Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

pkl_141.001
und zu wenig einfach, als daß wir sie als Muster pkl_141.002
wirklicher Balladen gelten lassen könnten; doch pkl_141.003
ist sein "Toggenburg" (von ihm auch Ballade genannt) pkl_141.004
vielleicht die schönste Romanze Deutschlands. pkl_141.005
Jn Göthe's "Fischer," "Erlkönig" &c. und in Uhland's pkl_141.006
"der Wirthin Töchterlein," "Roland Schildträger" pkl_141.007
&c. ist die glücklichste Nachahmung und Ausbildung pkl_141.008
der ächtesten Balladen-Volkspoesie nicht zu verkennen. pkl_141.009
-- Auch A. W. Schlegel, Fr. Schlegel, Th. Körner, pkl_141.010
Rückert, Platen, Schwab,
J. Kerner, Chamisso, pkl_141.011
Zedlitz, Anast. Grün, Lenau, Mosen, pkl_141.012
Freiligrath, Vogl, Ebert, Seidl, Kopisch, pkl_141.013
Wolfg. Müller, Adelheid von Stolterfoth
&c. pkl_141.014
haben Anerkennungswerthes geliefert.

pkl_141.015
VIII. Das Epos.
pkl_141.016

§. 203. Jn den bisher behandelten epischen Dichtungsarten pkl_141.017
hatten wir es nur mit einzelnen, wenn pkl_141.018
auch nicht ganz isolirten, doch mehr oder weniger in pkl_141.019
sich abgeschlossenen
Begebenheiten zu thun. Bei pkl_141.020
dem Epos ist das anders. Das Epos stellt in einer pkl_141.021
Reihe
in sich verknüpfter und zu einem pkl_141.022
Ganzen verbundener Begebenheiten von pkl_141.023
großer Wichtigkeit oder besonderem Jnteresse pkl_141.024
den Kampf menschlichen Willens und menschlicher pkl_141.025
Kräfte mit den feindlichen Elementen pkl_141.026
des Lebens (dem Schicksal) dar.

pkl_141.027

§. 204. Unter den, als vergangen aufgefaßten, pkl_141.028
Handlungen, die den Stoff des Epos bilden, tritt pkl_141.029
eine als die leitende, als Haupthandlung hervor; pkl_141.030
an diese schließen sich die andern als Episoden,

pkl_141.001
und zu wenig einfach, als daß wir sie als Muster pkl_141.002
wirklicher Balladen gelten lassen könnten; doch pkl_141.003
ist sein „Toggenburg“ (von ihm auch Ballade genannt) pkl_141.004
vielleicht die schönste Romanze Deutschlands. pkl_141.005
Jn Göthe's „Fischer,“ „Erlkönig“ &c. und in Uhland's pkl_141.006
„der Wirthin Töchterlein,“ „Roland Schildträger“ pkl_141.007
&c. ist die glücklichste Nachahmung und Ausbildung pkl_141.008
der ächtesten Balladen-Volkspoesie nicht zu verkennen. pkl_141.009
— Auch A. W. Schlegel, Fr. Schlegel, Th. Körner, pkl_141.010
Rückert, Platen, Schwab,
J. Kerner, Chamisso, pkl_141.011
Zedlitz, Anast. Grün, Lenau, Mosen, pkl_141.012
Freiligrath, Vogl, Ebert, Seidl, Kopisch, pkl_141.013
Wolfg. Müller, Adelheid von Stolterfoth
&c. pkl_141.014
haben Anerkennungswerthes geliefert.

pkl_141.015
VIII. Das Epos.
pkl_141.016

§. 203. Jn den bisher behandelten epischen Dichtungsarten pkl_141.017
hatten wir es nur mit einzelnen, wenn pkl_141.018
auch nicht ganz isolirten, doch mehr oder weniger in pkl_141.019
sich abgeschlossenen
Begebenheiten zu thun. Bei pkl_141.020
dem Epos ist das anders. Das Epos stellt in einer pkl_141.021
Reihe
in sich verknüpfter und zu einem pkl_141.022
Ganzen verbundener Begebenheiten von pkl_141.023
großer Wichtigkeit oder besonderem Jnteresse pkl_141.024
den Kampf menschlichen Willens und menschlicher pkl_141.025
Kräfte mit den feindlichen Elementen pkl_141.026
des Lebens (dem Schicksal) dar.

