pkl_135.001 kann nur dem kranken Gemüth Heilung, dem gesunden pkl_135.002 keine Nahrung geben; sie kann nicht beleben, nur besänftigen. pkl_135.003 Diesen in dem Wesen der Jdylle gegründeten pkl_135.004 Mangel hat alle Kunst der Poeten nicht gut machen pkl_135.005 können." Wir können die hier aufgeführten Mängel pkl_135.006 der Jdylle, sofern Schiller unter letzterer bloß das pkl_135.007 eigentliche Schäfergedicht verstand, nicht in Abrede pkl_135.008 stellen, doch sind wir keineswegs geneigt, der idyllischen pkl_135.009 Poesie überhaupt deshalb den Stab zu brechen. Welches pkl_135.010 Gemüth, -- das hinein geworfen ist in ein bewegtes, pkl_135.011 arbeitreiches, ruheloses Leben, oder eingeengt durch die pkl_135.012 Zwangsjacke der Etiquette, oder berauscht durch endlose, pkl_135.013 lärmende Vergnügungen, -- suchte nicht gern zu pkl_135.014 Zeiten in der Stille des Landlebens, im Umgang mit pkl_135.015 einfachen, den konventionellen Verschrobenheiten fernen pkl_135.016 Menschen, im Frieden der Natur Erholung, Freiheit pkl_135.017 und Ruhe? Wie aber die wirkliche Jdylle des Lebens, pkl_135.018 so hat auch der poetische Spiegel derselben einen hohen pkl_135.019 Reiz und auch für gesunde Gemüther einen unbestreitbaren pkl_135.020 Werth. Je reiner und treuer dieser Spiegel ist, pkl_135.021 je mehr er unserem ländlichen und bürgerlichen Leben pkl_135.022 entspricht, je höher ist dieser Werth. Freilich Süßlichkeiten pkl_135.023 a laGeßner müssen uns zuwider sein; aber pkl_135.024 haben wir nicht mehr als Geßner und Consorten? Besitzen pkl_135.025 wir nicht an solchen idyllenartigen Gedichten, die pkl_135.026 ihren Stoff aus dem Leben der Gegenwart schöpften, pkl_135.027 wie Göthe's Hermann und Dorothea, Voß Luise pkl_135.028 und siebenzigster Geburtstag, Kosegarten's Jucunde, pkl_135.029 Eberhard's Hannchen, Neufer's Tag auf dem pkl_135.030 Lande &c. einen theuren Schatz? Hat nicht Göthepkl_135.031 selbst erklärt, unter allen seinen Werken sei es nur
pkl_135.001 kann nur dem kranken Gemüth Heilung, dem gesunden pkl_135.002 keine Nahrung geben; sie kann nicht beleben, nur besänftigen. pkl_135.003 Diesen in dem Wesen der Jdylle gegründeten pkl_135.004 Mangel hat alle Kunst der Poeten nicht gut machen pkl_135.005 können.“ Wir können die hier aufgeführten Mängel pkl_135.006 der Jdylle, sofern Schiller unter letzterer bloß das pkl_135.007 eigentliche Schäfergedicht verstand, nicht in Abrede pkl_135.008 stellen, doch sind wir keineswegs geneigt, der idyllischen pkl_135.009 Poesie überhaupt deshalb den Stab zu brechen. Welches pkl_135.010 Gemüth, — das hinein geworfen ist in ein bewegtes, pkl_135.011 arbeitreiches, ruheloses Leben, oder eingeengt durch die pkl_135.012 Zwangsjacke der Etiquette, oder berauscht durch endlose, pkl_135.013 lärmende Vergnügungen, — suchte nicht gern zu pkl_135.014 Zeiten in der Stille des Landlebens, im Umgang mit pkl_135.015 einfachen, den konventionellen Verschrobenheiten fernen pkl_135.016 Menschen, im Frieden der Natur Erholung, Freiheit pkl_135.017 und Ruhe? Wie aber die wirkliche Jdylle des Lebens, pkl_135.018 so hat auch der poetische Spiegel derselben einen hohen pkl_135.019 Reiz und auch für gesunde Gemüther einen unbestreitbaren pkl_135.020 Werth. Je reiner und treuer dieser Spiegel ist, pkl_135.021 je mehr er unserem ländlichen und bürgerlichen Leben pkl_135.022 entspricht, je höher ist dieser Werth. Freilich Süßlichkeiten pkl_135.023 à laGeßner müssen uns zuwider sein; aber pkl_135.024 haben wir nicht mehr als Geßner und Consorten? Besitzen pkl_135.025 wir nicht an solchen idyllenartigen Gedichten, die pkl_135.026 ihren Stoff aus dem Leben der Gegenwart schöpften, pkl_135.027 wie Göthe's Hermann und Dorothea, Voß Luise pkl_135.028 und siebenzigster Geburtstag, Kosegarten's Jucunde, pkl_135.029 Eberhard's Hannchen, Neufer's Tag auf dem pkl_135.030 Lande &c. einen theuren Schatz? Hat nicht Göthepkl_135.031 selbst erklärt, unter allen seinen Werken sei es nur
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Zwangsjacke der Etiquette, oder berauscht durch endlose, pkl_135.013
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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/161>, abgerufen am 16.07.2024.
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