Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

den heyden ein thorheit. Item / Dieweil die welt durch jhre weißheit /Anno 1526. Gott in seiner weißheit nicht erkandte / gefiel es Gott wol / durch thörichte predigt selig zumachen / die so daran gleuben. Wolan / wers nunWer dem wort Gottes nit wil gleuben / der fahre jmmer hin. nicht gleubet / der gleube darnach / es sey lauter brod / oder ein schüsselkorb / Wer deß glaubens gefehlet hat / der mag darnach gleuben / was er wil / gilt eben gleich. Als / wer ersauffen sol / der ersauffe in einem bach oder mitten imstrom / so ist er ersoffen. Also sage ich von diesen Geistern / wenn sie das wort fallen lassen / so laß sie jmmer gleuben vnd sich spalten / wie lange sie wollen / wie bereit geschehen ist / das sechs oder sieben Secten auffgestanden sind vber dem Sacrament / doch alle indem wahn / das nicht Christus leib vnd blut da sey.

Das macht zum ersten / sage ich / das sie nicht sind bey den worten Christi blieben. Darnach / das sie mit jhrer vernunfft drein fallenDer vernunfft phanta sey in der lehre vom Abendmal. / vnd der sache nachdencken dermassen / Solt Christus leib vnd blut im Sacrament sein / vnd in der gantzen Christenheit / so offt das jhar vber / ausgetheilet werden / vnd ein jeder / so offt er hinzu gehet / Christus leib essen vnd sein blut trincken / was wolt das für ein vngeschickt / vngereimet ding werden? Solches haben sie zum ersten gefasset / dauon haben sie denn ein gemahlet glaß für den augen / da müssen denn die wort auch heissen was sie gedencken. Also thun alle Rottengeister / schöpffen vorhin einen dünckel / wenn jhnen derselbige gefellet / vnterstehen sie sich / die schrifft auch darauff zuzwingen.

WEr aber den rechten glauben schöpfft aus den worten / der gleubetDer fromen Christen gedanck / glaub vnd rede. also / Gott gebe Christus krieche ins brod oder in kelch / oder worein er wil / wenn ich sein wort habe / wil ich nicht weiter sehen noch gedencken: was er saget / das wil ich halten. So wickelt er sich ins wort / lest sich nicht dauon weisen / wird auch dadurch erhalten. Denn wir sind je nicht so grosse Narren / das wir die wort nicht verstehen. Wenn solche wort nicht klar sind / weiß ich nicht wie man deutsch reden sol? Solt ich nicht vernemen / was das were? Wenn mir jemandt ein Semel fürleget / vnd sagte / Nim / iß / das ist weiß brod. Item / Nim hin vnd trincke / das ist ein glaß mit wein: Also wenn Christus saget / Nemet / esset / das ist mein leib / verstehet auch ein kind wol / das er redet von dem / so er darreichet. Es ist ein natürliche rede / wenn man auff etwas weiset / das man weiß was einer saget. Sol ich nun mir solche wort noch tunckel machen / vnd was spitziges drüber erdencken / mache ich mich selbs jrre. Es sind je alzumal klare vnd deutliche wort / Nemet hin vnd esset / das ist mein leib / Item / Trincket alle draus / dasDas wort sol nit der vernunfft / sondern die vernunfft sol den wort weichen. ist mein blut. Darüber brechen sie sich mit grosser mühe / komen mit jhrem dünckel zuuor / darnach müssen die wort deuten / was ein jeglicher erdacht hat.

DArumb bleiben wir stracks bey den worten / vnd thun darnach augen vnd sinne zu / weil jederman weiß / was da heisset / das ist mein

den heyden ein thorheit. Item / Dieweil die welt durch jhre weißheit /Anno 1526. Gott in seiner weißheit nicht erkandte / gefiel es Gott wol / durch thörichte predigt selig zumachen / die so daran gleuben. Wolan / wers nunWer dem wort Gottes nit wil gleuben / der fahre jmmer hin. nicht gleubet / der gleube darnach / es sey lauter brod / oder ein schüsselkorb / Wer deß glaubens gefehlet hat / der mag darnach gleuben / was er wil / gilt eben gleich. Als / wer ersauffen sol / der ersauffe in einem bach oder mitten imstrom / so ist er ersoffen. Also sage ich von diesen Geistern / wenn sie das wort fallen lassen / so laß sie jmmer gleuben vnd sich spalten / wie lange sie wollen / wie bereit geschehen ist / das sechs oder sieben Secten auffgestanden sind vber dem Sacrament / doch alle indem wahn / das nicht Christus leib vnd blut da sey.

