pkl_100.001 tatillen, Cantatinen, und wenn sie nur für Eine pkl_100.002 Singstimme mit schwacher Begleitung bestimmt sind, pkl_100.003 Cantatilenen.
pkl_100.004
§. 148. Die Cantaten haben, wie fast allepkl_100.005 die Poesien, bei welchen die hinzukommende Musik die pkl_100.006 Hauptrolle spielt, mit geringer Ausnahme, unter den pkl_100.007 namhaften Dichtern nur wenige Bearbeiter gefunden; pkl_100.008 deshalb ist ihr poetischer Werth durchschnittlich pkl_100.009 sehr gering. Merkwürdig genug haben die poetischwerthvollenpkl_100.010 Cantaten, die wir z. B. von Herder, pkl_100.011 Ramler u. a. besitzen, nur sehr mittelmäßige oder gar pkl_100.012 keinen Componisten gefunden. Die bloß in musikalischerpkl_100.013 Hinsicht ausgezeichneten Cantaten, resp. Oratorien pkl_100.014 &c. hier aufzuführen, kann nicht unsere Aufgabe pkl_100.015 sein.
pkl_100.016
VII. Die Elegie.
pkl_100.017
§. 149. Die Elegie stellt die Gefühle der pkl_100.018 Wehmuth dar, welche sich, bei Betrachtung pkl_100.019 von etwas Jdealem oder Jdealisirtem, aus pkl_100.020 dem Bewußtsein menschlicher Schwäche und pkl_100.021 Beschränkung erzeugen. Während die Ode das pkl_100.022 Gemüth über alle Schranken des irdischen Lebens in pkl_100.023 die Regionen des Unendlichen, Ewigen, Jdealen erhebt, pkl_100.024 zieht die Elegie das Jdeale, Unendliche in den Kreis pkl_100.025 irdischer Beschränkung und menschlicher Schwäche herab pkl_100.026 und läßt es nur in diesem Spiegel sehen. -- Alles, was pkl_100.027 uns theuer war, dessen Verlust wir jedoch jetzt beklagen, pkl_100.028 so wie jedes Gut, nach welchem wir uns heiß, aber pkl_100.029 vergeblich sehnen, kann Gegenstand der Elegie sein. Es pkl_100.030 ist dabei nicht nöthig, daß das Beklagte oder Ersehnte
pkl_100.001 tatillen, Cantatinen, und wenn sie nur für Eine pkl_100.002 Singstimme mit schwacher Begleitung bestimmt sind, pkl_100.003 Cantatilenen.
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VII. Die Elegie.
pkl_100.017
§. 149. Die Elegie stellt die Gefühle der pkl_100.018 Wehmuth dar, welche sich, bei Betrachtung pkl_100.019 von etwas Jdealem oder Jdealisirtem, aus pkl_100.020 dem Bewußtsein menschlicher Schwäche und pkl_100.021 Beschränkung erzeugen. Während die Ode das pkl_100.022 Gemüth über alle Schranken des irdischen Lebens in pkl_100.023 die Regionen des Unendlichen, Ewigen, Jdealen erhebt, pkl_100.024 zieht die Elegie das Jdeale, Unendliche in den Kreis pkl_100.025 irdischer Beschränkung und menschlicher Schwäche herab pkl_100.026 und läßt es nur in diesem Spiegel sehen. — Alles, was pkl_100.027 uns theuer war, dessen Verlust wir jedoch jetzt beklagen, pkl_100.028 so wie jedes Gut, nach welchem wir uns heiß, aber pkl_100.029 vergeblich sehnen, kann Gegenstand der Elegie sein. Es pkl_100.030 ist dabei nicht nöthig, daß das Beklagte oder Ersehnte
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tatillen, Cantatinen, und wenn sie nur für Eine pkl_100.002
Singstimme mit schwacher Begleitung bestimmt sind, pkl_100.003
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§. 148. Die Cantaten haben, wie fast alle pkl_100.005
die Poesien, bei welchen die hinzukommende Musik die pkl_100.006
Hauptrolle spielt, mit geringer Ausnahme, unter den pkl_100.007
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VII. Die Elegie. pkl_100.017
§. 149. Die Elegie stellt die Gefühle der pkl_100.018
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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/126>, abgerufen am 16.02.2025.
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