derer / die es nemen / oder die es geben) sey vnd werde genennet der ware leib Christi / der für vns gegeben / sondern aus krafft vnd gewalt des / der das brod in seine Hand genommen / vnd gesagt hat / Das ist mein leib. Aber was bin ich euch verdrießlich mit erzehlung / was auff dem Wege geschehen sey? Ich schicke euch hiemit ein Exempel meiner lehre / welche sie / ehe wir gen Wittenberg kommen / alle mit mir angenommen haben / wiewol sie nicht mein / sondern der Kirchen Christi lehr vnd meinung ist.
Anno 1536.
Capito vnd Bucer wer den vom Mycomo allererst vn terwiesen. WIr sind gen Wittenberg ankommen am Sontage / den man nennet Vocem Iucunditatis, ist Philippus / der widerumb anheimes gefoddert war / da er auff dem Wege gen Grimm gewesen / erstlich zu vns kommen / vnd fro worden / das ich vnd Menius verhanden waren. Aber des Bucers vnd seiner Gefehrten ankunfft / war jhm nicht angenem / dieweil er alle hoffnung von der einigkeit hette fallen lassen / vnd des Zwingels vnd Oecolampads Epistel eben dazumal in Druck offentlich waren ausgangen / welche den frommen Churfürsten vnd Doct. Lutherum so hart anfochten / das wir nichts wenigers hoffen kundten / denn das sie gleuben solten / man suchete vnd wündschte mit ernst eine rechte Concordj / oder das nur eine hoffnung derselben sein möchte. Da aber Menius vnd ich dem Philippo anzeigten / was wir zu Gotha vnd auff dem Wege von den frembden Gesten selbst gehöret hatten / fasset er jhm widerumb ein hertz / vnd hies vns zu Luthero selbs gehen / das wir jhm erzehlen solten / was sich zugetragen hette. Lutherus behielt vns bey sich zum Nachtessen / da wir mit jhme fast bis in die Mitternacht von dem gantzen Handel redeten / vnd was sich vnterwegen begeben / da wir mit einander disputirt hatten / ordentlich vermeldeten. Aber wir kundten schwerlich so viel erhalten / das er gleuben wolte / das solches alles von hertzen / von jhnen geredet vnd geschehen were.
Zwingels vnd Oecolampadij Epistellsehr gefehrlich vnd ergerlich / auch zum theil Heydnisch. DEn 22. Maij frü vmb sieben vhr / sind zu Luthero gangen Bu-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/238>, abgerufen am 26.06.2024. |