Das macht zum ersten / sage ich / das sie nicht sind bey den worten Christi blieben. Darnach / das sie mit jhrer vernunfft drein fallenDer vernunfft phãta sey in der lehre vom Abendmal. / vnd der sache nachdencken dermassen / Solt Christus leib vnd blut im Sacrament sein / vnd in der gantzen Christenheit / so offt das jhar vber / ausgetheilet werden / vnd ein jeder / so offt er hinzu gehet / Christus leib essen vnd sein blut trincken / was wolt das für ein vngeschickt / vngereimet ding werden? Solches haben sie zum ersten gefasset / dauon haben sie denn ein gemahlet glaß für den augen / da müssen denn die wort auch heissen was sie gedencken. Also thun alle Rottengeister / schöpffen vorhin einen dünckel / wenn jhnen derselbige gefellet / vnterstehen sie sich / die schrifft auch darauff zuzwingen.

WEr aber den rechten glauben schöpfft aus den worten / der gleubetDer fromẽ Christẽ gedãck / glaub vnd rede. also / Gott gebe Christus krieche ins brod oder in kelch / oder worein er wil / wenn ich sein wort habe / wil ich nicht weiter sehen noch gedencken: was er saget / das wil ich halten. So wickelt er sich ins wort / lest sich nicht dauon weisen / wird auch dadurch erhalten. Denn wir sind je nicht so grosse Narren / das wir die wort nicht verstehen. Wenn solche wort nicht klar sind / weiß ich nicht wie man deutsch reden sol? Solt ich nicht vernemen / was das were? Wenn mir jemandt ein Semel fürleget / vnd sagte / Nim / iß / das ist weiß brod. Item / Nim hin vnd trincke / das ist ein glaß mit wein: Also wenn Christus saget / Nemet / esset / das ist mein leib / verstehet auch ein kind wol / das er redet von dem / so er darreichet. Es ist ein natürliche rede / wenn man auff etwas weiset / das man weiß was einer saget. Sol ich nun mir solche wort noch tunckel machen / vnd was spitziges drüber erdencken / mache ich mich selbs jrre. Es sind je alzumal klare vnd deutliche wort / Nemet hin vnd esset / das ist mein leib / Item / Trincket alle draus / dasDas wort sol nit der vernunfft / sondern die vernunfft sol dẽ wort weichen. ist mein blut. Darüber brechen sie sich mit grosser mühe / komen mit jhrem dünckel zuuor / darnach müssen die wort deuten / was ein jeglicher erdacht hat.