pkl_141.027

§. 204. Unter den, als vergangen aufgefaßten, pkl_141.028
Handlungen, die den Stoff des Epos bilden, tritt pkl_141.029
eine als die leitende, als Haupthandlung hervor; pkl_141.030
an diese schließen sich die andern als Episoden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0167" n="141"/><lb n="pkl_141.001"/>
und zu wenig <hi rendition="#g">einfach,</hi> als daß wir sie als Muster <lb n="pkl_141.002"/> <hi rendition="#g">wirklicher Balladen</hi> gelten lassen könnten; doch <lb n="pkl_141.003"/>
ist sein &#x201E;Toggenburg&#x201C; (von ihm auch <hi rendition="#g">Ballade</hi> genannt) <lb n="pkl_141.004"/>
vielleicht die schönste <hi rendition="#g">Romanze</hi> Deutschlands. <lb n="pkl_141.005"/>
Jn <hi rendition="#g">Göthe's</hi> &#x201E;Fischer,&#x201C; &#x201E;Erlkönig&#x201C; &amp;c. und in <hi rendition="#g">Uhland's</hi> <lb n="pkl_141.006"/>
&#x201E;der Wirthin Töchterlein,&#x201C; &#x201E;Roland Schildträger&#x201C; <lb n="pkl_141.007"/>
&amp;c. ist die glücklichste Nachahmung und Ausbildung <lb n="pkl_141.008"/>
der ächtesten Balladen-Volkspoesie nicht zu verkennen. <lb n="pkl_141.009"/>
&#x2014; Auch A. W. <hi rendition="#g">Schlegel, Fr. Schlegel, Th. Körner, <lb n="pkl_141.010"/>
Rückert, Platen, Schwab,</hi> J. <hi rendition="#g">Kerner, Chamisso, <lb n="pkl_141.011"/>
Zedlitz, Anast. Grün, Lenau, Mosen, <lb n="pkl_141.012"/>
Freiligrath, Vogl, Ebert, Seidl, Kopisch, <lb n="pkl_141.013"/>
Wolfg. Müller, Adelheid von Stolterfoth</hi> &amp;c. <lb n="pkl_141.014"/>
haben Anerkennungswerthes geliefert.</p>
              <lb n="pkl_141.015"/>
            </div>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">VIII</hi>. <hi rendition="#g">Das Epos.</hi></hi> </head>
              <lb n="pkl_141.016"/>
              <p>  §. 203. Jn den bisher behandelten epischen Dichtungsarten <lb n="pkl_141.017"/>
hatten wir es nur mit <hi rendition="#g">einzelnen,</hi> wenn <lb n="pkl_141.018"/>
auch nicht ganz <hi rendition="#g">isolirten,</hi> doch mehr oder weniger <hi rendition="#g">in <lb n="pkl_141.019"/>
sich abgeschlossenen</hi> Begebenheiten zu thun. Bei <lb n="pkl_141.020"/>
dem <hi rendition="#g">Epos</hi> ist das anders. <hi rendition="#g">Das Epos stellt in einer <lb n="pkl_141.021"/>
Reihe</hi> in <hi rendition="#g">sich verknüpfter und zu einem <lb n="pkl_141.022"/>
Ganzen verbundener Begebenheiten von <lb n="pkl_141.023"/>
großer Wichtigkeit oder besonderem Jnteresse <lb n="pkl_141.024"/>
den Kampf menschlichen Willens und menschlicher <lb n="pkl_141.025"/>
Kräfte mit den feindlichen Elementen <lb n="pkl_141.026"/>
des Lebens (dem Schicksal) dar.</hi></p>
              <lb n="pkl_141.027"/>
              <p>  §. 204. Unter den, als vergangen aufgefaßten, <lb n="pkl_141.028"/> <hi rendition="#g">Handlungen,</hi> die den Stoff des Epos bilden, tritt <lb n="pkl_141.029"/> <hi rendition="#g">eine</hi> als die <hi rendition="#g">leitende,</hi> als <hi rendition="#g">Haupthandlung</hi> hervor; <lb n="pkl_141.030"/>
an diese schließen sich die andern als <hi rendition="#g">Episoden,</hi> </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0167] pkl_141.001 und zu wenig einfach, als daß wir sie als Muster pkl_141.002 wirklicher Balladen gelten lassen könnten; doch pkl_141.003 ist sein „Toggenburg“ (von ihm auch Ballade genannt) pkl_141.004 vielleicht die schönste Romanze Deutschlands. pkl_141.005 Jn Göthe's „Fischer,“ „Erlkönig“ &c. und in Uhland's pkl_141.006 „der Wirthin Töchterlein,“ „Roland Schildträger“ pkl_141.007 &c. ist die glücklichste Nachahmung und Ausbildung pkl_141.008 der ächtesten Balladen-Volkspoesie nicht zu verkennen. pkl_141.009 — Auch A. W. Schlegel, Fr. Schlegel, Th. Körner, pkl_141.010 Rückert, Platen, Schwab, J. Kerner, Chamisso, pkl_141.011 Zedlitz, Anast. Grün, Lenau, Mosen, pkl_141.012 Freiligrath, Vogl, Ebert, Seidl, Kopisch, pkl_141.013 Wolfg. Müller, Adelheid von Stolterfoth &c. pkl_141.014 haben Anerkennungswerthes geliefert. pkl_141.015 VIII. Das Epos. pkl_141.016 §. 203. Jn den bisher behandelten epischen Dichtungsarten pkl_141.017 hatten wir es nur mit einzelnen, wenn pkl_141.018 auch nicht ganz isolirten, doch mehr oder weniger in pkl_141.019 sich abgeschlossenen Begebenheiten zu thun. Bei pkl_141.020 dem Epos ist das anders. Das Epos stellt in einer pkl_141.021 Reihe in sich verknüpfter und zu einem pkl_141.022 Ganzen verbundener Begebenheiten von pkl_141.023 großer Wichtigkeit oder besonderem Jnteresse pkl_141.024 den Kampf menschlichen Willens und menschlicher pkl_141.025 Kräfte mit den feindlichen Elementen pkl_141.026 des Lebens (dem Schicksal) dar. pkl_141.027 §. 204. Unter den, als vergangen aufgefaßten, pkl_141.028 Handlungen, die den Stoff des Epos bilden, tritt pkl_141.029 eine als die leitende, als Haupthandlung hervor; pkl_141.030 an diese schließen sich die andern als Episoden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/167
Zitationshilfe: Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/167>, abgerufen am 01.05.2024.