DArumb bleiben wir stracks bey den worten / vnd thun darnach augen vnd sinne zu / weil jederman weiß / was da heisset / das ist mein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0067" n="51"/>
den heyden ein thorheit. Item /                      Dieweil die welt durch jhre weißheit /<note place="right">Anno                          1526.</note> Gott in seiner weißheit nicht erkandte / gefiel es Gott wol /                      durch thörichte predigt selig zumachen / die so daran gleuben. Wolan / wers                          nun<note place="right">Wer dem wort Gottes nit wil gleuben / der                          fahre jmmer hin.</note> nicht gleubet / der gleube darnach / es sey lauter                      brod / oder ein schüsselkorb / Wer deß glaubens gefehlet hat / der mag darnach                      gleuben / was er wil / gilt eben gleich. Als / wer ersauffen sol / der ersauffe                      in einem bach oder mitten imstrom / so ist er ersoffen. Also sage ich von diesen                      Geistern / wenn sie das wort fallen lassen / so laß sie jmmer gleuben vnd sich                      spalten / wie lange sie wollen / wie bereit geschehen ist / das sechs oder                      sieben Secten auffgestanden sind vber dem Sacrament / doch alle indem wahn / das                      nicht Christus leib vnd blut da sey.</p>
        <p>Das macht zum ersten / sage ich / das sie nicht sind bey den worten Christi                      blieben. Darnach / das sie mit jhrer vernunfft drein fallen<note place="right">Der vernunfft pha&#x0303;ta sey in der lehre vom                          Abendmal.</note> / vnd der sache nachdencken dermassen / Solt Christus leib                      vnd blut im Sacrament sein / vnd in der gantzen Christenheit / so offt das jhar                      vber / ausgetheilet werden / vnd ein jeder / so offt er hinzu gehet / Christus                      leib essen vnd sein blut trincken / was wolt das für ein vngeschickt /                      vngereimet ding werden? Solches haben sie zum ersten gefasset / dauon haben sie                      denn ein gemahlet glaß für den augen / da müssen denn die wort auch heissen was                      sie gedencken. Also thun alle Rottengeister / schöpffen vorhin einen dünckel /                      wenn jhnen derselbige gefellet / vnterstehen sie sich / die schrifft auch                      darauff zuzwingen.</p>
        <p>WEr aber den rechten glauben schöpfft aus den worten / der gleubet<note place="right">Der frome&#x0303; Christe&#x0303; geda&#x0303;ck / glaub vnd rede.</note> also / Gott gebe Christus krieche                      ins brod oder in kelch / oder worein er wil / wenn ich sein wort habe / wil ich                      nicht weiter sehen noch gedencken: was er saget / das wil ich halten. So wickelt                      er sich ins wort / lest sich nicht dauon weisen / wird auch dadurch erhalten.                      Denn wir sind je nicht so grosse Narren / das wir die wort nicht verstehen. Wenn                      solche wort nicht klar sind / weiß ich nicht wie man deutsch reden sol? Solt ich                      nicht vernemen / was das were? Wenn mir jemandt ein Semel fürleget / vnd sagte /                      Nim / iß / das ist weiß brod. Item / Nim hin vnd trincke / das ist ein glaß mit                      wein: Also wenn Christus saget / Nemet / esset / das ist mein leib / verstehet                      auch ein kind wol / das er redet von dem / so er darreichet. Es ist ein                      natürliche rede / wenn man auff etwas weiset / das man weiß was einer saget. Sol                      ich nun mir solche wort noch tunckel machen / vnd was spitziges drüber erdencken                      / mache ich mich selbs jrre. Es sind je alzumal klare vnd deutliche wort / Nemet                      hin vnd esset / das ist mein leib / Item / Trincket alle draus / das<note place="right">Das wort sol nit der vernunfft / sondern die vernunfft                          sol de&#x0303; wort weichen.</note> ist mein blut. Darüber brechen                      sie sich mit grosser mühe / komen mit jhrem dünckel zuuor / darnach müssen die                      wort deuten / was ein jeglicher erdacht hat.</p>
        <p>DArumb bleiben wir stracks bey den worten / vnd thun darnach augen vnd sinne zu /                      weil jederman weiß / was da heisset / das ist mein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0067] den heyden ein thorheit. Item / Dieweil die welt durch jhre weißheit / Gott in seiner weißheit nicht erkandte / gefiel es Gott wol / durch thörichte predigt selig zumachen / die so daran gleuben. Wolan / wers nun nicht gleubet / der gleube darnach / es sey lauter brod / oder ein schüsselkorb / Wer deß glaubens gefehlet hat / der mag darnach gleuben / was er wil / gilt eben gleich. Als / wer ersauffen sol / der ersauffe in einem bach oder mitten imstrom / so ist er ersoffen. Also sage ich von diesen Geistern / wenn sie das wort fallen lassen / so laß sie jmmer gleuben vnd sich spalten / wie lange sie wollen / wie bereit geschehen ist / das sechs oder sieben Secten auffgestanden sind vber dem Sacrament / doch alle indem wahn / das nicht Christus leib vnd blut da sey. Anno 1526. Wer dem wort Gottes nit wil gleuben / der fahre jmmer hin. Das macht zum ersten / sage ich / das sie nicht sind bey den worten Christi blieben. Darnach / das sie mit jhrer vernunfft drein fallen / vnd der sache nachdencken dermassen / Solt Christus leib vnd blut im Sacrament sein / vnd in der gantzen Christenheit / so offt das jhar vber / ausgetheilet werden / vnd ein jeder / so offt er hinzu gehet / Christus leib essen vnd sein blut trincken / was wolt das für ein vngeschickt / vngereimet ding werden? Solches haben sie zum ersten gefasset / dauon haben sie denn ein gemahlet glaß für den augen / da müssen denn die wort auch heissen was sie gedencken. Also thun alle Rottengeister / schöpffen vorhin einen dünckel / wenn jhnen derselbige gefellet / vnterstehen sie sich / die schrifft auch darauff zuzwingen. Der vernunfft phãta sey in der lehre vom Abendmal. WEr aber den rechten glauben schöpfft aus den worten / der gleubet also / Gott gebe Christus krieche ins brod oder in kelch / oder worein er wil / wenn ich sein wort habe / wil ich nicht weiter sehen noch gedencken: was er saget / das wil ich halten. So wickelt er sich ins wort / lest sich nicht dauon weisen / wird auch dadurch erhalten. Denn wir sind je nicht so grosse Narren / das wir die wort nicht verstehen. Wenn solche wort nicht klar sind / weiß ich nicht wie man deutsch reden sol? Solt ich nicht vernemen / was das were? Wenn mir jemandt ein Semel fürleget / vnd sagte / Nim / iß / das ist weiß brod. Item / Nim hin vnd trincke / das ist ein glaß mit wein: Also wenn Christus saget / Nemet / esset / das ist mein leib / verstehet auch ein kind wol / das er redet von dem / so er darreichet. Es ist ein natürliche rede / wenn man auff etwas weiset / das man weiß was einer saget. Sol ich nun mir solche wort noch tunckel machen / vnd was spitziges drüber erdencken / mache ich mich selbs jrre. Es sind je alzumal klare vnd deutliche wort / Nemet hin vnd esset / das ist mein leib / Item / Trincket alle draus / das ist mein blut. Darüber brechen sie sich mit grosser mühe / komen mit jhrem dünckel zuuor / darnach müssen die wort deuten / was ein jeglicher erdacht hat. Der fromẽ Christẽ gedãck / glaub vnd rede. Das wort sol nit der vernunfft / sondern die vernunfft sol dẽ wort weichen. DArumb bleiben wir stracks bey den worten / vnd thun darnach augen vnd sinne zu / weil jederman weiß / was da heisset / das ist mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/67
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/67>, abgerufen am 21.11.2024.